Thunderbolt

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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Vince
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Thunderbolt

Beitrag von Vince » 18.01.2006, 22:25

Thunderbolt

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Originaltitel: Pi Li Huo
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1995
Regie: Gordon Chan
Darsteller: Jackie Chan, Anita Yuen, Michael Wong, Thorsten Nickel, Michael Ian Lambert, Ken Lo, Kenya Sawada, Chin Kar Lok, William Tuen, Dayo Wong, Daisy Wu, Corey Yuen, Shing Fui On, Chu Yuan, Peter Yung Kam-Cheong u.a.

Gimme Fuel
Gimme Fire
Gimme That Which I Desire!


“Rumble in the Bronx” war der Garant für Jackies Durchbruch in den Vereinigten Staaten. Lange hat’s gedauert, bis es endlich so weit war... aber schließlich hat es auch eine Menge gekostet. Wie auch den Outtakes am Ende des Films zu entnehmen ist, brach sich Chan bei einer Aktion mit dem Luftkissenboot den rechten Fußknöchel. Der Fuß musste in Gips, doch das hielt Chan nicht von der Arbeit ab - einfach ein Gummischuh drüber und weiter im Text.
Diese Einstellung ging auch über den Film hinaus, denn noch im selben Jahr folgte mit “Thunderbolt” gleich noch ein weiteres Projekt. Nun stellte die immer noch anhaltende Verletzung natürlich ein kleines Problem dar. Gerade den amerikanischen Markt erobert, konnte man nun natürlich nicht einfach auf Jackies Kampfeinlagen verzichten und womöglich ein Drama inszenieren. Befürchtungen, es könne womöglich nicht turbulent genug zugehen, sind aber vollkommen unbegründet. “Thunderbolt” ist im höchsten Maße destruktiv geworden, ein Überflieger in jeder Hinsicht, die das Krachmachen betrifft. Dass Stuntkoordinator Sammo Hung bei den zahlreichen Actionszenen für Chan auf Stuntmen zurückgegriffen hat, sollte man in diesem Fall so in Kauf nehmen - auch wenn Jackie selbst bei seinem Eifer womöglich gerne alles selbst gemacht hätte. Wenigstens jedoch hat er den Titelsong selbst gesungen. Was nämlich viele nicht wissen: In seiner Heimat ist er auch als Sänger erfolgreich.

Die Rennfahrer-Thematik kam der Sachlage dennoch entgegen, denn Highlights sind diesmal nicht die Martial Arts (die dennoch wieder entzückend geworden sind), sondern die schön fotografierten Rennszenen. Das kaschiert und hebt dennoch die Action hervor, nur eben auf eine andere Art und Weise, die eben etwas mehr Kollateralschaden hervorbringt.

Michael Schumacher war ein Jahr zuvor in seiner vierten Saison im Benetton knapp vor Damon Hill Weltmeister geworden und wiederholte seinen Erfolg im Jahr von “Thunderbolt”, diesmal gar mit deutlichem Vorsprung. Deutschland war im Motorsport nicht mehr nur durch München / Stuttgart mit BMW und Porsche vertreten, sondern nun auch noch durch die populärste Rennserie überhaupt mit einem Perfektionisten aus Kerpen. Da waren sie wieder, die Klischees des präzisen, peniblen, willensstarken Deutschen, die wenig später mit dem französischen “Taxi” und der darin auftretenden deutschen Mercedes-Gang auf die Spitze getrieben wurden. Möglicherweise hat der gebürtige Gifhorner Thorsten Nickel diesen Umständen seine erste Filmrolle zu verdanken. In Karate und Thaiboxen trainiert, wandelte Nickel schnell auf den Pfaden eines Gary Daniels, was sich dann auch auf die Optik umschlug (vgl. “City Hunter”). Nickel ist der perfekte Chan-Gegner für diesen Film. Wie ein schmieriger, neureicher Porsche-Prolet schlängelt er sich aalglatt durch den Streifen, gibt mit seinem blonden Zöpfchen an und setzt ein paar verächtliche Grimassen auf. Null Identifikationspotenzial, aber die ultimative Dröhnung gebündelten Hasses. Das ist der Schwerkriminelle Cougar.

Chan selbst nimmt in seiner Rolle alle wichtigen Elemente eines Vin Diesel in “The Fast & The Furious” vorweg, abgesehen von der Tatsache, dass Chan freilich wieder einen absoluten Saubermann spielt und kein Krimineller ist wie Diesels Dominic Toretto. Seine Einordnung in den Kontext ist aber identisch: Jackie ist der Quasi-Anführer einer Gruppe von Mechanikern und Hobby-Rennfahrern. Abends wird gegrillt, und wer Jackies Schwestern anfasst, kriegt was auf die Mütze. Dass dieses Szenario anfangs dabei deutlich authentischer daherkommt als im “übertestosteronisierten” Diesel-Klon, muss, denke ich, nicht weiter ausgeführt werden. Jedoch liegt der Fokus von Beginn an nicht darin, eine Subkultur zu portraitieren; in der Hinsicht erweist sich “Thunderbolt” als extrem konventionell und erzählt bloß wieder eine der typischen Chan-Stories. Fieser Racer von augenscheinlich deutscher Herkunft (Thorsten Nickel als Cougar) überfährt einen Cop, wird von Jackie in einer waghalsigen Verfolgungsjagd gestellt, es gibt einen Ausbruch, der fiese Racer entführt Jackies Schwestern, um Jackie dazu zu zwingen, gegen ihn in einem Rennen anzutreten. Nichts Neues also, was das Drehbuch anbelangt; genau genommen ist der Plot sogar überproportional dämlich und naiv, strotzt nur so vor logischen Ungereimtheiten und ist lediglich Mittel zur Demonstration von Action.

Auf der Haben-Seite stehen ganz sicher jene dynamischen Actionszenen, die sich grob in drei Unterkategorien einteilen lassen: Autorennen, Martial Arts und Zerstörungsorgien. Die Autorennen ummanteln den Film (gleich zu Beginn gibt es eine auf der Straße mit hochgezüchteten Karren, am Ende dann das Finale auf der Strecke mit Rennwagen), die Zerstörungsorgien finden in der Filmmitte statt (bei dem Ausbruch wird ziemlich blutig das Polizeirevier auseinandergenommen, und kurz darauf wird Jackies Behausung dem Erdboden gleichgemacht), die Martial Arts zuletzt treten vereinzelt immer wieder dazwischen, speziell repräsentiert von der Fightszene in der Werkstatt und derjenigen im Spielcasino. All diese Elemente sind ausnahmslos gelungen, sowohl im Gesamteindruck als auch bezüglich des Umstandes, dass Jackie oftmals gedoubelt wurde. So überzeugen die Rennen mit sehr schön eingefangenen Perspektiven, enormer Dynamik und frischen Ideen wie absurden Sprungrampen oder einem Auto, das sich überschlägt, auf dem Dach eines anderen Autos landet und mit diesem noch ein Stück weiterfährt. Frontale Crashs à la “Winners & Sinners” gibt es nicht, aber die Kamera ist stets direkt am Geschehen und steht “The Fast & The Furious” in dieser Hinsicht kaum nach. Die Fights sind vor allem kreativ; in der Werkstatt werden sämtliche Geländer und Gegenstände in den Kampf eingeflochten, im Casino gibt es einen witzigen Trampolinkampf mit anschließender Ballschlacht. Einzig störend fiel die optische Verzerrung einer Choreografie auf, die wohl stylish sein sollte, auf Dauer allerdings eher irritierte und dann auch noch sehr ungeschickt wieder gegen die “Normalperspektive” eingetauscht wurde. Der Ausbruch ist handlungstechnisch dumm bis zum Exzess, jedoch fällt die Schießerei für Chan-Verhältnisse ausgesprochen grafisch aus und zeigt so manchen Durchschuss. Bei der Demolierung der Wohncontainer geht so einiges zu Bruch, während Jackie ordentlich durchgewirbelt wird. Die Verteilung all dieser Highlights mag etwas unrhythmisch sein, ist jedoch angenehm über den Film verteilt, so dass sich Langeweile niemals durchzusetzen vermag.

Was den Rest betrifft, stößt man leider weitgehend auf Granit. Wo die Darstellung von Jackies Lebensstil noch recht gelungen sein mag, können alle daraus wuchernden Storyfragmente nie überzeugen. In Anita Yuens Reporterin konnte ich keinerlei Sinn entdecken, abgesehen davon, dass sie eine potenzielle Liebesschnecke für den Hauptdarsteller abgibt; nur sind solche Dinge in Chan-Filmen eh für die Katz. Falls Medienkritik angedacht war, so kommt diese auch nicht zur Geltung, da kann Jackies Privatsphäre noch so sehr von den eigenen Geschwistern preisgegeben werden.
Die Motivation des Bad Guys, derart radikal seine Befreiung zu erzwingen, bleibt auch unklar - ist der Kerl einfach nur wahnsinnig oder was? Alles weitere wird dadurch nur umso absurder - der Ausbruch, die Zerstörung der Häuser, die Entführung, das Rennen. Insofern muss man das Drehbuch mit dem Etikett “Firlefanz” abstempeln, und dadurch wird der Film im Gesamtfilm nicht unbedingt besser.

“Thunderbolt” lebt also von den reinen Schauwerten, die sich durch das Racing-Ambiente ergeben. Kamera und Schnitt trumpfen bei den dynamischen Rennszenen auf, und auch sonst gibt es actiontechnisch wenig Grund zur Klage. Trotz der hanebüchenen Handlung reicht es aus Prioritätsgründen dennoch gerade so für
:liquid7:

Eine akzeptable DVD gibt es schon längere Zeit von Kinowelt, in der Regel für 5 bis 8 Euro erhältlich. Uncut.

Screens

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The Crew
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The Street Race
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The Yellow Envy Guys
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The Really Fuckin' Bad Guy
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The Collateral Damage
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The Balls
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The Race Team
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The Fly-High-Vehicle

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Beitrag von freeman » 19.01.2006, 02:49

Den Film mag ich wieder sehr. Zwar sind die Rennszenen meines Erachtens net sonderlich spektakulär aber die von dir erwähnten Actionszenen rocken ordentlich! Die Polizeirevierzerholzszene ist ja mal :shock: und steht in ihrer Brutalität wie ein Fremdkörper im Raum, vor allem wenn man bedenkt, dass das Backenfutter auch eher fluffig leicht inszeniert ist! Aber 3/5 sind immer drin! Feines Review im übrigen!

In diesem Sinne:
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Vince
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Beitrag von Vince » 19.01.2006, 10:35

Thanx! :wink:
Hab ich mir fast schon gedacht, dass das einer deiner mehr gemochten Jackie-Filme ist. Als ich mir den gestern nochmal angesehen habe, war ich bei der besagten Szene auf dem Polizeirevier auch etwas verblüfft, denn das hatte ich nicht als so explizit in Erinnerung. Vielleicht hab ich im Free TV auch immer ausgerechnet die Cut-Ausstrahlungen erwischt...

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Beitrag von freeman » 19.01.2006, 19:37

Das kann sein, den verbraten sie ja immer um 20:15, weil ja alle Jackie Filme echte Familienfilme sind ... :roll:

Wie schauts eigentlich, solll ich mal die Shanghai Filme machen?

In diesem Sinne:
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Beitrag von John Woo » 19.01.2006, 19:40

Ist das derselbe wie "Showdown mit 1000 PS" oder so ähnlich?

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Beitrag von Vince » 19.01.2006, 19:41

Auf jeden Fall! Irgendwann schreib ich auch noch Reviews zu den Shanghais, aber momentan hab ich nicht so die Lust auf die Filme. Also hau rein, ich freu mich drauf! :wink:

EDIT @ John: Jepp, das ist der Untertitel zu dem Film.

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Beitrag von Sir Jay » 24.06.2006, 19:33

Chan selbst sagt, er mag den Film nicht sonderlich xD"
verstehe nicht warum ôô

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