[CD] Radiohead - the King of Limbs

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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[CD] Radiohead - the King of Limbs

Beitrag von gelini71 » 07.04.2011, 17:07

Bild
Tickers Tape 2011

Offizielle Bandwebseite

• Thom York – Gesang , Gitarre
• Jonny Greenwood – Gitarre , Keyboards
• Ed O´Brien – Gitarre
• Colin Greenwood – Bass
• Phil Selway – Schlagzeug

sowie:
Noel Langley & Yazz Ahmed – Flügelhorn
The London Telefilmonic Orchestra - Streicher

Produziert von Nigel Godrich

Tracklist
01. Bloom - 5:15
02. Morning Mr Magpie - 4:41
03. Little by Little - 4:27
04. Feral - 3:13
05. Lotus Flower - 5:00
06. Codex - 4:47
07. Give up the Ghost - 4:50
08. Separator - 5:20


Es wächst & wächst – das achte Album von Radiohead

Wann ist der beste Zeitpunkt eine Review über ein Radiohead Album zu schreiben ? Nun – theoretisch nie , denn Radioheadalben wachsen mit der Zeit , mit jedem hören entdeckt man eine neue Facette des jeweiligen Werkes , ein neues Detail fällt auf oder man entdeckt einen neuen Lieblingssong. Somit ist jede Review nur eine Momentaufnahme , eine Art Schnapschuß des Moments wo man das jeweilige Album gehört hat. Auch das neue Radioheadwerk „the King of Limbs“ macht da keine Ausnahme von dieser Regel.

Zunächst einmal die Fakten: „The King of Limbs“ ist das zweite Album welches Radiohead ohne Rückendeckung einer großen Plattenfirma selber rausbringen , diesmal zuerst als kostenpflichtigen Download auf der Bandwebseite. Eine CD / LP Vinylversion kam dann 4 Wochen später über das Bandeigene Label Ticker Tape & für die beinharten Sammler gibt es Mitte Mai 2011 dann noch ein dickes Boxset , welches ebenfalls wieder exklusive über die Bandwebseite vertrieben wird. Produziert wurde es (natürlich) von Nigel Godrich , der ja schon so was wie das inoffizielle sechste Bandmitglied ist. Mit nur mal 8 Songs sowie gerade mal etwas mehr als 37 Minuten Gesamtspielzeit ist dieses Album das kürzeste in der bisherigen Bandgeschichte.

Dieses Werk in irgendeine Schublade zu stecken ist unmöglich – Musik bzw ihre Genres sind für Radiohead so was ähnliches wie ein Selbstbedienungsladen wo sich nach Herzenslust bedient wird. Selbst die oft strapazierte Floskel „Experimental“ wird dieser Musik zu keinem Zeitpunkt gerecht , ebenso die Tatsache das sich Radiohead vom Thermus einer normalen Rockband entfernt hat. „King of Limbs“ ist irgendwie elektronische Rockmusik mit Elementen aus Klassik & Jazz sowie elektronischen Clicks´n Cuts. Es steht sehr nahe an elektronischen Alben aus dem Hause WARP , Elemente aus Frickel Electronica sowie jede Menge Dubstep sind zu hören. Ganz verabschieden muß man sich auch von dem klassischen Songschema , einen Formatradiotauglichen Hit darf man zu keiner Sekunde erwarten (das wird wohl auf ewig „High & Dry“ bleiben). Am ehesten trifft die es die Bezeichnung Hörbild am besten was man hier als Musikfreund zu hören bekommt.

„King of Limbs“ sollte mit aller Ruhe & viel Sorgfalt gehört werden (am besten über Kopfhörer) , alleine schon um die sehr Detailreiche & auch verspielt klingende Produktion richtig würdigen zu können – man beachte z.B. die asymmetrisch gesetzten Claps in „Lotus Flower“. In den ersten Sekunden von „Bloom“ , den Startersong nicht erschrecken – der CD Player ist nicht defekt , dieser falsch laufende Pianoloop gehört so , was man allerdings erst bemerkt wenn sich Thom Yorks Stimme aus der Musik rausschält.

Die Stimme Thom Yorks ist diesmal teilweise tief in die Musik eingegraben , sie dient als ein Teil der Instrumentierung. Verstehen kann man ihn kaum , was auch daran liegt das er das Nuscheln wiederentdeckt hat. Deshalb auch nicht versuchen wollen was zu verstehen – es klappt in den meisten Fällen sowieso nicht.

Läßt man sich auf das ganze aber unvoreingenommen ein bekommt man acht recht unterschiedliche Hörgemälde serviert die auf ihre Art & Weise faszinierend wirken. Musik die einen mitnimmt auf eine andere Ebene & dem Hörer verschiedenste Emotionen bietet.
Irgendeinen „Song“ näher rauszustellen ist fast unmöglich , „Bloom“ mit seinen (schon erwähnten) Pianoloop klingt zu Anfang sehr seltsam , die Streicherballade „Codex“ kann man als fast romantisch bezeichnen & zum Schluß gibt es mit „Separator“ ein sehr lockeres , fast schon einschmeichelndes Stück Musik. Lediglich die Ballade „Give up the Ghost“ gefällt mir i.M. nicht so sehr (kann sich aber irgendwann ja noch ändern).

Dieses Album ist für all jene die sich gerne über längere Zeit mit Musik auseinandersetzten wollen , die es mögen sich ein Hörvergnügen zu erarbeiten - Hits sollte man nicht erwarten. Radiohead sind & bleiben ihr eigener Standart & diesen festigen sie auch mit diesem Album. Wie gut es letztendlich nun ist & wo genau sich dieses Album in die Discographie einreiht wird die Zukunft zeigen – doch heute in diesem Moment ist es auf jeden Fall ein gutes , sehr hörenswertes Album (wenn auch nicht für jeden)

:liquid8:

Musikvideo "Lotus Flower"

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Beitrag von Dr Dolph » 06.06.2011, 12:56

Hab das Album jetzt 1-2 mal durch gehört und kann denke ich noch alnge kein Urteil abgeben. Pablo Honey war leicht zugänglich, OK Computer auch noch, aber King of the Limbs ist imo sehr sperrig und wird wohl noch sehr viele Durchgänge brauchen, bevor dazu irgendwas sagen kann. Schlecht finde ich es bisher aber nicht, nur sehr gewöhnungsbedürftig.

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Beitrag von gelini71 » 06.06.2011, 13:44

Die Sprünge die Du machst sind aber auch extrem - von "OK Computer" zu "King of Limbs" ist es ein weiter Weg , da muß man theoretisch noch ein Werk dazwischen wie "Kid A" oder "In Rainbows" hören um dieses Album einordnen zu können.
Bei Radiohead ist es wirklich wichtig die Musikalische Entwicklung im Auge zu behalten , neben der Tatsache das die Alben Zeit brauchen.

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Beitrag von deBohli » 09.06.2011, 07:52

Schöne Review, ich kann dir nur zustimmen. Das Album ist ein extremer Grower. Sehr schön ist auch die Newspaper-Edition die man vorbestellen konnte.

Würde auch etwa 8 Punkte vergeben, und bin nicht mal so unglücklich über die kurzknackige Albumlänge.
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