Pulp Fiction

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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Mr_Pink
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Pulp Fiction

Beitrag von Mr_Pink » 06.02.2011, 17:25

Warnung/Anmerkung: Der Nachfolgende Text geht weit über eine gewöhnliche Kritik hinaus. Es werden Aspekte des Film sehr detailliert besprochen, die auch das Ende gewisser Handlungsstränge beinhalten, die, den, vermutlich, wenigen Menschen die den Film nicht kennen einiges spoilern. Zusätzlich wird noch auf einige Punkte eingegangen, die, im Grunde, nichts mit der eigentlichen Rezension des Films zu tun haben, wobei einiges aus Internet-Recherchen resultiert, aber nur Eingang fand, wenn es auch meiner persönlichen Meinung entsprach. Wer sich hieran stört, der kann ab 'Die Darsteller' weiter lesen, ab hier geht es, spoilerfrei, um den Film und die Bewertung.


Pulp Fiction

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Original Titel: Pulp Fiction
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1994
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Uma Thurman, Ving Rhames, Tim Roth, Amanda Plummer, Harvey Keitel, Christopher Walken, Eric Stoltz, Steve Buscemi...


pulp/'pǝlp/n. 1. A soft most shapeless mass of matter
2. A magazine or book containing lurid subject matter and being characteristically printed on rough, unfinished paper
American Heritage Dictionary
New College Edition


Anfang der Neunziger, hatte ein junger Drehbuchautor und Regisseur ein Skript verfasst, welches er gezielt so geschrieben hatte, um es mit geringst möglichen, finanziellen, Mitteln zu verfilmen. Durch einen glücklichen Zufall landete das Buch in den Händen Harvey Keitels, welcher begeistert seine Hilfe bei der Umsetzung anbot. So kam der junge Mann an ein Budget von 1,2 Millionen US-Dollar und drehte in kürzester Zeit, mit einem, für einen unbekannten Regisseur und das niedrige Budget, beachtlichen Cast, einen Film, der immenses Aufsehen erregte und dem Regisseur und Autor weitere Türen öffnete. Der Verfasser des Drehbuchs war, natürlich, Quentin Tarantino und der Film Reservoir Dogs.
Das danach angefertigte Script, wurde vom ursprünglichen Auftraggeber Tri-Star allerdings für nicht gut genug empfunden und Tarantino wurde aus dem geschlossenen Vertrag entlassen. Was für Tri-Star nicht gut genug war, wurde von Miramax mit offenen Armen empfangen. Man lies dem Regisseur vollkommen freie Hand, doch konnte niemand damit rechnen, was sich hieraus entwickeln sollte. Mit einem Budget von nur 8 Millionen US-Dollar entstand ein Film, der Geschichte schrieb: Pulp Fiction. Neben einem Einspielergebnis von fast 108 Millionen US-Dollar, allein in den USA (weltweit bis Ende 1997: 210 Millionen US-Dollar), einem Oscar (bestes Originaldrehbuch) nebst sechs weiteren Nominierungen (bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller, bester Nebendarsteller, beste Nebendarstellerin und bester Schnitt), der goldenen Palme von Cannes und vielen weiteren Filmpreisen und Nominierungen, landet Pulp Fiction auch bei fast jeder Wahl zum besten Film aller Zeiten auf einem der vorderen Plätze, auch die Durchschnittsbewertungen in der ofdb (8,92) und imdb (9,0) (jeweils Stand 05.02.2011) sprechen Bände. Grund genug einmal genauer auf den Film einzugehen.

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Vergleich: chronologisch korrekte Abfolge – Darstellung im Film

Wie bereits bei seinem Erstling, verwendete Tarantino auch bei Pulp Fiction, das Stilmittel, der episodenhaften Darstellung. Im Gegensatz zu Reservoir Dogs jedoch, bei dem die eigentliche Handlung nur durch Rückblenden unterbrochen wurde, die untereinander keinen wirklichen Zusammenhang hatten, wird hier ein komplett anderer Weg gegangen: Die einzelnen Episoden sind zwar in sich abgeschlossen, haben aber dennoch Auswirkungen aufeinander. Auch die reale zeitliche Abfolge ist eine andere als die Dargestellte. So spielt die filmische Rahmenhandlung eigentlich vor der fast kompletten Handlung im Mittelteil. Werfen wir zunächst einen Blick auf die gezeigte Reihenfolge, Details folgen bei der chronologisch korrekten Darstellung:
1. Prolog
2. Vorspann
3. erste Handlungsszene (ohne Titelbildschirm)
4. Vincent Vega und Marsellus Wallace Frau
5. Die goldene Uhr
6. Die Bonnie Situation
7. Abspann

Der tatsächliche zeitliche Ablauf ist jedoch folgendermaßen:

Tag 1: Vincent Vega und Jules Winnfield sind unterwegs zu ihrem Auftrag. Während der Fahrt unterhalten sie sich über Vincents Amsterdam-Aufenthalt und die Unterschiede zwischen den USA und Europa (Stichwort: Royal mit Käse). Nach dem Erreichen ihres 'Arbeitsplatzes', kommt das Gespräch auf die Ehefrau ihres Bosses, Marsellus Wallace und die Tatsache, dass ein ihnen Bekannter angeblich wegen dieser Frau Ärger mit Marsellus bekam. Schließlich betreten sie ein Apartment und es stellt sich heraus, dass dessen Bewohner ihren Boss bestohlen haben. Weshalb Jules und Vincent die Diebe liquidieren und die gestohlene Ware (einen Koffer) sicherstellen sollen, was sie auch tun (bis hier Abschnitt 3 in der Filmfolge). Überraschender Weise kommt aus dem Badezimmer noch eine weitere Person, welche das Feuer auf die Killer eröffnet, diese aber nicht trifft, was ihm logischerweise im Endeffekt nicht gut bekommt. Zusammen mit Marvin, der wohl als Informant für die Mission diente machen sich die zwei auf den Weg zurück. Jules hält die Tatsache, dass sie noch am Leben sind obwohl aus kürzester Entfernung auf sie geschossen wurde für ein Zeichen Gottes, Vincent widerspricht ihm hierbei, als er Marvin, der sich auf der Rückbank wieder findet, in die Diskussion einbeziehen will, löst sich ein Schuss aus seiner Waffe. Da, mit einem dermaßen verschmutzen Wagen, eine Weiterfahrt unmöglich ist, suchen sie Unterschlupf bei Jimmy, einem Partner von Jules. Dieser ist von dem ungebetenen Besuch, selbstverständlich, nicht gerade begeistert, erwartet er doch seine Frau von ihrer Nachtschicht zurück. Die Lösung dieser, für alle Beteiligten, unangenehmen Situation überträgt Marsellus dem Spezialisten Mr. Wolf, welcher die Situation mit Bravour löst. Anschließend gehen die knapp dem Gefängnis entkommenen Jules und Vincent frühstücken. Leider wird das Café in dem sie essen überfallen, doch der geläuterte Jules kann die Situation beruhigen und alle können unbehelligt von dannen ziehen (bis hierhin Abschnitt 6, gegen Ende parallel dazu der Prolog). Nachdem der Koffer bei Marsellus abgegeben wurde, wobei das erste Mal Butch, ein Boxer, der mit Marsellus scheinbar ein Geschäft macht, auftritt, soll Vincent Marsellus' Frau ausführen, während ihr Mann nicht in der Stadt ist. Zunächst macht dieser sich aber auf den Weg zu seinem Dealer, Lance, um sich Heroin zu kaufen und sich einen Schuss zu setzen. Zusammen mit Mia, der Frau seines Bosses, macht er sich dann auf den Weg zu "Jack Rabbit Slim's" um dort zu Abend zu essen. Neben dem Essen ist auch ein Twist-Turnier ein wichtiger Teil des Abends. Später am Abend kommen Mia und Vincent zurück zu Mias Haus. Hier verwechselt die Frau des großen Bosses das Heroin in Vincents Tasche mit Kokain und schnupft ein Wenig davon. Vincent, der während dieser Aktion auf dem Klo über den restlichen Verlauf des Abends nachdachte, findet die, von der Überdosis halb tote, Mia am Boden liegen und bringt sie schnellstmöglich zu Lance, wo er ihr mittels einer Adrenalin-Injektion ins Herz das Leben rettet. Bevor Vincent sich von Mia verabschiedet, vereinbaren beide noch, dass Marsellus nie erfahren soll, was an diesem Abend vorgefallen ist. (Abschnitt 4).

Tag 2: Zunächst wird eine Rückblende gezeigt: Captain Koons, ein Armee-Freund von Butchs Vater übergibt diesem die goldene Uhr seines Vaters, der in Vietnam gefallen ist. Diese Uhr war bereits im Besitz von Butchs Urgroßvater und wurde seither vom Vater an den Sohn weitergereicht. Diese Rückblende stellt sich als Traum heraus, den ein Boxer, Butch, vor dem, getürkten, Kampf hat. Entgegen der Absprache schlägt Butch seinen Gegner vernichtend (er stirbt sogar). Während Marsellus Wallace tobt und den Kopf des Verräters will, schafft es Butch mit einem Taxi zu seiner Freundin, Fabienne, zu fliehen.

Tag 3: Nach dem Aufstehen stellt Butch bestürzt fest, dass Fabienne seine Uhr nicht eingepackt hat. Da ihm diese,verständlicherweise, sehr viel bedeutet und er nicht ohne sie fliehen will, macht er sich, sehr aufgebracht, auf den Weg zu seinem Apartment, wohl wissend, das er dort auf seine Verfolger treffen könnte. Angekommen, findet Butch ohne Probleme seine Uhr, doch beim verlassen der Wohnung bemerkt er, auf dem Küchentisch, eine Waffe, mit welcher er den, zum Zeitpunkt seines Eintreffens auf der Toilette befindlichen, Vincent erschießt. Beschwingt von dem Gedanken seine Verfolger los zu sein macht sich Butch auf den Rückweg. Auf diesem läuft ihm, überraschender Weise, Marsellus über den Weg. Der Versuch ihn zu überfahren schlägt fehl, dabei wird das Auto zerstört. Als Butch, nach seinem Unfall, wieder zu sich kommt, ist auch Marsellus wieder auf den Beinen, welcher das Feuer auf ihn eröffnet. Die Verfolgungsjagd endet bei einem Pfandleiher. Dieser unterbricht die Schlägerei zwischen den Widersachern, just in dem Moment als Butch seinem Gegner den Rest geben will, indem er auch Butch k.o. Schlägt. Als die Kontrahenten wieder zu sich kommen, finden sie sich gefesselt, geknebelt und in der Hand homosexueller Perverser (Anm: pervers ist in keinster Weise auf die Homosexualität bezogen) wieder. Während Marsellus von diesen vergewaltigt wird schafft es Butch sich zu befreien. Unter der Ausgangstür entschließt sich Butch, entgegen seiner ersten Absicht, dem Gepeinigten zu helfen. Mit einem gefundenen Schwert entledigt er sich des einen Perversen, um den Anderen kümmert sich, der soeben befreite, Marsellus. Unter der Voraussetzung die Stadt sofort zu verlassen und Stillschweigen über das soeben Erlebte zu bewahren, entlässt dieser Butch, da sie nun quitt seien. Mit der Chopper des Vergewaltigers macht sich Butch auf den Weg zurück zu Fabienne.

Warum nun diese Erzählweise? Dafür gibt es mehrere Gründe. Als erstes und einfachstes, ist Tarantino wohl schlicht kein Freund einer streng linearen Story. Dazu kommt der Fakt, dass es auf diese Weise möglich ist, jede Episode mit einem Happy-End für die jeweiligen Protagonisten abzuschließen. Hierbei kann der Held des einen Abschnitts, im nächsten schon der Antagonist sein. Durch die Reihenfolge der Episoden, wird die Wandlung von Jules, die, in der erzählten Reihenfolge, am Ende steht, in den Mittelpunkt gerückt, obwohl sie chronologisch recht früh statt findet.


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"The path of the righteous man is beset on all sides by the inequities of the selfish and the tyranny of evil men. Blessed is he who, in the name of charity and good will, shepherds the weak through the valley of the darkness. For he is truly his brother's keeper and the finder of lost children. And I will strike down upon thee with great vengeance and furious anger those who attempt to poison and destroy my brothers. And you will know my name is the Lord when I lay my vengeance upon thee."

Wandlung der (Haupt-)Figuren

Zu Beginn, zeigen alle Hauptfiguren Grundzüge des Nihilismus. Wertbefreit, ohne Achtung vor Recht und Gesetz, agieren sie in einer Welt, in der das Recht des Stärkeren gilt. In dieser Welt regiert derjenige, der die Mittel und den Willen hat seine Wünsche, mit Gewalt, durchzusetzen: Marsellus Wallace. Jules und Vincent sind in diesem Fall die Mittel, die den Willen durchsetzen, zunächst noch ohne diesen zu hinterfragen.
Vincent behält diesen Standpunkt auch den kompletten Storyverlauf bei. Ihn interessiert lediglich die Erhaltung des Status-Quo. Es ist ihm nicht möglich Jules Erkenntnis zu teilen, auch sein, mehr oder weniger offensichtliches, Interesse an Mia lebt er nicht aus moralischen Gründen, Frau eines Freundes oder schlicht verheiratete Frau, nicht aus; nein, auch hier geht es nur darum in seiner Rolle zu verweilen und Loyalität gegenüber seinem Boss zu zeigen. Diese Einstellung und das sture Verharren in der Position die er einnimmt, kostet ihn im Endeffekt dann auch das Leben.
Dem gegenüber steht sein Partner Jules, welcher eine eindeutige Entwicklung aufzeigt. Anfangs entspricht sein Weltbild dem seines Partners, doch die 'göttliche Intervention', als welche er die Tatsache empfindet nicht von dem Mann im Badezimmer erschossen worden zu sein lässt dieses Weltbild zusammenbrechen. Er beschließt daraufhin aus dem System auszubrechen und fortan seinen eigenen Weg zu gehen. Dies ist es auch was er am Ende (des Films) Pumpkin (Tim Roth) erklärt, als er genauer auf sein häufig verwendetes Bibelzitat (s. Oben) eingeht.
I been sayin' that shit for years. And if you ever heard it, it meant your ass. I never really questioned what it meant. I thought it was just a cold-blooded thing to say to a motherfucker 'fore you popped a cap in his ass. But I saw some shit this mornin' made me think twice.
Seine erste Interpretation beschreibt den Status-Quo zu Beginn des Tages:
...it could mean you're the evil man. And I'm the righteous man. And Mr. .45 here, he's the shepherd protecting my righteous ass in the valley of darkness.
Sprich: Jules, der den Auftrag des 'großen Mannes' erfüllt ist der Rechtschaffene und Pumpkin der Böse. Was dessen Tod zwingend zur Folge hätte. Das dem nicht so ist, hat Jules mittlerweile erkannt, was ihn zu seiner zweiten Möglichkeit der Interpretation führt:
...you're the righteous man and I'm the shepherd and it's the world that's evil and selfish.
Dies würde für Jules selbst bedeuten, dass er unschuldig ist und die 'böse Welt' ihn zu seinen Taten getrieben hat. Auch das Geld, welches er Pumpkin überlässt, bekäme auf diese Weise eine größere Bedeutung: Der Hirte schützt den Rechtschaffenen, da er ihm die Möglichkeit des, zeitweisen, Lebens ohne Verbrechen gibt, zu dem ihn die 'böse Welt' wieder verleiten würde. Ja, das würde Jules gefallen...
But that shit ain't the truth. The truth is you're the weak. And I'm the tyranny of evil men. But I'm tryin'. I'm tryin' real hard to be a shepherd.
Die Wahrheit ist also: Pumpkin ist schwach, er ist weder in der Lage rechtmäßig für seinen Lebensunterhalt zu sorgen, noch fähig dazu sich in der Hierarchie nach oben zu arbeiten. Jules hingegen, das Werkzeug (die Tyrannei) des 'großen Mannes' steht/stand in dieser Rangfolge über ihm, es wäre ihm ohne Weiteres möglich Pumpkin aus dem Weg zu räumen (was dieser, wie im Prolog zu hören, nicht will oder kann) und seinen Weg weiter zu gehen. Damit würde er sich aber wieder in seiner ersten Interpretation befinden, aus der er aber heraus will. Also überlässt er dem Räuber sein Geld und tritt damit aus der Hierarchie heraus, er steht nicht mehr über oder unter einem Anderen, er steht allein. Damit ist er nur noch Jules, der versucht der Hirte zu sein.
Auf die weiteren Auswirkungen dieser Wandlung wird später noch ein wenig präziser eingegangen.
Den Letzten im Bunde stellt Butch dar. Im Gegensatz zu Jules und Vincent plant er schon von Anfang an seinen Ausbruch aus dem System, den Betrug an Marsellus Wallace. Diesen Plan verfolgt er auch ohne Rücksicht und mit aller, nötigen, Gewalt; so tötet er seinen Widersacher im Boxring und zeigt auch keine Skrupel gegenüber Vincent und Marsellus. Wobei dies bei Letzteren durchaus aus Gründen des Selbstschutzes geschieht. Als er und Marsellus aber von den Vergewaltigern gefangen genommen werden und Butch die Flucht gelingt, vollzieht auch er eine Wandlung: die logische Konsequenz wäre zu flüchten und den Feind in den Händen der Peiniger zu belassen, was dessen Ende und die eigene Sicherheit bedeuten würde. Trotz dieser Tatsache entschließt sich Butch zu bleiben und seinen Feind aus den Händen der Vergewaltiger zu retten. Dieser reagiert darauf auch, mehr oder weniger, dankbar und erlässt Butch seine Schuld und entlässt ihn damit auch aus dem System. Womit dieser frei und in Sicherheit von dannen ziehen kann und zusammen mit seiner Freundin sein persönliches Happy-End genießen kann.


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Der Koffer

Eines der zentralen Elemente von Pulp Fiction ist der, gestohlene, Koffer, den Jules und Vincent ihrem Boss, Marsellus, zurückbringen sollen. Zu dessen Inhalt gibt es, unter anderem in den Weiten des Internets, mehr als genug Theorien. Folgende Tatsachen sind Fakt:
- Die Kombination des Koffers ist '666'
- Der Inhalt leuchtet
- Jeder der den Inhalt sieht ist ob dessen Schönheit hin und weg
Daraus lässt sich zumindest einmal schließen, dass die Einlage, höchstwahrscheinlich etwas sehr wertvolles und schönes ist. Womit die Theorie eines Royals mit Käse außen vor wäre, auch wenn ich sie persönlich für recht putzig halte. Einige Personen vertreten auch eine These, nach jener der Koffer den Oscar und/oder die goldene Palme von Cannes enthält, da Pulp Fiction diese Preise gewann. In Anbetracht der Tatsache, dass der Film ein ziemlicher Überraschungserfolg war, mit dem vermutlich nicht einmal Tarantino selbst gerechnet hatte und es auch recht vermessen wäre schon bei der Produktion eines solchen Films auf dermaßen bedeutsame Filmpreise zu hoffen, lässt sich wohl auch diese Vermutung ins Reich der Fabel verweisen. Eine der am weitesten verbreiteten Theorien sieht Marsellus Seele innerhalb des Koffers, welche dieser dem Teufel verkauft haben soll und zurück will. Neben dem Fakt, dass wirklich alle, den Koffer betreffenden, Fakten recht gut zu diesem Gedanken passen gibt es hierfür, nach den Vertretern dieser Ansicht, ein weiteres Indiz: das Pflaster auf dem Hinterkopf von Marsellus-Darsteller Ving Rhames, an dieser Stelle, so die 'Seelen-Jünger', hat der Teufel die Seele extrahiert. Die, recht profane, Erklärung für das Pflaster ist, dass die Maskenbildner damit eine Narbe auf Rhames' Hinterkopf verdecken wollten. Die letzte, weiter verbreitete, Deutung des Koffer-Innenlebens bezieht sich auf Tarantinos Erstling. Da in dieser das Verbleiben der Beute nicht geklärt wurde, vermuten einige Tarantino habe die Diamanten auch in seinem zweiten Film eingebaut. Die, meines Wissens, von QT bestätigte Tatsache, dass es sich bei Vincent Vega um den Bruder des in Reservoir Dogs gestorbenen Vic Vega (gespielt von Michael Madsen) handelt, verstärkt diese Theorie zusätzlich.
Tatsache ist aber auch, das der Regisseur und Autor nie ein Wort über den Inhalt des Koffers verloren hat. Zieht man nun noch den Fakt in Betracht, dass sich unter den Vorbildern des Pulp Fiction-Schöpfers ein gewisser Alfred Hitchcock befindet, drängt sich unweigerlich ein Verdacht auf: der Koffer samt Inhalt ist schlicht ein McGuffin.
Letzteres ist auch meine Vermutung, müsste ich mich für eine der obigen Theorien entscheiden, klingen die Diamanten für mich am logischsten und der Royal mit Käse am sympathischsten.


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Parallelen zu Tarantinos übrigen Werken

"Wenn die Leute mich fragen, ob ich auf einer Filmschule war, sage ich: nein, ich war im Kino."
Quentin Tarantino


Genau genommen ist Pulp Fiction erst der zweite 'reinrassige' Tarantino-Film, doch bereits hier, zeigte sich eine Angewohnheit, die der Regisseur auch in seinen späteren Werken beibehalten sollte: Er verwendet viele Stilmittel, Situationen oder auch Personen (manchmal auch nur die Namen) mehrfach. Nimmt man neben den 'reinen' Tarantino-Filmen auch diejenigen dazu, zu welchen QT das Drehbuch beigesteuert hat (sprich True Romance und From Dusk till Dawn, Natural Born Killers lasse ich hier außen vor, da er sich von diesem Film selbst distanziert hat) und den von ihm inszenierten Part aus Four Rooms, finden sich einige Parallelen. Einige der am offensichtlichsten wiederkehrenden Elemente, lassen sich mit der Ableitung des Machers gegenüber der Praxis des Product Placements erklären. Um dieses Problem zu umgehen, erfand Quentin Tarantino einfach eigene Marken (z.T. Verwendet er auch Marken, die nicht mehr im Handel zu finden sind, worauf später noch kurz eingegangen wird): Als erstes fallen hier natürlich die Big Kahuna Burger auf, die neben der, sehr einprägsamen, Szene mit Jules, der sich bei den Burgern seiner, angehenden, Opfer bedient, auch in From Dusk till Dawn und Kill Bill Vol. 1 vorkommen (wer die Burger mal selbst testen will, dem sei dieses Rezept ans Herz gelegt). Des weiteren gibt es auch noch die von Butch georderten Red Apple Zigaretten, welche, neben uns Bruce, auch Ted aus Four Rooms raucht, auch in From Dusk till Dawn und Kill Bill Vol. 1 wurde dieser imaginären Zigaretten-Marke ein filmisches Denkmal gesetzt (wer zumindest mal seine Kippen-Schachtel um designen will, wird hier fündig). Tarantinos Neigung zu Füßen, sollte mittlerweile altbekannt sein, und soll daher auch mit der Erwähnung der Tatsache, dass Uma Thurmans Füße deutlichst im Bild sind abgetan sein. Auch der, bis Kill Bill, für jeden Tarantino-Film (inklusive From Dusk till Dawn) obligatorische Trunk-Shoot ist vorhanden. Auf was hier unbedingt noch eingegangen werden muss, immerhin befinden wir uns ja in einem Männer-Forum ;), eine Diskussion über das mündliche Verwöhnen einer Frau, haben Jules und Vincent nicht exklusiv, auch in True Romance und From Dusk till Dawn, wird dieses Thema mehr oder weniger explizit erwähnt. Situationen wie das Transportieren eines Schwerverwundeten in einem Auto (Mr. Orange in Reservoir Dogs bzw. Mia in Pulp Fiction) oder ein Mexican Stand-Off, kommen zwar auch in mehreren Filmen QT's vor, sind aber wohl kaum als ein höchstpersönliches Stilmittel zu bezeichnen, da sie auch in Werken anderer Regisseure/Autoren vorkommen. Weiterhin findet man sowohl in True Romance als auch in Pulp Fiction die Situation wieder, dass während einer der Hauptcharaktere sich auf der Toilette befindet, außerhalb dieser die jeweilige Situation eskaliert (Clarence in in Lees Hotelzimmer, bzw. Vincent bei Mia und auch im Diner und auch der vierte Mann in Bretts Apartment, bekommt vom Eintreffen der Killer zunächst nichts mit). Eine recht ironische Verbindung zu Tarantinos Erstling, findet sich in der Unterhaltung über die Qualitäten eines Kellners; spielt doch Steve Buscemi, der in Reservoir Dogs noch kein Trinkgeld geben wollte, den von Vincent als unfähig abgetanen Kellner. Auch Vincent selbst, stellt eine Verbindung zu Reservoir Dogs her, soll er doch, wie schon erwähnt, der Bruder von Mr. Blonde sein, angeblich gab es auch Planungen bezüglich eines Sequels (wohl eher Prequel in Anbetracht der Tatsache, dass beide das gleiche Schicksal ereilt) über die Vega-Brüder, die aber wohl verworfen wurden. Vincent stellt auch die letzte Verbindung zum Pulp Fiction-Vorgänger her, durch sein Ungeschick, geraten er und Jules in die 'Bonnie-Situation'; eine Bonnie wird aber auch in QTs erstem Film erwähnt (von Nice Guy Eddie), da sie, wie auch die Bonnie hier, Krankenschwester ist, drängt sich, angesichts dessen, dass beide Filme wohl im selben Universum spielen, der Verdacht auf, es handelt sich hierbei um ein und die selbe Person. Um definitiv die selbe Person, oder zumindest die gleiche Darstellerin, handelt es sich, bei der bemitleidenswerten Dame, die zunächst in Reservoir Dogs von Mr. Pink aus ihrem Wagen gezogen wird und später in Pulp Fiction von Marsellus angeschossen wird.
Sicher lassen sich noch viele weitere Gemeinsamkeiten, neben den hier erwähnten, zwischen Pulp Fiction und weiteren Filmen Tarantinos finden, aber ein noch genaueres Eingehen auf jedes ähnliche Detail, würde hier den Rahmen, endgültig, sprengen.


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Die Gewaltdarstellung in Pulp Fiction

"Sure, Kill Bill's a violent movie. But it's a Tarantino movie. You don't go to see Metallica and ask the fuckers to turn the music down."
Quentin Tarantino


Wie obiges Zitat zeigt, stehen Tarantinos Filme, vermutlich auch nicht ganz zu unrecht, im Verdacht recht gewalttätig zu sein. Auch Pulp Fiction muss sich gelegentlich mit diesem Vorurteil auseinander setzen. Bei genauerer Betrachtung, stellt man jedoch fest, dass es im gesamten Film lediglich 7 Tote gibt: Zunächst die 3 Personen in Bretts Apartment, welche von Jules und Vincent gerichtet werden, im Anschluss daran erschießt Vincent, aus Versehen, Marvin. Vincent selbst wird im weiteren Verlauf von Butch erschossen, der auch für den nächsten Toten verantwortlich ist, in dem er Maynard mit dem, gefunden, Schwert tötet. Dazu kommen noch 3 Tote, die nicht von der Kamera erfasst werden: Zum ersten Zed, der zwar, vermutlich, tödlich getroffen ist, aber am Ende der Szene noch am Leben ist und, laut Marsellus' Aussage, wohl noch ein wenig zu Leben hat, wenn auch dies wohl eher nicht als erfülltes fröhliches Leben zu bezeichnen ist. Auch die beiden anderen, nicht optisch erfassten, Todesfälle gehen auf Butchs Konto, sein Gegner und Hinkebein (der Ledermensch in Maynards Laden), der wohl wie am Galgen endet. Bei genauerer Rechnung, könnte man noch Butchs Großvater und Vater einrechnen, welche im Krieg, also vor der eigentlichen Filmhandlung, fielen. Summa Summarum ergibt dies, lediglich, neun Tote; damit ist Pulp Fiction mit Sicherheit kein Film für Kinder, was auch nie jemand behauptet hat, aber auch keinesfalls ein unglaublich brutaler Film. Die Taten wirken durch die Abgeklärtheit der handelnden Charaktere und die belanglosen, eher komischen, Unterhaltungen im Vorfeld deutlich brutaler als sie eigentlich dargestellt sind, hinzu kommt der Fakt, dass vor allem die ersten Toten aus keiner nachvollziehbaren Motivation resultieren, es sind schlicht Auftragsarbeiten und werden auch in dieser Routine durchgeführt. Vor allem Vincents Ruhe nach Marvins Tod wirkt auf eine gewisse Art und Weise verstörend, hat er doch einen unschuldigen, sogar verbündeten Menschen getötet, auch Butch hat keinerlei Gewissensbisse, ob des von ihm im Ring getöteten Kontrahenten, seine weiteren 'Morde' geschehen jedoch aus Notwehr bzw. um anderen zu helfen.
Betrachtet man die bisher angesprochenen Situationen genauer, fällt auf, das nur eine Tötung im Bild festgehalten wird, die von Maynard. In Bretts Appartment, zeigt die Kamera Jules und Vincent beim Abfeuern ihrer Waffen, Marvins Tod geschieht während einer Außenansicht des Wagens in dem er geschieht.
Zusätzlich gibt es neben den gezeigten Gewalttaten auch einige Stellen, welche das Gegenteil zeigen, so rettet Vincent Mia das Leben nach ihrer Überdosis, Butch, wiederum, rettet Marsellus und Jules Wandlung ermöglicht es Pumpkin und Honney Bunny das Lokal lebend zu verlassen.
Als Fazit kann lässt sich schließen, dass Pulp Fiction sicherlich einige harte Szenen hat, die aber in keinster Weise über die gewöhnliche Brutalität in Filmen dieser und ähnlicher Machart hinaus geht. Wer diesen Film lediglich auch die Gewalt reduziert tut ihm unrecht, was, im übrigen, auch für die übrigen Werke (die z.T. Deutlich mehr graphische Gewalt beinhalten) des Machers gilt.


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(unbeachtete) Details, Fehler und Sonstiges

Von einem Oscar-prämierten Drehbuch sollte man ja einiges erwarten können. Und in der Tat ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Herr Tarantino sich einige Gedanken machte und diese auch in seinen Film einfließen lies. Nichtsdestotrotz gibt es auch ein bis zwei Fehlerchen, die aber wohl nur üblen Korinthenkackern und Miesepetern den Filmgenuss vermiesen ( ;) ). Um diesen Punkt möglichst schnell hinter mich zu bringen, fange ich mit den Fehlern an: Zunächst gibt es in Bretts Apartment einige Unschlüssigkeiten; so finden sich bereits bevor der Unbekannte aus der Toilette auf Vincent und Jules schießt an der Wand hinter ihnen Einschusslöcher, nun mag dies in einem Etablissement wie diesem durchaus vorkommen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hierbei um einen Fehler handelt dürfte höher sein. Auch das Ende des Unbekannten wirft Fragen auf: Jules hat doch sein gesamtes Magazin in Brett gefeuert, woher kommen die Kugeln, die er, zusammen mit Vincent, auf den Jungen aus dem Badezimmer feuert? Nun ja, sind wir ehrlich, es gibt hier Filme in denen solche Situationen deutlich öfter und auffälliger zu Tage treten. Interessant ist auch, dass sich, beim 'Rendezvous' von Mia und Vincent, der Füllstand von Mias Milchshake nicht verändert, obwohl Vincent und Mia daraus trinken. Merkwürdig mutet auch die Tatsache an, dass sich Honey Bunnys Text zwischen Prolog und der Szene die dann Jules und Vincent im Restaurant zeigt ändert. Dies mutet zunächst wie ein Fehler an, ist aber im Drehbuch so verankert, wenn auch erst in späteren Versionen. Eine gängige Vermutung dazu ist, dass es die verschiedenen Sichtweisen darstellen soll (einerseits Sie selbst (Prolog) andererseits Jules und die übrigen Opfer (Ende)).
Wesentlich interessanter als irgendwelche Fehler sind jedoch, zumindest für mich, einige Details, die vermutlich erst bei wiederholtem Ansehen des Films, oder gar erst wenn man darauf aufmerksam gemacht wird, auffallen. Schon im Prolog, kann man bei genauem hinhören, im Hintergrund die Unterhaltung zwischen Jules und Vincent vernehmen, die man später als zentrales Gespräch im Bild hat, auch Vincents Gang auf die Toilette ist zu entdecken, läuft er doch in einer Einstellung hinter Honey Bunny in ebendiese Richtung. Vincent auf der Toilette bringt zu einem weiteren Punkt: ein Wunder, das John Travolta nach diesem Film noch angstfrei auf diese gehen konnte, passiert doch immer ein Drama sobald er sich auf dieser befindet (zuerst Mias Überdosis, dann der Überfall und schließlich Exitus), was später sogar in Be Cool noch einmal aufgegriffen wurde. Auch das Ende von Vincents letzter Sitzung wirft zunächst eine Frage auf, die bei näherem Hinsehen aber nahezu brillant erklärt wird: Warum reagiert ein Killer auf der Toilette nicht auf eine geöffnete Tür und warum lässt er seine Waffe offen liegen? Diese Fragen können bei der erstmaligen Sichtung des Films noch gar nicht beantwortet werden, da man erst im weiteren Verlauf erfährt, das Jules seinen Job an den Nagel hängt. In Folge dessen begleitet Marsellus selbst Vincent bei seinem Auftrag und begeht, als er Verpflegung holt, diesen verhängnisvollen Fehler. Als Butch später auf Marsellus trifft (im übrigen eine Hommage an die Szene aus 'Psycho' mit Janet Leigh), kommt ironischerweise im Radio die Textzeile „It's good to see you...“ aus dem Lied „Flowers on the Wall“. Butch betreffend, gibt es auch ein wenig früher im Film etwas durchaus bemerkenswertes, bezieht sich doch die Ausschreibung seines Kampfes (Coolidge vs. Wilson), auf die früheren US-Präsidenten Calvin Coolidge und Woodrow Wilson. Doch auch der Vorkampf (Vossler vs. Martinez) hat einen Hintergrund, er bezieht sich auf frühere Freunde und Kollegen in der Videothek von Quentin Tarantino, die sich immer darum stritten, wer die besseren Witze auf Lager hatte. Als sich Butch später auf den Weg macht seine Uhr aus seiner Wohnung zu retten, hört man, im O-Ton, aus einem Radio die Meldung, dass die Trophäe des Jack-Rabbit-Slims-Twist-Contest gestohlen wurde, Vincent und Mia haben diesen also mitnichten gewonnen. Wobei eben die Szene, in der Mia und Vincent mit dem Pokal zurück zu Mias Wohnung kehren, einen Teil des Films einleitet, der geradezu mit beachtenswerten Details gespickt ist: die Überdosis Mias. Schon das Zustandekommen dieser, resultiert aus der Szene in welcher Vincent seinen Stoff kauft, Lance, seinem Dealer gingen die Ballons aus, so dass nun das sich das Heroin (welches im Original aus dem Harz kommt, aus welchen im der deutschen Synchro unverständlicherweise das Erzgebirge gemacht wurde) in einer, für Kokain üblichen, Verpackung befindet (man möge mir verzeihen, dass ich aufgrund mangelnder Drogen-Erfahrung hier keine sicheren Angaben machen kann), was für Vincent kein Problem ist, da er den Inhalt kennt, wird Mia zum Verhängnis. Auf dem Weg zur Rettung Mias ruft Vincent seinen Dealer, Lance, an, welcher gerade eine Schüssel 'Fruit Brut' isst, ein Müsli, dass bereits einige Zeit vor dem Dreh des Films vom Markt genommen wurde, von dem QT aber eine Schachtel aufbewahrt hatte. Bei Lance angekommen, wird die Rettung Mias angegangen, dabei liegen auf einem Tisch die Brettspiele 'Operation' und 'Life':
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Die nun folgende Adrenalin-Injektion ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Zum einen, wurde sie rückwärts aufgenommen; sprich John Travolta zog die Spritze aus Uma Thurman heraus, zum anderen, war sie der Grund für die Rolle, die Tarantino selbst in seinem Film übernahm: Er schwankte zwischen Jimmy und Lance, wollte aber bei dieser Szene lieber hinter der Kamera agieren.
Doch bereits vor der Überdosis-Szene, gibt es eine Szene zwischen Vincent und Mia, die den (deutschen) Zuschauern die Fragezeichen ins Gesicht schreibt. Vor dem Jack-Rabbit-Slims, meint Mia „An Elvis-Man should love it“ (Ein Elvis-Fan sollte begeistert sein; nicht gerade treffende Übersetzung im Übrigen...), hierbei bezieht sie sich auf eine frühere, von Tarantino gestrichene, Szene, in der sie meint, man könne Männer in Beatles- und Elvis-Männer einteilen und sie sehe in Vincent einen Elvis-Mann, was dieser bestätigt. Lediglich deutsche Zuschauer, haben Probleme, das Viereck zu deuten, was sie kurz darauf in die Luft zeichnet, bezieht sie sich hier auf die Redewendung 'Don't be a square', was so viel wie sei nicht so spießig bedeutet. In den Dialogen zwischen Mia und Vincent, wie auch in jedem anderen, im gesamten Film, findet mit schöner Regelmäßigkeit, das schöne Wörtchen 'Fuck', insgesamt kommt es in der Originalfassung, sage und schreibe, 257-mal vor, ohne diejenigen mitzuzählen, die der gefesselte Marsellus während des erzwungenen Analsex (Ha! Ich hab es in ein Review eingebaut!) vor sich hin flucht. Bezüglich diesem, zeigt sich im Übrigen Jules als Seher, verkündet er doch: „Does he look like a bitch? […] Then why did you try to fuck him? […] And Marsellus Wallace don't want to be fucked.“
Zum Abschluss dieses Abschnitts, der nun doch recht lang wurde, noch eine kleine Parallele zu einem Film, der hier zwar bisher noch nicht rezensiert wurde, aber sicher irgendwann, aufgrund seines Hauptdarstellers noch kommt. Der zweite Hauptdarsteller dieses Films fungierte hier als Produzent und zwei der Hauptfiguren heißen Jules und Vincent. Die Hauptfiguren aus Twins, mit Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito (hier als Produzent agierend), heißen Julius und Vincent...


Die Darsteller

Fangen wir mal mit dem wichtigsten an: uns Bruce. Trotz eingehender Suche, hab ich nichts gefunden, was ihn, schon damals ein Superstar, bewegt hat in diesem Film eine Rolle zu übernehmen. In Four Rooms war es eine Gefälligkeit gegenüber Quentin Tarantino, hier aber handelt es sich um den erst zweiten Film, eines zwar als Wunderkind geltenden Regisseurs, aber trotzdem... Nur zum Vergleich: Bereits für stirb langsam erhielt Bruce Willis bereits 5 Millionen Dollar Gage, was mehr als die Hälfte des Budgets von Pulp Fiction bedeutet. Zu Bruces Leistung gibt es nicht viel zu sagen, im Prinzip spielt er einen Loser mit dem Herz am rechten Fleck, wie schon zuvor in Last Boy Scout und, mit Abstrichen, in seiner Paraderolle in Stirb Langsam, also gibt es nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Zur besonderen Beziehung zwischen Uma Thurman und Quentin Tarantino, könnte ich einen kompletten Abschnitt schreiben, was ich mir aber spare und eventuell später zu Kill Bill nachreiche. Doch schon in ihrer ersten Zusammenarbeit, beweist QT, dass er Frau Thurman wie kaum ein anderer in Szene setzen kann, die daraus resultierende Oscar-Nominierung war durchaus gerechtfertigt. Doch kommen wir zu den Darstellern, die, zweifellos, am meisten von Pulp Fiction profitierten: Samuel L. Jackson, der zwar schon vorher einige Rollen inne hatte, aber erst mit diesem Film den Durchbruch zum Superstar, einschließlich einer Oscar-Nominierung, feierte und auch in den darauffolgenden Werken Tarantinos stets mitwirkte (in Inglourious Basterds ist lediglich im Original seine Stimme zu hören) und John Travolta: Im Prinzip, ist dieser Film alleine durch Travoltas Mitwirken mehr als nur relevant für dieses Forum. War Pulp Fiction doch sein endgültiges Comeback auf der großen Leinwand; sprich ohne Pulp Fiction womöglich kein Broken Arrow,Face Off oder From Paris with Love. Die beiden Darsteller der Killer zeigen eine durch und durch famose Leistung und haben sich, wie auch Uma Thurman, ihre Nominierungen für den Oscar mehr als verdient. Während ich die Niederlage Jacksons nicht beurteilen kann (habe Ed Wood leider noch nicht gesehen), scheiterte Travolta wohl auch daran, das Tom Hanks in Forrst Gump, neben einer hervorragenden Leistung, die ich in keinster Weise schmälern will, eine schlicht für den Oscar prädestinierte Rolle inne hatte.


Bild

Die Musik

Placing the right song perfectly in the right scenes is one of the most cinematic things a
director can do.
Quentin Tarantino


Die Musik spielt in Pulp Fiction, wie auch in den anderen Werken Tarantinos, eine wichtige Rolle. Der größte Teil des Soundtracks stammt aus den 1960er Jahren, der Rest ist zumindest im Stil dieser Zeit gehalten. Wie aus obigem Zitat ersichtlich, sieht Tarantino es als seine Aufgabe an, im Film den richtigen Song an der richtigen Stelle zu platzieren, was ihm in Falle von Pulp Fiction wahrlich meisterhaft geglückt ist. Selten gab es Szenen die dermaßen mit einem bestimmten Lied in Verbindung gebracht wurden. So dürften nicht wenige Menschen mit den Schultern zucken, sollte man sie nach Chuck Berrys 'You never can tell' fragen, erwähnt jedoch die dazugehörige Twist-Szene, geht wohl den meisten ein Licht auf. Auch dürfte wohl kaum ein Lied in solchem Maße beim Hören mit einer Filmszene assoziiert werden. Doch auch die übrigen Lieder sind sehr gut gewählt und fügen sich sehr gut in das Gesamtwerk ein; sei es Dusty Springfields 'Son of a Preacherman' in Mias Wohnung oder 'Bullwinkle Part II' von den Centurions während Vincent Vegas Fahrt im Heroinrausch zu eben dieser. Man könnte, im Prinzip, jedes Lied separat erwähnen, doch ich begnüge mich damit, dass es sich hier um einen der besten Soundtracks handelt, die ich kenne, den ich immer wieder, sowohl im Filmkontext als auch für sich alleine hören kann.


Fazit – Abschließender Kommentar

Was lässt sich abschließend nun noch sagen? Pulp Fiction kann man ohne Zweifel mit Meisterwerk beschreiben. Eine bis ins kleinste Detail durchdachte Geschichte, die ihren Drehbuch-Oscar auf jeden Fall mehr als verdient hat, garniert mit Darstellern, die wie die Faust aufs Auge passen und fantastisch agieren und einem nahezu perfekt gewählten Soundtrack. Dies alles ist umso beeindruckender, wenn man sich vor Augen führt, dass es sich hierbei erst um die zweite Regiearbeit und das dritte Drehbuch des Verantwortlichen handelt (My best friends birthday mal außen vor gelassen). Schlicht einer meiner absoluten Lieblingsfilme, wenn nicht gar die Nummer Eins, den ich immer wieder aufs neue genießen kann.

:liquid10:

DVD-Fassungen gibt es eine ganze Menge. Mit Ausnahme zweier UK-Fassungen sind alle uncut. Ich bin leider lediglich im Besitz der Universum-Neuauflage, die zwar ein sehr ordentliches Bild und nette Infos zum Film (die hier auch z.T. Erwähnt werden) liefert, aber beim von mir mittlerweile deutlich bevorzugten O-Ton (nur bei diesem Film), leider deutsche Zwangsuntertitel hat.


Zum Abschluss noch ein Kommentar Tarantinos, für den ihm einige hier vermutlich am liebsten die Füße küssen würden:
"Was mich wirklich krank macht, sind Regisseure, die zu faul sind. Ich sehe Szenen, die im Computer gemacht werden, die man früher einfach im wirklichen Leben gemacht hat. […] Ich hatte bei Kill Bill ein klares Motto: Wenn wir es nicht in der Kamera machen können, können wir es gar nicht machen."
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Jason Stathams bruudale Mördertitten figgen gelini71´ Papagei, der sich ne Lederkluft umgeschwungen hat weil er auf anale Liebe steht. Die Backstreet Boys sind auch dabei und machen bruutalen Analsex mit ihren erregierten Analwürmern.

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Beitrag von tech-c » 06.02.2011, 18:28

Wow Respekt für dieses Review! Persönlich finde ich den Streifen eigentlich nicht wirklich so prall, gerade der Travolta/Thurman Plot ist doch recht nervig. Dafür rockt SL Jackson.

:liquid7:
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Beitrag von Sir Jay » 07.02.2011, 00:28

uff das is mir grad im moment zu viel zum Lesen, aber alles andere wäre dem Film sowieso auch nicht gerecht :D

Ich persönlich finde ihn zwar unterhaltsam, und kann ihn mir auch immer wieder ansehen, aber irgendwie kann ich nicht davon schwärmen und von Filmliebe sprechen, weshalb ich dem Streifen die Höchstpunktzahl verwehre, auch wenn es aus objektiver Sicht natürlich drin sein sollte.

btw, die tanztrophäe haben vincent und Mia nicht gewonnen, sondern gestohlen :lol:

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Beitrag von John_Clark » 07.02.2011, 00:51

Abartig-geil-episches Review! Danke!!!!

Zum Film selbst, für mich ein klarer :liquid10: er, dabei gefiel er mir beim ersten Schauen (war etwa 14 damals) überhaupt nicht. Wie ein guter Wein wurde der Film für mich mit dem Alter besser und besser.

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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 07.02.2011, 01:13

Der Fuim is für mich och n Meisterwerk!
:liquid10:
Wollt Ihr 'nen Ritt auf meinem Discostick?
Putzt euch die Zähne mit 'ner bottle of shit
Nein Mann ich will noch nicht gehen
Ich will weiter auf dich schiffen
Solang bis du erkennst
Dass meine Pisse keine Fanta ist :D
Callejon <3

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Beitrag von gelini71 » 07.02.2011, 06:42

Ich sag dann mal besser gar nix zu diesem Thema :lol:

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Beitrag von Vince » 07.02.2011, 08:14

Feeeeeett... werd mal irgendwann meinen Roman beiseite legen und das hier dazwischenschieben. Wahrscheinlich hast du da genau das Ding geschrieben, das ich mir vor Jahren mal für meine 1.000. Kritik vorgenommen habe. ;) Note, kann ich schon mal sagen, stimmen wir auf den Punkt überein, jawollja!

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Beitrag von freeman » 07.02.2011, 08:53

Echtes Frontalbrett von einem Review! Mein lieber Schollie! Und dem zugrundeliegenden Film mehr als würdig!

In diesem Sinne:
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Beitrag von Mr_Pink » 07.02.2011, 13:06

Sir Jay hat geschrieben:uff das is mir grad im moment zu viel zum Lesen...

btw, die tanztrophäe haben vincent und Mia nicht gewonnen, sondern gestohlen :lol:
Ersteres merkt man, zweiteres steht nämlich im Review ;)

An den Rest: Danke für die Blumen!
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Beitrag von Fist_of_Retro » 23.11.2013, 23:20

Ein fantastisches Review Mr_Pink zu einen der besten Filme überhaupt.

Hab den Film heute aus dem DVD Box-Set Tarantino XX - 20 Years of Filmmaking gesehen und er hält was er verspricht und was man überall über den Film liest.

Es stimmt einfach alles in diesem Film. Super Schauspieler, tolle Storys, großartige Musik, sehr viel Gewalt einer der besten Filme aller Zeiten.
:liquid10: Punkte für dieses Meisterwerk.

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