Orcs

Horrorfilme, die Monster, Tiere oder Mutationen thematisieren.
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freeman
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Orcs

Beitrag von freeman » 26.10.2011, 08:08

Orcs

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Originaltitel: Orcs!
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2011
Regie: James MacPherson
Darsteller: Michael Todd Behrens, Brad Johnson, Adam Johnson, Maclain Nelson, Austin M. Craig, Renny Grames, Clare Niederpruem, Barta Heiner u.a.

Cal ist seit Jahren Park Ranger im Balancing Rock Nationalpark. Zwar erfüllt ihn sein Job so gar nicht, aber zumindest hat er mit der Zeit gelernt, ihn einigermaßen gerne zu machen. Aktuell muss er sich damit abfinden, dass er einen neuen, auszubildenden Park Ranger namens Hobart an die Seite gestellt bekommt. Der grundnaive und herzensgute junge Kerl wird von Cal sofort sowohl als Mädchen für alles missbraucht als auch umgehend in sein verkrustetes Rangerherz geschlossen. Und das ist auch gut so, denn die ersten Tage von Hobart laufen alles andere als gewöhnlich ab. Da ist eine Leiche im öffentlichen Klo, Parkbesucher verenden an vorsintflutlichen Pfeilen und irgendwie will die Erklärung, ein Bär könnte an allem Schuld sein, nicht wirklich greifen. Auch der Einwurf einer wildgewordenen Umweltaktivistin, man habe es hier mit „Human Schimpansen Hybriden“ zu tun, will niemandem einleuchten. Da gerät man bei einem Kontrollgang mit einigen wild kostümierten Unholden aneinander, die beiden Rangern nach dem Leben trachten. Mit Kennerblick folgert Hobart, dass man es hier mit Orcsen (Was ist die Mehrzahl von Orc, achja Orcs ;-) ) zu tun hat. Und die haben nichts Gutes im Sinn. Man beschließt, die drohende Gefahr abzuwenden und verbarrikadiert sich mit massiver Feuerpower in der Rangerzentrale ...

Geht man nach Anbieter Splendid, haben wir es hier mit dem nächsten großen Fantasyspektakel seit „Herr der Ringe“ zu tun. Nun kennen wir sicher alle die vollmundigen Splendid Covertexte und lachen uns ordentlich ins Fäustchen, ABER dem Otto Normal Seher könnte die Beschreibung des Backcovers ganz schön die Freude an diesem Streifen verderben, denn ein Fantasyepos hatte offensichtlich keiner der Macher irgendwann im Sinn. Vielmehr ging es ihnen, und das ist dem Splendid Textbüro wohl ein wenig entgangen, um einen spaßigen Partyfilm, der sich einfach nur bekannter Figuren wie den Orcs bedient, um keine neue Spezies und keine dazugehörige wilde Mythologie entwerfen zu müssen. Dass der Film nicht eine Sekunde ernst gemeint sein soll, erkennt man schon an der Vorspannsequenz, die in ihrer ganzen Anmutung schwer an die Nackte Kanone Vorspänne erinnert - ohne allerdings deren Gagansatz zu nutzen. Die erste Stunde gehört dann den beiden Rangern Hobart und Cal, die ein gar treffliches Gespann abgeben, hervorragend harmonieren und von den beiden Hauptdarstellern mit irre viel Ironie und Spaß gegeben werden. Das locker leichte Spiel und die radebrechend witzige Zeichnung der Figuren - inklusive der peinlichsten Oberlippenbärte seit Menschen Gedenken - machen die beiden Ranger zu dem dicksten Pfund der Unternehmung „Orcs“. Sie tragen den Film mühelos alleine und erinnern irgendwie stark an kultige Schluffiepaarungen a la „Shaun of the Dead“ und Co. Die Orcs spielen in diesem Abschnitt so gut wie keine Rolle. Hier und da wird mittels öder Monstervision ihre Gegenwart verkündet, wirklich in Erscheinung treten sie aber erst kurz vor dem großen Showdown, der der bis dahin sympathischen Chose etwas mehr Tempo einbläut, gleichzeitig aber auch zum größten Problem von Orcs mutiert, da hier viel von dem Charme der Eingangsstunde in einer ziemlich unmotivierten Inszenierung und einem Zuviel an ernsten Actioneinlagen verloren geht. Im Showdown treten die bis dahin gelungen überspielten Budgetbeschränkungen des Filmes überdeutlich zu Tage. So sind zu wenige Kameras für den Actionabschnitt vorhanden. Den eigentlich erwarteten rasanteren Schnitt konterkariert man mit ödesten Zeitlupensequenzen aus den immer gleichen Perspektiven und ewig langen Einstellungen, die die Action über Gebühr strecken und gleichzeitig in ihrer Simplizität aufs Heftigste entlarven. Irgendwann ärgert man sich eigentlich nur noch, weil man entweder aufgrund der mangelnden Ausleuchtung nicht wirklich etwas sieht oder einen die erneut in Zeitlupe unblutig umfallenden Orcs langsam zu langweilen beginnen. Kurzum, in den letzten 20 Minuten verliert der Film seine Linie, seine Lockerheit, seinen Witz, seine Schrägheit und sein Herz. Zumindest sehen die hier inflationär präsentierten Orcs ziemlich gut aus ...

Was bleibt, ist ein Film, den man zunächst ohne große Erwartungen einlegt und ihn in seiner ersten Stunde Laufzeit richtig lieb zu gewinnen beginnt, nur um dann mitzuerleben, wie er es sich mehr und mehr mit dem Zuschauer verscherzt. Dennoch nimmt man ihn aus dem Player und will ihn gut finden, einfach weil er über lange Strecken so grundsympathisch ist. Mehr als dieses Gutfindenwollen kann man ihm aber leider nicht entgegen bringen. Ok, die Darsteller sind mit Spaß bei der Sache, die Orcs sehen cool aus, das Tempo und die Gagdichte stimmen, erschossene Streifenhörnchen sind immer für einen Lacher gut und dass man den Film nie in Richtung Funsplatter, was sich hier eigentlich förmlich angeboten hätte, abgleiten lässt, rechnet man ihm auch hoch an. Letztlich verbaut er sich aber selbst den Weg zu höheren Weihen. Eine straffere, pointiertere Regie, ein besserer Schnitt, ein weniger zerdehntes Finale, bessere Effekte, ein definitiv höheres Budget, eine wertigere Optik und das Beibehalten des humorigen Grundtons über den ganzen Film hinweg und er hätte amtlichst rocken können ...
:liquid5:

Die deutsche DVD kommt von Splendid, hat eine FSK 16 Freigabe und ist ungekürzt ...

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von StS » 27.10.2011, 08:05

Trailer war ganz lustig - wird bestimmt mal geschaut, trotz "nur" 5/10. :wink:

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Beitrag von Vince » 20.10.2012, 09:45

Ganz nette Low-Budget-Verballhornung von "Herr der Ringe", die gerade aufgrund ihres geerdeten Settings funktioniert, weil Figuren wie die Park Ranger sich prima auf die abstrakten Kreaturen aus Tolkiens Universum übertragen lassen und dazu nicht mal viel Aufwand nötig ist. Die titelgebenden Orcs dienen dabei als Bindeglied. Gerade ihre Undefiniertheit im Vergleich zu anderen klassischen Fabelwesen wird gerne aufs Korn genommen; bis endlich definiert ist, dass keine Bären für die Attacken verantwortlich sind, vergeht eine Menge Zeit.
Zunehmend werden auch konkrete Szenen aus Peter Jacksons Trilogie aufs Korn genommen, was anfangs noch prächtig funktioniert (Spurenlesen), sich irgendwann aber leider etwas abnutzt. Zum einmal schauen sicherlich nicht ganz daneben, es sei denn, man ist ein keinen Spaß verstehender HdR-Hardcore-Fan wie mein Kumpel, der offenbar Peter Jacksons Orcs vor Augen hatte, als er "Orcs" zu einem der drei schlechtesten Filme kürte, die er je gesehen hat (was er allerdings alle zwei Monate mit der Sichtung eines NOCH schlechteren Films revidiert ;) ).
:liquid5:

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