Der Tag, an dem die Erde still stand

Filme die viel kosten und meistens nicht das halten, was der Trailer verspricht.
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Ed Hunter
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Der Tag, an dem die Erde still stand

Beitrag von Ed Hunter » 13.12.2008, 00:55

Der Tag, an dem die Erde still stand

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Originaltitel: Day the Earth Stood Still, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1951
Regie: Robert Wise
Darsteller: Michael Rennie, Patricia Neal, Hugh Marlowe, Sam Jaffe, Billy Gray, Frances Bavier, Lock Martin, H.V. Kaltenborn, Elmer Davis, Drew Pearson, Gabriel Heatter, Holly Bane

Bild Vince verkündet der Erde:

Eine Zivilisation, die in Trümmern liegt, ist verhältnismäßig einfach zu lenken. So kam Hitler im von Reparationen des Ersten Weltkriegs niedergeschlagenen Deutschland an die Macht, deren Nachwirkungen die Welt zu Beginn der Fünfziger Jahre prägte. Der Zweite Weltkrieg hatte der Menschheit Spannungen und Unsicherheit vererbt. Der Kalte Krieg war nun im Aufbruch und die Angst vor globaler Zerstörung und der Atombombe bestimmte das Denken der Bevölkerung. Eine dankbare Ausgangskonstellation für jene, die eine Idee propagieren mochten.

Mit Filmen um feindselige Außerirdische wurde vorrangig der Nerv der Zeit getroffen; Christian Nybys “Das Ding aus einer anderen Welt” (1951) setzte mit der konsequent bösartigen Darstellung des trotz aufrechten Gangs eher animalisch als menschlich wirkenden Besuchers aus dem Weltall das wohl konkreteste Aufbruchszeichen in den rigorosen Reaktionismus. Ein Invasor von einer Kälte und Präzision, von der Ridley Scott noch zehrte, als er den Science-Fiction-Film Jahrzehnte später mit “Alien” noch fließender den Grenzen des Horrorfilms zuführte, symbolisiert hier die Mächte des Ostblocks, deren Schrecken durch den Koreakrieg von 1950 noch allgegenwärtig waren.

Der im gleichen Jahr entstandene “Der Tag, an dem die Erde stillstand” dagegen ist ein absoluter Anachronismus. “New York Times”-Kritiker Bosley Crowther verriss den Film, der wie ein Widerhaken aus der glatten Fläche des boomenden Sci-Fi-Genres hervorstand, unter anderem mit der Argumentation, dass die Geschichte wenig packend sei, der Roboter vor dem Raumschiff kaum bedrohlich und dass überhaupt kaum mehr heraus gezogen werden könne als seichte Unterhaltung. Aus diesen Worten spricht unzweifelhaft die Perspektive, mit welcher das Zeitgeschehen damals rezipiert wurde: Amerikanische Filme sollten dem Westen viel eher das Gefühl geben, gnadenlos einer bedrohlichen Macht von außen ausgeliefert zu sein, was im vorliegenden Fall natürlich nicht gelingen kann. Die prophetische Funktion der Science Fiction wurde gemeinhin dazu gebraucht, aus dem Unbekannten eine Furcht in der Bevölkerung zu aktivieren, die mittelfristig in Protektionismus ausufern musste. Dem Militär wurden bereitwillig alle Zügel in die Hand gegeben, da die Optionen eindeutig niedergelegt waren: Gegenangriff oder Zerstörung.

Die große Errungenschaft von Robert Wise’ Werk ist es, dass dem Publikum die Kraft der freien Entscheidung wieder zurückgegeben wurde, die durch Filme wie “Das Ding aus einer anderen Welt” bereits eliminiert schien.

Obwohl das mit religiösen Motiven gespickte Filmende schon damals moralinsauer gewirkt haben muss und heute nicht minder schwülstig davon berichtet, dass die Zukunft des Planeten in der Hand des Menschen liegt, so ist die Botschaft doch gerade im Kontext seiner damaligen Entstehung von bemerkenswerter Art, denn sie erfordert ausgesprochen viel Mut. Warum?

Eine mögliche Antwort darauf liefert die ungewöhnliche Perspektive, die gewählt wurde, um die Mission des menschenförmigen Aliens Klaatu zu erzählen. Was wir heute aus Katastrophenfilmen der 90er Jahre kennen, insbesondere aus “Armageddon”, verwendete “Der Tag, an dem die Erde stillstand” bereits ein halbes Jahrhundert zuvor. Der Blickwinkel ist ungleich des publikumsträchtigen, weil identifikationsstarken intrinsischen Blickwinkels (aktuell wieder in “Cloverfield” zu begutachten) diesmal ein globaler. Als Vorbild ausgewählt wurde die Infrastruktur der Verbreitung von Nachrichten, was durch die Mittel der Filmtechnik jedoch nun zu höherer Effizienz getrieben wird. Man sieht Szenen aus aller Welt - ikonische Bauwerke aus Europa und Amerika ebenso wie aufgeregt gestikulierende Reporter aller Nationen, die teilweise im wahren Leben tatsächlich bekannte Gesichter der Berichterstattung waren, womit die Authentizität noch erhöht werden sollte. Mit diesem Ansatz wurde bereitwillig Identifikationsmaterie zugunsten der Veranschaulichung einer globalen Bedrohung geopfert. Es mag daher rühren, dass der Film als wenig intensiv aufgefasst wurde, weil die Bedrohung für das Individuum auf kurze Sicht (also auf alles bezogen, was im Drehbuch selbst noch aufgegriffen wird) gering ausfällt, aber letztendlich zeichnete keiner die tatsächlichen möglichen Konsequenzen des Ost-West-Konflikts realistischer nach.

Einerseits liegt das an der möglicherweise intensivsten Szene des gesamten Films, einer bildgewaltigen Montage aus Szenen, die den Zusammenbruch jeglicher Technologie der Erde zeigt. Der Autoverkehr kommt zum Stillstand, eine Hebebrücke friert in der Bewegung ein, Computerlichter erlöschen. Die Welt ist mit einem Mal auf ein Jahrhundert zurückgeworfen, hinter die Industrielle Revolution. Bedenkt man, dass sich die Abhängigkeit der Menschheit von der Technik inzwischen weitere 50, bald 60 Jahre lang unaufhörlich multipliziert hat, kann der Schrecken aus diesen Bildern mit der Zeit nur noch größer geworden sein.

Zum anderen - und hier liegt der eigentliche Kniff - wird das unerfüllte Begehren des Zuschauers nach einer Identifikationsfigur als Anklage gegen ihn selbst verwendet. Als Professor Jacob Barnhardt klagt, dass ein Gremium aus Wissenschaftlern nicht reiche, um Klaatus Botschaft an die Menschheit zu richten, weil die Wissenschaft immer noch nicht ernstgenommen werde, verbreitet sich pure Ironie in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Satz in einem Science Fiction-Film geäußert wird. Die Aufforderung ans Publikum, sich aus der durch das individuelle Schicksal verursachten Angststarre zu lösen, wird spätestens zu diesem Zeitpunkt klar. So glasklar wie die Betätigung eines Abblendlichtschalters, um dem auf der Straße stehenden paralysierten Reh zu einer Reaktion zu verhelfen.

Die Instrumentarien zur Verkündung jener Botschaften sind dabei denkbar grob. Das Raumschiff ist in einem futuristisch-kubistischen Design gehalten und fern jeglicher Details, die Aktionen des unheimlichen Roboters, der vor dem Schiff Wache hält, sind minimalistisch und die physische Identität Klaatus, die es ihm erlaubt, unerkannt unter Menschen zu wandeln und sich mit ihnen zu unterhalten, bleibt mysteriös. Anhand der wenigen Spezialeffekte wird kaum Gehaltvolles vermittelt und im Endeffekt führt dies dazu, dass die Botschaft so plump und offensichtlich deklariert wird, als sei es Moses, der hier seine zehn Gebote verkündete. Allerdings ist die Konkretheit der Verkündungen zwar streitbar, aber unzweifelhaft beabsichtigter Natur, ebenso wie das reduzierte Design der Außerirdischen. Ungleich etwa “Alarm im Weltall” suhlt sich Robert Wise nicht im Kreativen, sondern betont das Realistische. Sci-Fi-Elemente werden infolgedessen als fremdartige Relikte aus der Zukunft eingeführt. Sie sind uns deswegen fremd, weil sie auf keinerlei Kultur schließen lassen, was als Warnung vor der Auslöschung der globalen Artenvielfalt zu verstehen ist.

“Der Tag, an dem die Erde stillstand” bezieht seine Wirkung also in erster Linie aus dem, was nicht gezeigt wird. Entgegen der Prämisse des Science Fiction-Genres, einen Blick in die Zukunft zu gewähren, ist dieser Film fester in der Realität verwurzelt als seine Genre- und Zeitgenossen. Als Intention lässt sich daraus ablesen, dass gezeigt werden soll, dass die Zukunft noch nicht geschrieben, folglich veränderbar ist. Hierin liegt die Wurzel seiner einzigartigen Ausnahmestellung. Das noch für 2008 geplante Remake sieht sich idealen Bedingungen ausgesetzt, daran anzuknüpfen, denn aktuelle globale Probleme mit der Umwelt und dem Terrorismus sind nichts anderes als der Kalte Krieg unserer Zeit.
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Ed Hunter
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Beitrag von Ed Hunter » 13.12.2008, 00:55

Der Tag, an dem die Erde still stand

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Originaltitel: Day the Earth Stood Still, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Scott Derrickson
Darsteller: Keanu Reeves, Jennifer Connelly, Jon Hamm, John Cleese, Kathy Bates, Jaden Smith, Aaron Douglas

1951 hatte Robert Wises zum Genreklassiker avancierter „Der Tag, an dem die Erde still stand“ im Science-Fiction-Korsett einen Appell auf Beendigung selbstzerstörerischer Kriege vor dem Hintergrund von Kernwaffen und Kaltem Krieg transportiert, über 50 Jahre später inszenierte der mit „Hellraiser: Inferno“ und dem famosen „Exorzismus der Emily Rose“ aus dem Horrorfach kommende Scott Derrickson ein Remake, das die Message eines nötigen Wandels im Denken und Handeln der der Selbstzerstörung näher denn je gekommenen Menschheit im Gewand eines effektvollen Katastrophenfilms fürs neue Millennium aufbereitet. Inhaltlich wie handwerklich gelungen, kann man das Update trotz einiger Schönheitsfehler als gelungene Neuauflage deklarieren.

Als gigantische Lichtkugeln über der Erde auftauchen und sich deren größte im Herzen von New York niederlässt, geht quer über den Globus die Angst vor einer Alieninvasion um – der Versuch der US-Regierung, der Bedrohung mit militärischen Mitteln Herr zu werden, wird von einem übermächtigen Roboter im Keim erstickt. Das Alien Klaatu (Keanu Reeves) präsentiert sich als Botschafter einer extraterrestrischen Vereinigung, die, wie er sagt, die Erde vor der Zerstörung bewahren möchte. Sein Wunsch, vor den Vereinten Nationen zu sprechen, wird ihm jedoch verwehrt, die starrsinning-ignorante US-Regierung setzt in der Bewältigung der Lage auf pure Waffengewalt. Als Klaatu Vertrauen zur Astrophysikerin Dr. Benson (Jennifer Connelly) fasst und mit ihrer Hilfe flieht, muss die Wissenschaftlerin erfahren, dass der Rettungsauftrag des Außerirdischen sich zwar auf die Erde, keineswegs jedoch auf die Menschheit bezieht. Vielmehr muss diese ausgelöscht werden, um den Fortbestand des Planeten zu garantieren – der Versuch, Klaatu davon zu überzeugen, dass die Menschen es wert und fähig sind, einen rettenden Wandel zu bewerkstelligen, wird zum Wettlauf gegen die Zeit…

In Zeiten von Klimakatastrophe und globaler Erwärmung neben nach wie vor bestehenden Kriegsproblematiken ist das Motiv der sich ihrer eigenen Lebensgrundlage beraubenden und ihre Welt selbst zerstörenden Menschheit aktueller denn je, markiert als wichtige Botschaft den Kern von „Der Tag, an dem die Erde still stand“ und schließt mit einer positiven Wendung, die den Charakter eines deutlichen Aufrufs zum Wandel umso vehementer untermauert: Die Menschen müssen zeigen, dass sie es wert sind, gerettet zu werden. Sie müssen zeigen, dass sie den Weg in den selbstverschuldeten Untergang noch rechtzeitig verlassen können. Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen sind es, die Klaatu von den positiven Seiten des einen Planeten zugrunde richtenden Volkes, der nach Ansicht der eingreifenden Außerirdischen nicht zugrunde gerichtet werden darf, letztlich überzeugen.

Die Präsentation der Botschaft erfolgt hierbei den heutigen Sehgewohnheiten angepasst und in klassische Muster des Katastrophen- und Alieninvasions-Films eingebettet: „Der Tag, an dem die Erde still stand“ kommt nicht ohne Fightszenarien, Massenzerstörungen und beeindruckenden Effekt-Overkill aus, brennt ein Feuerwerk teils wirklich exzellenter CGI-FX ab, lässt den extraterrestrischen Roboterriesen diverses Militärgerät in Schutt und Asche legen und erfreut sich an der ausgiebigen Präsentation über Städten und Landschaften thronender Lichtkugeln und eines todbringenden, insektenähnlichen Roboter-Alienschwarms. Wundervolle Landschaftsaufnahmen und stylish eingefangene Bilder auflaufenden Militär-Bombasts nach bester Michael-Bay-Art runden den Eyecandy-Faktor darüber hinaus überzeugend ab, nichtsdestotrotz hält sich Derricksons Film bezüglich seiner oberflächlich-visuellen Qualitäten in ausreichenden Maßen zurück, um nicht als x-beliebige SF-Katastrophenkrawallaction daherzukommen. Selbige sollte man von seinem Werk auch nicht als zentrales Element erwarten. Im Vordergrund steht die über die gelungene Story transportierte Botschaft, auch wenn einige inhaltliche Aspekte sowohl hingehend Herkunft und Motivation der Aliens als auch Klaatus allzu plakativ und einfach herbeigeführter Überzeugung vom Wert des Erhalts menschlichen Lebens noch eine etwas tiefergehende Beleuchtung hätten erfahren können.

Eine storytechnische Stärke des Remakes liegt in der Portraitierung der globalen Auswirkungen der Alienbedrohung: Auch wenn ich auf diesem Gebiet nach wie vor „Contact“ als Referenz ansehe, generieren YouTube-Videos, Nachrichtenbilder inklusive Auftritten realer Politiker von Putin bis Angie, aufkeimendes Chaos, Straßenschlachten und die Reaktionen von Religionen und Sekten eine höchst gelungene, realistisch-bedrückende Atmosphäre. 50s-Touch atmet bei alldem die Figur des in New York landenden und sich später in einen todbringenden Schwarm auflösenden Alien-Roboters, dessen völlig lächerliches und antiquiertes Design direkt der Mitte des letzten Jahrhunderts entsprungen und dem Look seines Original-Vorbilds nachempfunden ist.

Hauptdarsteller Keanu Reeves kann sich inmitten all dessen nicht wirklich einer darstellerischen Glanzleistung rühmen: Zwar mag es zumindest teilweise durchaus zur Rolle passen, dennoch zeugt sein kaum eineinhalb Gesichtsausdrücke umfassendes mimisches Repertoire nicht gerade von Klasse und wirkt seine Darstellung oftmals dementsprechend gelangweilt und auf Autopilot heruntergespult. Während Jennifer Connelly als zentrale weibliche Protagonistin eine überaus solide Leistung abliefert und Ex-„Monty Python“ John Cleese in einer arg kurz ausgefallenen Mini-Rolle vorbeischaut, markiert Kathy Bates’ grandiose Verkörperung der amerikanischen Verteidigungsministerin das strahlende schauspielerische Glanzlicht des Films.

Fazit: Scott Derricksons Remake des 50er-Jahre-Sci-Fi-Klassikers „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ erweist sich als weitgehend gelungener Genrefilm, der seine wichtige, zum Umdenken animierende Botschaft der drohenden Zerstörung der Welt durch die Menschheit selbst in ein handwerklich hervorragendes Korsett gängigen Katastrophenfilm- und CGI-Eyecandys bettet. Keanu Reeves’ versteinerte Mimik ist dabei kaum oscarverdächtig und das Drehbuch hätte teils noch etwas optimiert werden können, alles in allem ist der Streifen jedoch durchaus sehenswert.
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Für freeman stand die Zeit still

Ein Objekt droht die Erde mit unmittelbarer Wucht zu treffen und sie zu zerstören. Eilig herbeigerufene Wissenschaftler sollen sich einen Reim auf diese Situation und auf die Flugbahn des Objektes machen, sind von der Hektik der Situation aber vollends überfordert. Erstaunlicherweise bremst das Objekt vor dem Einschlag einfach komplett ab! Militär und Wissenschaftler bahnen sich ihren Weg in den New York Central Park, wo das Objekt einen Parkplatz gefunden hat und wollen den Ereignissen auf den Grund gehen. Da öffnet sich auch schon das Flugobjekt. Ein seltsames Wesen schreitet eine Art Landeklappe herunter, reicht der Wissenschaftlerin Dr. Helen Benson eine Hand und ... wird angeschossen. Klar, es ist ja im Amiland gelandet. Da kann das schnell mal passieren. Man bringt das Wesen in eine wissenschaftliche Anlage und untersucht es. Dabei schält sich aus der ursprünglichen Form des Wesens eine menschliche Gestalt heraus. Seltsamerweise sieht diese aus wie Neo und fabuliert davon, die Erde in Schutt und Asche zu legen, wenn man nicht bald die Matrix zerstöre ... ääääh, wenn man die Erde weiter so ausbeute wie bisher ...

Klaatu Barada Nikto ... am Arsch!

Um es gleich vorwegzunehmen, „Der Tag, an dem die Erde still stand“ ist der größte Humbug, der mir seit längerer Zeit aus good ol’ Amerika unter die Augen gekommen ist. Dabei macht der Film vor allem zu Beginn verdammt viel verdammt richtig. Die Momente, wenn die unheimliche Bedrohung auf der Erde einschlagen soll, die dadurch geschürte Angst und Paranoia, die Endzeitszenarien von den die großen Städte verlassenden Wagenkolonnen, die erste Begegnung zwischen Klaatu und der Menschheit und die ersten Interaktionen beider Parteien sind hervorragendes, gerüttelt spannendes Science Fiction Kino, das ohne großes Getöse zu beeindrucken vermag! Doch dann kommt irgendwann der Punkt, an dem die Geschichte hinter diesen ganzen Vorgängen zu greifen beginnt.

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Im Vergleich zum fast 60 Jahre alten Original wandelte man dabei die Grundaussagen hinter „Der Tag, an dem die Erde still stand“ etwas ab. Waren es damals noch der kalte Krieg und die daraus resultierenden Ängste vor einem Atomkrieg, die Klaatu auf seiner Mission, die Welt zu retten, antrieben, so ist es heute - oh wie originell - der Klimawandel. Nur nicht falsch verstehen! Im Grunde ist die transportierte Botschaft hinter dem Film wunderbar und die Guten im Film fahren auch alle ganz wohlweislich und nett Hybridkarren, aber ganz ehrlich: Wenn mich die Nation, die das Kyoto-Protokoll nicht ratifizieren wollte, fast schon salbadernd bzw. gebetsmühlenartig minutenlang in einem Film daran erinnert, wie gefährdet die Welt aktuell doch sei, so entbehrt das nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik. Wie gesagt, nichts gegen wichtige Botschaften, aber wenn, dann bitte nicht im „Oh, noch zehn Minuten bis zum Showdown, wir sollten es noch mindestens dreimal erwähnen“ Modus. Diese wirklich penetrante und vollkommen überzogene Moralkeule mag in Trickfilmen am richtigen Platz sein, allerdings nicht in einem Film, der sich selbst als intelligente Sci-Fi verstehen möchte.

Erst recht dann nicht, wenn in dem Film per se der Wurm drin ist. Denn hier funktioniert nicht nur das Botschaftentableau hinter dem Film nicht, hier funktioniert gar nichts! Spätestens ab dem Punkt, wenn der Zuschauer weiß: „Ah, es geht um die Umwelt und die Fähigkeit der Menschen, sich zu ändern“, passiert in dem Film nichts mehr! „Der Tag, an dem die Erde still stand“ tritt die letzten gefühlten zwei Stunden nur noch auf der Stelle und hat dem faszinierenden Einstieg nichts mehr hinzuzufügen. Am Schlimmsten erwischte es dabei das Figureninterieur, das so desolat gezeichnet ist, dass man fast schon mitleidig gestimmt ist, wenn man voll der Häme über die Figuren ablästert. Denn diese sind ... mit Verlaub ... der schlechteste Witz an „Der Tag, an dem die Erde still stand“.

Dabei kommt Keanu Reeves als Klaatu noch am Besten davon. Er schaltet halt einfach in den Neogang, läuft übers Wasser, darf sich ein paar pseudointelligente Wortscharmützel mit Wissenschaftlern liefern und beweist, dass er in Anzügen geil aussieht und laufen kann wie ein Model. Der sympathische Mime zehrt dabei einzig und allein von seinem mittlerweile durchaus vorhandenen Charisma und wirkt schon aufgrund seiner linkischen Keanu Reeves Art als Außerirdischer komplett überzeugend. Ansonsten wird der schöne Keanu aber grandios im Stich gelassen. Denn das Drehbuch hatte einen echt tollen Einfall, um Klaatu mit uns Menschen zu konfrontieren: Eine Wissenschaftlerin und ihr nerviges Stiefkind. Das Stiefkind wird gespielt von Will Smith seinem Sohn und ist schlicht und ergreifend Sackgang in seiner puren und konzentriertesten Form. Alleine die Existenz dieses Jungen rechtfertigt die Zerstörung der Erde! Aber Klaatu fand wohl eindeutig die Wissenschaftlerin zu sexy, um die Apokalypse einzuleiten. Etwas anderes kann ihn an Jennifer Connellys Rolle einfach nicht fasziniert haben, denn diese ist ansonsten vollkommen eigenschaftslos und - ganz wichtig - als Wissenschaftlerin vollkommen unglaubwürdig! Derartig vom Drehbuch verlassen übt sich Frau Connelly (im Übrigen eine oscargekrönte Darstellerin!) an zwei schauspielerischen Ausdrucksformen: Mit Rehaugen in die Kamera gucken und mit Rehaugen Keanu Reeves angucken.

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Vollkommen irrig wird es, wenn man erfährt, warum Klaatu sich irgendwann in seiner Mission um entscheidet! Er habe gesehen, dass sich Menschen ändern könnten. Das Schöne: Er war mit zwei eigenschaftslosen Langweilerfiguren unterwegs, die sich NULL geändert haben! Der Junge war am Ende genauso nervig und selbstsüchtig wie am Anfang und die Wissenschaftlerin am Ende so schlau, wie zu Beginn (sie fragt übrigens in den letzten zehn Minuten zum ersten Mal, was hier eigentlich vorgehe! Sie hat wohl einen sehr extremen Forschungsdrang LOL). Also, lieber Regisseur, liebes Drehbuch: Wer hat sich hier verändert? Hat Klaatu noch ne nette Hure am Straßenrand kennen gelernt und sie hat ihm umsonst einen geblasen und ihr musstet es wegen dem Jugendschutz schneiden? Hallo?

Am Ende fühlt man sich gerade wegen diesem Punkt massiv verarscht, einfach weil so dem bis dahin durchstandenen und durchlittenen gefühlten drei Stunden Film jegliche Form von Berechtigung unter den Füßen weggerissen wird! Denn die Erkenntnis, die Klaatu am Ende des Filmes hat, hätte er auch zu jedem anderen beliebigen Zeitpunkt haben können, da sie eben keinerlei Entsprechung im eigentlichen Film erhält. Großartig!

Und bevor ihr fragt: Nein, in den Nebenrollen hat sich auch niemand verändert! So fabuliert eine Abgeordnete des amerikanischen Präsidenten (Sehr glaubwürdig, im Übrigen! Riesige Krise und der Präsident ist wo? Nochmal im Puff? Kann dem Präsident mal wer Independence Day zeigen?), man müsse vielleicht doch endlich mit den Außerirdischen verhandeln. Schnitt: Die US Army schmeißt noch mal Bomben auf Klaatus Flugobjekt. Ja wollen die uns verarschen, oder war das ein witzig gemeinter Kommentar zum außenpolitischen Haudraufmentalismus der Amerikaner? Falls ja, funktioniert der Gag nicht. Sorry! Gespielt wird die Dame im Übrigen von Kathy Bates und damit Oscarpreisträgerin Nummer zwei im Cast und die Nummer zwei, die sich fragen lassen muss, warum zum Teufel sie solche Drecksrollen annimmt? Hammer jetzt schon Rezession bei den Amis? Von Prison Break Star Robert Knepper ganz zu schweigen, der hier als hardlinernder Kommisskopp mit ohne Hirn eine Brachialsatire auf den amerikanischen Soldaten an sich abliefert, die aber letztlich nicht zum Ton des Filmes passt.

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Dieser gibt sich nämlich todernst. So todernst, dass man immer wieder kichern muss. Sei es, weil der Weltuntergang ohne McDonalds, Windows, Coca Cola und ein weiteres gigantisches Portfolio an Product Placements in ungelogen leinwandfüllender Größe anscheinend nicht glaubwürdig ist oder ein Außerirdischer auf Zerstörungsmission alle Menschen, die er killt, wieder zum Leben erweckt. „Der Tag, an dem die Erde still stand“ ist teils wahrlich eine großartige Komödie.

Doch seien wir ehrlich: Egal wie rotzenhohl die Geschichte auch sein mag, wie beschissen die Figuren auch anmuten mögen und wie kleinkindlich uns die Botschaften in den Kinosaal gerotzt werden - ein Blockbuster hat irgendwie immer noch alle Möglichkeiten, ordentlich zu unterhalten. Wenn beispielsweise die Schauwerte stimmen, das Tempo passt und man eben oft genug abgelenkt wird, um über die gebotenen Schwachfugstellen nicht zu sehr nachdenken zu müssen.

Doch auch hier scheitert der Streifen grandios. So gnadenlos langweilig, wie der Film vor sich hin mäandert, bedarf es schon viel Fantasie, um diesem Film einen langsamen Erzählstil zu unterstellen. Denn zwischen langsam und langweilig liegen dann halt doch Welten, vor allem in filmischer Hinsicht. Und „Der Tag, an dem die Erde still stand“ ist so langweilig wie der Arsch einer Kuh. Denn anstelle Klaatu und seinen Zerstörungsroboter Gort wirken zu lassen und ordentlich Rambazamba zu veranstalten, schickt man eben Klaatu mit Helen und ihrem Stiefsohn los und lässt es ... wie nenn ich es ... menscheln? ... vor sich hin dilettieren? ... den Bach runtergehen?

Dennoch schien Regisseur Derrickson auch immer mal auf dicke Hose machen zu wollen, oder aber er hatte irgendwann selbst den Eindruck, dass ihm das Publikum entschlafen könnte. Also lässt er auch mal Roboter Gort von der Leine - für eine ultrakurze Desastersequenz. Und dann heißt die nächste Actionhaltestelle Apokalypse. Hier purzeln dann zwar die Schauwerte auf den Zuschauer ein, ABER das Hirn des Probanten befindet sich derweil schon im wundervoll eingelullten „Was soll denn der Krach jetzt“ Modus, der nicht einmal die großen Schauwerte funktionieren lässt! Ganz abgesehen davon, dass Gort als Einheit eh mehr gerockt hat, als der im Showdown wütende Schwarm von Mikroorganismen. Zumindest sind die großen BlockbusterSciFiSzenen im Film sehr gut inszeniert und bis auf einige Szenen (im Kampf US - Militär gegen Gortbestandteileschwarm ist der Modeleinsatz unübersehbar und die steten CGI Einlagen bei ALLEN Hubschrauberszenen nervten auch) sehr treffend und auf den Punkt getrickst.

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Was bleibt ist ein Desaster von einem Blockbusterfilmentwurf. Die Botschaft wird fast schon frömmelnd und gebetsmühlenartig ins Hirn des Zuschauers penetriert, die Darsteller fahren auf Standgas, die Schauwerte gehen in langweiligen Heilsbotschaften unter und der Film selber ist so abartig langweilig, dass es schon schwer fällt, ähnliche Entsprechungen im aktuellen Kinojahr zu finden! Dabei möchte ich nicht verschweigen, dass der Film durchaus seine Momente hatte. Leider steigen die alle im ersten Drittel des Filmes, der mit Einleitung des zweiten Drittels komplett den Faden verliert. Was bleibt, ist die Frage, wie der Film wohl geworden wäre, wenn man den wundervoll gegen den Strich besetzten John Cleese neben Frau Connelly als Dauerbegleitung Klaatus installiert hätte und somit Helens menschelnde Elemente mit Cleeses kühlem Sachverstand und Klaatus nüchterner Berechnung konfrontiert hätte. Oder was hätte aus dem Film werden können, wenn irgendwer die Eier gehabt hätte, der Political Correctness, die einem hier aus allen Ecken entgegentrieft, einen saftigen Arschtritt zu verpassen? Wäre ein Ende mit Schrecken nicht heilsamer, als die hier gebotene Friede Freude Eierkuchenmentalität, die obendrein die lancierten Botschaften torpediert, denn letztlich – so die Aussage des Filmes – reicht schon das Lippenbekenntnis zur Änderung schlimmster Zustände. Also verpiss dich Klaatu! Doch „Der Tag, an dem die Erde still stand“ versteckt sich hinter der Feigheit seiner Macher, macht es in seinem Product Placement Segment auch Großumweltverschmutzern recht und pfeift auf alle sich bietenden Chancen und Möglichkeiten, gegen die langweilige Vorhersehbarkeit des Drehbuches anzukämpfen. Oberflächlich geht die Welt zu Grunde, aber hey, der Neo wird’s schon richten ... Oh, falscher Film!

Letztendlich bleibt die Gewissheit, dass es glücklicherweise bereits einen Film gibt, der genau das ist, was „Der Tag, an dem die Erde still stand“ nur zu gerne wäre! Denn der Film, von dem ich rede, hat Herz, eine Handlung, definiert sich nicht über seine Schauwerte, ist langsam erzählt, ohne dabei einen Augenblick zu langweilen, kommt aus dem Science Fiction Sujet und transportiert ebenfalls einige wichtige Botschaften zum Thema Umweltschutz OHNE die Intelligenz seiner Zuschauer zu beleidigen! Wall-E heißt er und sollte dem Film, bei dem für den Zuschauer die Zeit still steht, immer vorgezogen werden. Achja: Wollen wir wirklich Blockbuster sehen, in denen Angela Merkel auftritt? Wer fabulierte da noch mal was von Eye Candy? ;-)
:liquid2:

In diesem Sinne:
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Beitrag von SFI » 13.12.2008, 05:55

Danke, mehr habe ich auch nicht erwartet von daher passt das! 8-)
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Beitrag von StS » 13.12.2008, 09:28

SFI hat geschrieben:Danke, mehr habe ich auch nicht erwartet von daher passt das! 8-)
Dem schließ ich mich ebenfalls an - danke. "ID4 Teil 2" sollte keiner erwarten, sondern eher einen zeitgemäßen Film mit religiösen, gesellschaftlichen und umwelt-bezogenen Untertönen, bei dem die Figuren (mehr oder minder tendenziell) vor der Action stehen. Freu mich drauf (wie an anderer Stelle geschrieben: NY + Jen reicht bei mir im Grunde genommen schon für den Kinobesuch, von Scott und den Trailern ganz zu schweigen). Karten für morgen sind vorhanden... :wink:

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Beitrag von Vince » 13.12.2008, 10:52

Damit wir auch gleich wieder ne Reihe voll haben, hab ich das Original noch oben drüber eingepflegt...

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Beitrag von Fäb » 14.12.2008, 13:55

Mal wieder absolut gekonnt stilsicher geschrieben, Ed! Rehspeck!

Film werd ich mir evtl. sogar im Kino geben, ich erwarte allerdings eine mittlere (filmische) Katastrophe. Nunja, abwarten.

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Beitrag von The Punisher » 14.12.2008, 18:21

Ein Effekt Overkill mit annehmbarer Story. Jaden Smith war eine einzige Nervensäge hätte man den nicht weg lassen können :roll: ? Und dann der deutsche HipSchrott Song als der Abspann einsetzte, da htte ich kotzen können wer hat das wieder verbrochen? Da ich das Original noch nicht kenne bleibt ein vergleich damit aus, am Ende
Spoiler hat geschrieben:kamen die Menschen aber zu gut weg, die Zerstörung der Erde hätte da besser gepasst
:liquid7:
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"And shepherds we shall be, for Thee, my Lord, for Thee. Power hath descended forth from
Thy hand.That our feet may swiftly carry out Thy command. So we shall flow a river forth
to Thee, and teeming with souls shall it ever be. In nomine Patri Et Filii.Spiritus Sancti"

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Beitrag von freeman » 14.12.2008, 20:43

Und ich ringe noch mit mir ob er 2/10 oder 3/10 bekommen soll. Für mich DIE ultimative Enttäuschung des aktuellen Kinojahres. Stinklangweilig und so frömmelnd, dass sich die Balken biegen. Gelacht wurde in meiner Vorstellung auch verdammt viel und das nicht ohne Grund ... Neee, sorry, aber das war gar nichts. Review folgt ... wobei der Film eigentlich keines verdient hat. Ich musste ihn ja schon ertragen ... das war hart genug LOL

"ID4 2 sollte keiner erwarten" ist aber ne genial lolige Aussage. Gegen den Film ist imo sogar die eins oscarverdächtig *feier* zumal Bill Pullman die bessere Kathy Bates ist (die hab ich noch nie so schlecht in einem Film spielen sehen wie hier, was aber vor allem an ihrer grandios üblen, vollkommen irrigen Rolle lag!)

Aber vielleicht kam ja hier bei uns die Klimawandel Special Cut Fassung, denn CGI Eyecatcher und was da noch erwähnt wurde hätte ich vermutlich in Tintenherz haben können, hier lag ja überall Nebel (Smog?) drüber :lol:

Was ein ... sorry ... Rotz!

In diesem Sinne:
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Beitrag von John Woo » 14.12.2008, 21:12

freeman, du bist mal wieder ein Überraschungsei. :wink:

Ich glaube den gebe ich mir auch erst auf DVD.

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Beitrag von Fäb » 15.12.2008, 01:00

hab aber bislang von allen "seriösen" ;) Quellen bzw. von denen auf die ich mich meistens verlassen kann auch nur extrem schlechtes gehört... ich glaub den spar ich mir doch im Kino. Lieber in den neuen Woody Allen, da hat's dann auch direkt 'et Scarlett mit dabei :lol:

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Beitrag von StS » 15.12.2008, 07:52

Nach dem nicht uninteressanten "Hellraiser: Inferno" und dem guten "the Exorcism of Emily Rose" hat sich Regisseur und Scott Derrickson für seinen ersten Big-Budget-Film ein zeitgemäßes Remake von Robert Wise´s 1951 "the Day the Earth Stood Still" ausgesucht...

Geschickterweise hat er es vermieden, sich auf vordergründige ("gängige") Zerstörungsorgien á la "War of the Worlds" oder "Independence Day" einzulassen, und hat sich stattdessen stärker den inhaltlichen Aspekten zugewandt (auch wenn z.B. NY mal wieder zum Hauptziel wird, was aber als Hauptstadt der Welt eigentlich vollkommen logisch ist). Die Story des Originals wurde modernisiert und keineswegs verfälscht - die zu vermittelnden Aspekte blieben auch in der Neuversion entsprechend gut erhalten und funktionieren in diesem neuen Jahrtausend mindestens genauso gut wie damals vor dem Hintergrund des einsetzenden kalten Krieges und der neuen Gefahr von Atombomben (und so). Die Special Effects schwanken in ihrer Qualität, sind aber mehrheitlich gelungen, die Charakterzeichnungen enttäuschen leider - und die Handlung an sich hätte durchaus mehr Tiefe vertragen können.

Die beiden Hauptdarsteller (der gewohnt ausdruckslose K.Reeves sowie die gewohnt verlässliche (und wunderhübsche) J.Connelly) werden zu keiner Zeit wirklich gefordert (was bei ihm schon ganz gut so ist, bei ihr recht schade), Kathy Bates war in anderen Filmen wesentlich besser, R.Knepper (böses Militär) und J.Smith (nerviges Kind, obgleich von der Rolle her nahe am Original) haben beide genervt und waren schlichtweg schwach. Apropos: Das Lied von Thomas D im Abspann ist der letzte Rotz und ruiniert die Schlusstimmung schlagartig - allein deshalb ist der spätere Kauf einer ausländischen Blu-Ray Pflicht, einfach um dann einen besseren (erträglicheren) Song im Abspann zu haben!

Speziell angesichts des schwachen Drehbuchs (mal auf die Dialoge achten) ist der Film leider letztlich (mehr oder minder) hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben - er wirkt streckenweise einfach zu oberflächlich, birgt aber eine Menge Ansätze und Ideen in sich, welche es (zumindest gedanklich) anzugehen lohnt. Ich bin zumindest froh, dass Derrickson weder einen "dummen Blockbuster" für die entsprechenden Zuschauer noch einen "aufdringlichen Öko-Botschaft-Streifen" für Al Gore und seine Jünger abgeliefert hat...

Kurzum: Unterhaltsamer, aber oberflächlicher Film, der (dennoch) eher für ein mitdenkendes Publikum geeignet ist - statt für all jene, die nur auf Zerstörung und F/X-Schauwerte aus sind...

knappe :liquid6:

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Beitrag von Vince » 15.12.2008, 10:26

StS hat geschrieben: Kurzum: Unterhaltsamer, aber oberflächlicher Film, der (dennoch) eher für ein mitdenkendes Publikum geeignet ist - statt für all jene, die nur auf Zerstörung und F/X-Schauwerte aus sind...
Ich glaub das ging in deine Richtung freeman. :lol:

@freeman: kennst du eigentlich das Original und wenn ja, wie stehst du zu dem? Weil man das ja auch als "frömmelnd" bezeichnen kann... würde halt gerne mal einschätzen, ob dir das nur generell nicht passt oder ob das halt nur im Remake so scheiße rüberkommen soll.

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Beitrag von StS » 15.12.2008, 11:55

Nee, hätte ich ne Spitze gegen den armen Mr.Kiddie-Pink ... ähm Pierre ... einbauen wollen, hätte ich was anderes geschrieben... :wink:

Nee - wirklich nicht. Die Aussage trifft generell zu, da gerade der internationale Trailer wesentlich mehr Action verspricht, also quasi ein Spektakel im Stil der eingangs genannten Werke - was der Film allerdings definitiv nicht ist (das Publikum bei mir in der Vorstellung hat sich wohl mehrheitlich auch was anderes erhofft).

Hab das Original nicht mehr allzu deutlich im Hinterkopf, aber an sich hat man sich wohl recht gut an die Vorlage gehalten bzw. diese inspiriert in die heutige Zeit übertragen - nur halt etwas zu oberflächlich. Keanu (finde ich) passt mit seiner "minimalistischen Art" z.B. übrigens etwas besser als der doch eher redseelige Typ im Vorgänger zu dem Part an sich...

Ist halt kein "Speed Racer", der Streifen... :wink:

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Beitrag von Vince » 15.12.2008, 12:03

Keanu scheint mir für den Part auch eine sehr gute Wahl, allerdigs hab ich den im Original auch als eher hölzern in Erinnerung... auch wenn er vielleicht was redseliger sein mag.

Und ja, wer hier tatsächlich Spektakel erwartet hat, sollte sich was schämen und mal gehörig an seinem Filmfachwissen arbeiten. ;)

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Beitrag von freeman » 15.12.2008, 13:41

Keanu passt wie Arsch auf Eimer in dem Film (neben Cleese das einzig positive Element im Cast), einfach weil Klaatu dank Keanus steifer Art per se wirklich wie ein Außerirdischer wirkt. Und naja, frömmelnd wirds immer dann, wenn mir Hauptcharaktere ALLE 10 Minuten die Botschaft um die Ohren hauen. Wie gesagt, ich bin dank Animationsstreifen definitiv geschult dahingehend, was es heisst, mit Botschaften erschlagen zu werden. Aber das unterbietet dieser Streifen spielend. Man kommt sich vor, wie in einer Theatervorführung für Waldorfschüler, wo man wirklich alle 10 Minuten nochmal genau erklärt bekommt, warum nun die Natur sauer ist und wer dafür verantwortlich ist ... Ich hatte dann nach etwa 30 Minuten Dauerbombardement einfach die Schnauze voll. Intelligent ist das dann nach meiner Auslegung auch nicht wirklich. Es passt aber zu dem komplett oberflächlichen und vor allem feigen Anstrich des gesamten Streifens.

Das Original kenne ich nicht im Ganzen, kann mich aber nicht erinnern, da auch so eingelullt wurden zu sein. Falls doch, dann hat sich das gut über meine verschiedenen Anläufe verteilt ... anders kann ichs mir nicht erklären.

In diesem Sinne:
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Beitrag von SFI » 15.12.2008, 14:58

Ich denke freeman ist in einer tiefen Sinnkrise, jetzt werden sogar schon Nobrainer gebasht und das obwohl unser eigentlicher "Miesmacher" StS den Film mit einer 6/10 fast auf den Tron hievt. In Zeiten von Stealth war so etwas noch undenkbar. Ich denke 2009 wird ein lustiges Jahr was die Filmtagebücher angeht. :lol:
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Beitrag von StS » 15.12.2008, 15:23

Ein "No-Brainer" ist er ja nicht - es gibt schon genügend Dinge, über die sich nachdenken lassen, nur wird das halt recht oberflächlich präsentiert. Ich fand den Film "okay", also unterhaltsam - aber nun auch nicht überragend oder so. Ins Kino muss man nicht unbedingt, daheim auf BR reicht auch gut aus.

Und zu Freeman, seiner (Sinn-) Krise und dem kommenden Kinojahr:
Es bleibt spannend... :lol:

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Beitrag von Cyborg Cop » 15.12.2008, 15:46

Hey, nichts gegen Waldorfschüler... :D















































obwohl... :roll:

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Beitrag von freeman » 15.12.2008, 15:52

Also mein Review kommt Morgen, ich werde jetzt noch ein paar Pinkfilmbashingzeilen für Herrn Timo einbauen müssen ... :roll:

;-)

In diesem Sinne:
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Beitrag von SFI » 15.12.2008, 17:30

Jetzt sei net so, ich mach dir nen Vorschlag: Überzeugt mich dein Review, dann meide ich das Kino und warte auf die DVD, aber wehe ich habe dann nen 10er Kandidat verpasst! :lol:
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Beitrag von kaiserfranz » 16.12.2008, 00:06

Hab den Streifen heute gesehen. Muss sagen, dass ich zwischendurch eingepennt bin. Die ersten Minuten fand bis zum Erscheinen des "Objekts" noch ganz spannend, aber als Klaatu dann auftauchte, wurde ich irgendwie müde, was aber auch an der Story lag. Effekte fand ich hammer, aber das kann nicht alles sein.

:liquid5:

Gruss
kaiserfranz
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Beitrag von freeman » 16.12.2008, 11:30

So, hab mich ordentlich ausgekotzt! Der letzte Abschnitt ist freilich ausschließlich fürn Timo ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 16.12.2008, 12:04

Alleine die Existenz dieses Jungen rechtfertigt die Zerstörung der Erde!
Mein persönlicher Liquid-Review-Satz des Jahres. :lol:

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Beitrag von StS » 16.12.2008, 12:53

Danke für die Zeilen, Pierre - obgleich ich es inhaltlich ja nicht ganz so sehe. Jetzt haben wir zumindest die von der Masse abweichende Meinung auch mal ausformuliert... :wink:

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Beitrag von SFI » 16.12.2008, 14:33

Sehr gutes Reviews, welches den Trash zu jeder Zeit erahnen lässt. Ich bin daher wirklich etwas skeptisch bezüglich eines Kino Besuches.
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