Teuflische Begegnung

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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Teuflische Begegnung

Beitrag von StS » 11.12.2006, 16:51

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Originaltitel: Malevolent
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2002
Regie: John Terlesky
Darsteller: Lou Diamond Phillips, Edoardo Ballerini, Kari Wuhrer, Steven Bauer, Whitney Dylan, ...


„Malevolent“, der in Deutschland den Titel „Teuflische Begegnung“ trägt, beginnt rasant: Ein kleiner Großstadtladen wird von einem Sprengsatz zerrissen, im Anschluss entbrennt eine spektakuläre Auto-Verfolgungsjagd (Cops vs. die fliehenden Bombenleger) quer durch belebte Straßenschluchten, während die Handlung parallel dazu zwischen jenen Szenen sowie denen eines Verhörs hin und her springt, bei welchem Detective Jack Lucas (Lou Diamond Phillips) „Internal Affairs“- Beamten Rede und Antwort stehen muss. Ein temporeicher, spektakulärer Auftakt für diesen von John Terlesky (“Judgement Day“/„Chain of Command“) inszenierten Thriller – schade nur, dass die verwendeten Szenen eigentlich aus dem 1999er Streifen „the Corrupter“ (mit Chow Yun Fat & Mark Wahlberg) stammen…

Kenner jenes Films erhalten an dieser Stelle natürlich bereits einen guten Dämpfer in Sachen Sehvergnügen, aber es ist fair zu erwähnen, dass man sich in diesem Fall große Mühe gegeben hat, die verwendeten „Stock Footage“-Sequenzen möglichst optimal in den neuen Kontext einzupassen, was gleichfalls für den anderen größeren Action-Moment gilt, welcher Dwight H.Little´s „Marked for Death“ (mit Steven Seagal) „entliehen“ wurde. Man kann demnach durchaus sagen, dass wer die „Originalwerke“ nicht kennt, diese Tatsache, wenn überhaupt, nur mit größter Aufmerksamkeit bemerken dürfte. Ich persönlich kann eine solche Vorgehensweise im Grunde gar nicht ausstehen, doch vorliegend hat es mich (zugegebenermaßen) nicht allzu sehr gestört, da die Integrationen mit sichtlicher Sorgfalt vorgenommen wurden, und das auch nur in zwei Situationen – Negativ-Beispiele dieser „Unsitte“, man denke nur mal an „Ticker“, „Agent Red“ oder „Rangers“, spielen dagegen in einer ganz anderen (niederen) Liga.

Aktuell ist Jack Lucas dabei, eine schwere Phase durchzumachen – unlängst erst musste er den Tod seiner Mutter ebenso wie jenen seines Partners verkraften. Seit letzterem Vorfall steht er außerdem unter Beobachtung der „Abteilung für innere Angelegenheiten“, denn angeblich war sein Freund und Kollege in zwielichtige Geschäfte verwickelt. Nach einer zehrenden Befragung versucht er sich am Abend in einer Bar auf andere Gedanken zu bringen, wobei er einen jungen Mann namens Oliver Chadwicke (Edoardo Ballerini) kennen lernt, der ihm allerdings schon bald auf die Nerven zu gehen beginnt. In Folge eines spendierten Drinks verliert er jedoch irgendwann das Bewusstsein – als er wieder zu sich kommt, sind seine Dienstwaffe sowie einige andere persönliche Gegenstände verschwunden. Selbstverständlich meldet er den Vorfall nicht, denn dieser ist ihm (nachvollziehbar) peinlich, besonders in Anbetracht der laufenden Untersuchung. Kurze Zeit später findet man den ermittelnden „I.A.“-Beamten ermordet auf – erschossen von Chadwicke, erwartungsgemäß mit Jack´s Pistole. Während die vom Killer ausgelegten Spuren immer deutlicher in seine Richtung weisen und er zusätzlich persönliche Anrufe des Täters erhält, versucht er verbissen, das Puzzle der Hintergründe dieses Falles selbst bzw rechtzeitig zusammenzusetzen. Diese Bemühungen führen ihn zu der „exotischen Tänzerin“ Jessica (Kari Wuhrer), die Oliver früher mal belästigt hat. Die Überkreuzung der Fälle lässt sie erneut zu seinem Stalking-Opfer werden – ihre Mitbewohnerin überlebt diese Entwicklung nicht. Auf Jack´s Drängen hin, nimmt man den Verdächtigen sogar temporär in Haft, muss ihn aber aus Mangel an Beweisen wieder gehen lassen. Für die anderen Cops scheint ohnehin alles zunehmend auf ihren Kameraden als Verantwortlichen zu deuten, welcher sich noch einigermaßen ergiebig über die ihm in den Weg geworfenen Hürden hinwegzusetzen vermag. Schließlich entdeckt er (zu seinem Entsetzen) gar eine Verbindung zwischen Chadwicke und dem kürzlichen Ableben seiner Mutter…

„Malevolent“ ist ein B-Film in Reinkultur: Das unoriginelle Drehbuch aus der Feder von Dennis Shryack („Fifty/Fifty“) wurde kostengünstig unter dem Kommando eines zweitklassigen Regisseurs umgesetzt und wartet mit einer Besetzung auf, die aus Schauspielern besteht, welche (trotz ihrer verhältnismäßigen Bekanntheit) noch nie zu Hollywoods A-Riege gehörten. Lou Diamond Phillips war zwar schon in einigen Hits zu sehen, wie „La Bamba“, „Young Guns“ oder „Courage Under Fire“, nur ist ihm der große Durchbruch bislang verwehrt geblieben, weshalb er jüngst immer häufiger in strikt für den Videotheken-Sektor produzierter Ware á la „Absolon“, „Red Water“ oder „Bloodlines“ zu sehen ist. Der Mann besitzt unbestreitbar Talent, welches gelegentlich durchschimmert, sofern der Part bzw die Vorlage stimmt – hier beschränken sich diese Elemente auf gewisse emotionale Ausprägungen (Wut, Verzweiflung etc), welche er routiniert meistert, ohne wirklich gefordert zu werden. Neben ihm ist, wie schon in „Boulevard“, die „Queen of Independent-Video“ Kari Wuhrer („King of the Ants“/„Eight Legged Freaks“) zu sehen. Ihr ganzer Part ist nicht sonderlich aufregend oder abnötigend – derartige Auftritte beherrscht sie im Schlaf. Überraschend vielleicht, dass ihr das Skript, obwohl sie eine Stripperin spielt, keine Nacktszene abverlangte. Beide Stars, also sie und Lou, verbleiben jedenfalls unterbeansprucht, weshalb sie sich wohl auch keine überschäumende Mühe gegeben haben, sich mehr als unbedingt nötig zu engagieren. Dritter im Bunde ist Edoardo Ballerini („Romeo must die“/„Freezerburn“), der einen soliden, unsympathischen Baddie abgibt, ferner lassen sich zudem Steven Bauer („Scarface“/„Wild Side“) sowie Carmen Argenziano (TV´s „Stargate SG-1“/„Swordfish“) in Nebenrollen entdecken.

John Terlesky („Guardian“/„Cerberus“) hat handwerklich saubere Arbeit geleistet, welche allerdings darunter leidet, dass die erzählte Geschichte nichts weiter als eine lahme Variante des altbekannten „Katz und Maus“-Spiels zwischen einem Killer und Polizisten darstellt. Raffiniert ist die Gestaltung der Jack mit den Morden in Verbindung bringenden Intrige kaum, das Aufzeigen blutiger Details hat allem Anschein nach keinen hohen Stellenwert bei den Verantwortlichen eingenommen, welche wahrscheinlich eher das Psycho-Duell der Kontrahenten im Vordergrund des angedachten Konzepts sahen – eine Rechnung, die angesichts der fehlenden (charakterlichen wie inhaltlichen) Tiefe nicht aufgeht. Dementsprechend kontraproduktiv wirkt sich obendrein der Umstand aus, dass man von Anfang an auf die klassische „Whodunnit?“- Komponente verzichtete. Klischees und abgegriffene Genre-Versatzstücke lassen sich an jeder Ecke ausmachen. Situationen unnötig verkomplizierende Entscheidungen, Fahrzeuge, die im ausschlaggebenden Augenblick nicht anspringen wollen, tausendmal zuvor gehörte Dialogphrasen: alles dabei – mit Ausnahme der normalerweise obligatorischen Romanze zwischen dem beschützenden Cop und der charmanten Zeugin, welche hier eine platonische Ebene nie überschreitet. Sich zwischenzeitig einschleichende Leerlauf-Passagen senken den ohnehin nicht sehr ausgeprägten Spannungsgrad auf eine biedere Höhe, der es jedoch gerade noch so gelingt, das Aufkommen echter Langeweile abzuwenden.

Fazit: „Malevolent“ ist ein konventioneller Krimi/Thriller, dem es an Inspiration, Überraschungen sowie echten Highlights mangelt …

:liquid4:


In Deutschland ist der Film von "Sunrise Entertainment / Laser Paradise" veröffentlicht worden - eine durchschnittliche Edition, welche immerhin O-Ton aufweist und inzwischen vielerorts kostengünstig zu bekommen ist.

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Beitrag von freeman » 12.12.2006, 00:42

Oh Mann, es ist doch immer wieder schön, dass man die Sinnlosigkeit mancher Filme mit wenigen Worten echt genial umschreiben kann. Hier:

Kari Wuhrer spielt ne Stripperin und zieht net blank ...

Allmächt ... Film habe ich imo noch nie gesehen, jedenfalls bimmelte beim Lesen des feinen Reviews nichts ... Zu Lou Diamond Philips geb ich dir recht, der Mann hats eigentlich drauf, nur die rechten Filme für sein Talent waren irgendwie nie dabei. Red Water bring ich die Tage mal nen Kurzreview. Den finde ich wegen dem Regisseur recht interessant, der Film selber ist aber ziemlicher Quatsch, irgendwo ...

In diesem Sinne:
freeman
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