Ich schließe mich dem meinungs- und wertungstechnischen Formationsflug an. Wobei es mit Wissen darum, was in den nächsten Jahren kommen sollte, fast schon wieder verwundert einen so verhältnismäßig sauber produzierten Film in der Filmographie von sowohl Cage als auch EFO zu finden. Der reale Fall war mir bis zur Sichtung von "Frozen Ground" nicht bekannt, was die Spannungskurve trotzdem nicht nach oben drückt: An der Schuld von Cusacks Figur werden kaum Zweifel gesät, nach weniger als einem Drittel wird er sogar definitiv als Mörder dargestellt. Ausgerechnet bei dieser Figur schlurt der Film auch etwas: Gründe für sein Handeln werden nicht genannt, die Dynamik mit seiner Familie nur in einer Abendessenszene angedeutet, seine Taten aus (eventuell nicht ganz angebrachter) Pietät kaum bebildert. Immerhin spielt Cusack den Serienkiller mit Biedermeier-Fassade gut genug, um diese Schwächen etwas auszugleichen.
Mit Cage hat er einen Gegner auf Augenhöhe, der hier erfreulich zurückgenommen, aber eingängig spielt. Ergänzt werden die beiden um eine ziemlich starke Vanessa Hudgens, die ihre Prostituierte als zu schnell erwachsen gewordenes Kind zwischen Toughness und Schutzbedürfnis angelegt. Auch bei dieser Figur kann das Drehbuch nicht immer ganz verklickern, warum sie sich manchmal wie verhält, selbst wenn sie selbstzerstörerisch und phasenweise unter Drogen agiert. Die frühen Eighties und das unterkühlte ländliche Amerika werden mit starken Bildern eingefangen, die Horrorvorstellung eines Familienvaters, der reihenweise junge Frauen vergewaltigt und tötet geht auch in dieser Stimmung unter die Haut. Freilich ist vieles trotz realer Vorlage ziemliches Klischee: Der Ermittler, der zu sehr für den Job lebt, seiner Familie zuliebe aufhören und noch diesen einen Fall. Die Polizei, die Prostituierte als unglaubwürdig ansieht und in Form einer besonders schmierigen Figur noch den oft gehörten und immer wieder widerlichen Spruch bringt, dass man eine Prostituierte ja gar nicht vergewaltigen könne. Der Typ von nebenan als Killer, dem die Nachbarn kein Verbrechen zutrauen. So ist das Ganze nur begrenzt spannend und kaum originell, hat aber durchaus Flair. Zum Hauptdarstellertrio kommen einige markige Charakterfressen wie Dean Norris, Kevin Dunn und Kurt Fuller zum Akzentsetzen in Kleinrollen, eine leider völlig verschenkte Radha Mitchell als Cages Ehefrau und Curtis '50 Cent' Jackson als Pimp, dessen wenig überzeugend angetackerte Langhaar-Perücke mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als sein mäßiges Schauspiel. Den Film zieht das glücklicherweise nicht runter, der aber nicht mehr als gute Routine ist, True-Crime-Hintergrund hin oder her.
Starke

Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]