[Review] Star Trek: Enterprise - Gesamtbesprechung

Die Abstellkammer für Reviews, die woanders nix zu suchen haben.
Antworten
Benutzeravatar
SFI
Expendable
Expendable
Beiträge: 99823
Registriert: 09.08.2004, 07:58
Wohnort: Suraya Bay
Kontaktdaten:

[Review] Star Trek: Enterprise - Gesamtbesprechung

Beitrag von SFI » 04.04.2015, 16:16

Die folgende Gesamtbesprechung wird trotz ihres Umfangs nur etwas an der Oberfläche kratzen. Es gibt genug Trek Plattformen, die jede einzelne Episode ausführlich besprochen und mit Hintergrundinfos versehen haben, so dass ich Euch lediglich einen kleinen Überblick meiner Leidenschaft verschaffen möchte. Und sind wir ehrlich, mehr will der eine oder andere auch gar nicht lesen. :wink:


Einleitung:
Originaltitel: Star Trek: Enterprise
Produktionsjahr: 2001 - 2005 (98 Folgen)
Herstellungsland: USA
Regie: diverse
Darsteller: Scott Bakula, Jolene Blalock, John Billingsley, Dominic Keating, Anthony Montgomery, Linda Park, Connor Trinneer

Bild
[Bildquelle: www.trekcore.com]

Nach dem Ende von "Voyager" wagten sich die Produzenten auf neues Terrain und lancierten eine Prequel Serie, die rund 100 Jahre vor Kirk angesiedelt, die Anfänge der Menschheit auf ihrer ersten interstellaren Reise zeigen sollte. Die Herausforderungen waren mannigfaltig, schließlich durften die Sets und Kulissen der Enterprise, der Beiname Star Trek wurde zu Beginn bewusst weggelassen, einerseits nicht wesentlich moderner als die 40 Jahre alte Urserie ausschauen aber sich andererseits auch nicht an deren produktionstechnisch bedingten Limitierungen orientieren. Zudem fanden natürlich Captain Archer und seine Crew bisweilen in keiner der vorangegangenen Ableger Erwähnung, was natürlich mit dem Kanon nicht vereinbar war. Die Kritiker sollten im weiteren Verlauf, spätestens jedoch in Staffel 3, recht behalten. Begnügte man sich zu Beginn noch, etwa die auftauchenden und erst bei TNG bekannt gewordenen Ferengi, einfach nicht als solche vorzustellen, ja jedweden vermeintlichen Kanonbruch generell mit dem Hauch des Mystischen zu belegen, klappte das in Staffel 3 nicht mehr wirklich. Ein verheerender Angriff auf die Erde mit 7 Mio. Toten findet keine Erwähnung? Captain Archer als Initiator der Föderationsgründung aus der Geschichte gelöscht? Da kann man noch so sehr mit temporalen Argumenten kommen, wirklich überzeugend sind auch diese nicht. Dennoch bin ich der Meinung, dass man über diese Ungereimtheiten hinweg sehen kann, schließlich beleuchtet Enterprise viele gültige Fakten der Franchise endlich auch einmal visuell und macht damit die Kontinuitätsbrüche durchaus wett.

Auch über das Design der Enterprise (NX-01 Klasse) selbst, gab es in Fankreisen breites Gelächter, immerhin kopierte man hier augenscheinlich das TNG Modell der Akira Klasse. Dazu hier mehr:

Sheet der Enterprise NX-01 vs. Akira Klasse

Immerhin kann man so rückwirkend argumentieren, dass die Akira Klasse auf der NX-01 Klasse basiert und man somit der gewünschten Kontinuität gerecht wird. :wink:

Ein weiterer Unterschied zur bisherigen Franchise stellt das Intro da, bei welchem es sich erstmals um einen Song und keine orchestrale Untermalung handelt. Auch dieser Umstand wurde mal wieder ordentlich kritisiert, persönlich fand ich die Idee sehr gut und der Song passt auch inhaltlich perfekt zum Thema der Serie:

It's been a long road,
To get from there to here.
It's been a long time,
but my time is finally here. ...
---> Intro



Star Trek: Enterprise - Season 1

Bild

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mdxynXpRyBw

Wir schreiben das Jahr 2151: Als ein klingonischer Pilot mit seinem Shuttle in "Broken Bow" abstürzt, sieht Jonathan Archer die Gelegenheit das unter vulkanischer Aufsicht lahmende Raumfahrtprogramm der Sternenflotte voranzutreiben. Mit der Enterprise, dem ersten Warp 5 Raumschiff der Erde, will er den verletzten Klingonen nach Hause bringen. Als die Enterprise angegriffen und der Klingone entführt wird, beginnt das erste Abenteuer der Crew.

Bild
[SD Qualität: Die Crew auf ihrem 1. interplanetaren Gassigehen]

Enterprise schafft von Beginn an das, was die bisherige Franchise, auch aufgrund der weit entfernten Zukunft und der fortschrittlichen Technik, nicht schaffte. Die Utopie wird hier erstmals konkret, die Fiktion verschwimmt zunehmend und das Ganze wird fast realistisch greifbar. Dazu tragen einerseits die Sets der Enterprise bei, überall gibt es Verstrebungen, Nieten, Rohre und allerlei technische Apparaturen, die das Ganze mehr als realistisch wirken lassen, ja durchaus einen U-Boot Charakter vorweisen. Bei der Außenhülle der Enterprise sieht man förmlich wie sie aus Einzelteilen zusammengebaut wurde, und wenn man das Schiff dann im Raumdock im Erdorbit sieht, könnte man tatsächlich an ihre Existenz glauben. Neben all der famosen Ausstattung gesellen sich dann noch die Charaktere dazu, zu denen man sofort einen Draht hat. Das liegt vor allem daran, dass die Autoren viele Charakterzüge und zwischenmenschliche Interaktionen eingebaut haben, die eher an unsere heutige Gesellschaft als an eine hochmoralische elitäre Gesellschaft der Zukunft erinnern. Hier werden Oneliner gerissen, auf Niveau geflucht oder sarkastische Kommentare abgegeben.

Bild
[SD Qualität: Auch die Ferengi sind am Start, freilich stellen sie sich nicht als solche vor]

Da die Föderation noch nicht existiert, fungieren die Vulkanier eben nicht als gleichberechtigter Bestandteil der Sternenflotte, sondern als übergeordnete Einheit, die die Menschen für raubeinige und wilde Kinder halten, was diese wiederum öfters unter Beweis stellen. Freilich gibt es hier noch keine erste Direktive oder dergleichen, so dass naiv los geforscht wird, sehr oft mit unerwarteten Konsequenzen. Amüsant hier beispielsweise die Folge als man den ersten bewohnbaren Planeten entdeckt, mit Camping Ausrüstung samt Hund zum Spaziergang aufbricht und alsbald die Quittung für manche Naivität bekommt. Gleichzeitig rücken nicht nur Planeten in den Fokus der Erforschung, sondern auch vermeintlich uninteressante Kometen und Gasriesen. So feiert man das erste Betreten eines Kometen durch einen Menschen mindestens genauso euphorisch wie seinerzeit den Mondspaziergang. Ja und da der Humor bei Enterprise nicht fehlen darf, wird dieser Moment nicht mit einer Fahne sondern mit einem Schneemann verewigt. Sicher, etliche Plots muten in ihrer Struktur aufgewärmt an, doch sind wir ehrlich, es sind in Staffel 1 die Kleinigkeiten, die die wahre Faszination versprühen. All die selbstverständlichen technischen Gimmicks der Franchise finden hier ihren Anfang. So werden die Phaserpistolen oder etwa die Universalübersetzer gerade frisch eingeführt, vor dem Transporter hat so gut wie jeder Angst, so dass gerne und oft der Shuttle zum Einsatz kommt und freilich muss man erst einmal Kommunikationsbaken aussetzen um über die große Distanz mit dem Hauptquartier in Verbindung bleiben so können. Derweil gibt es auch noch keine Schutzschilde, keinen Traktorstrahl (nett die Idee des manuellen Greifarms) und auch keine Photonentorpedos. Besonders erwähnenswert ist auch die Episode "In guter Hoffnung", in der endlich einmal auf unterschiedliche Atmosphären und Schwerkraftverhältnisse eingegangen wird. Bevor Tucker das fremde Schiff besucht, muss er erst einmal 3 Stunden in die Dekompression und zudem ein Gas einatmen um sich an die fremden Umweltbedingungen anzupassen. Trotzdem hat er dann noch zu Beginn Probleme und massive Schwindelanfälle, was das Ganze doch sehr realistisch macht.

Bild
[SD Qualität: Trip (Tucker) ist von einem Alien unfreiwillig schwanger, die Brustwarze zum Stillen wächst auf dem Unterarm]

Auf der Erde selbst, ist diese erste Mission ebenfalls ein großes Thema. Da muss nämlich die Brückencrew einer Schulklasse diverse Fragen beantworten, wo natürlich auch die Frage nach der Toilette gestellt wird. Generell ist, wie bereits oben erwähnt, der Humor deutlich zeitgenössischer geraten und wunderbar in die Plots implementiert. Das wird auch in der herrlichen Charakterfolge "Allein" deutlich, bei der Reed und Tucker mit einem Shuttle Zielerfassungs-Tests in einiger Entfernung zur Enterprise durchführen und plötzlich auf sich alleine gestellt sind. Hier nimmt die langsame Entwicklung einer Männerfreundschaft ihr Ende und während Reed, der ewige Pessimist, diverse Abschiedsbriefe verfasst, fungiert Tucker als Optimist, wodurch ein ständiger Konfliktherd zwischen beiden entsteht. Als sich beide dann im Angesicht des Todes dem Alkohol hingeben und ein Gespräch über T´Pols Hintern beginnen, kann man sich das laute Lachen nicht mehr verkneifen.

Bild
[SD Qualität: Saufen gehört auch im 22. Jahrhundert zur Freizeitbeschäftigung]


Mit der Einführung der Andorianer wird endlich auch einmal das späterere Gründungsmitglied der Föderation näher beleuchtet, Star Trek Veteran Jeffrey Combs darf hier wieder einige Glanzleistungen zum Besten geben. Dieser rote Faden stellt sich generell als große Stärke der Serie heraus, denn auch wenn man immer mal wieder bekannte Völker wie die Klingonen oder Romulaner zu Gesicht bekommt, liegt der Fokus der Serie klar auf den UFP Gründungsmitgliedern: Tellar Prime, Vulkan und Andoria. Dennoch wäre hier mehr Tiefe möglich gewesen. Schade, dass man nicht auf den unnötigen "temporalen kalten Krieg" als Nebenplot verzichten wollte um im weiteren Serienverlauf mit mehr Dreiteilern wie der um Vulkan, etwa auch Andoria und Tellar Prime Tribut zollte.

Bild
[SD Qualität: Der Andorianer Shran ist in S1 noch kein Freund der "Pinkiehäute"]

Dennoch, Enterprise feiert einen gelungenen Einstand, der höchstens durch altbekannte Plots im neuen Gewand etwas an Glanz einbüßt.

:liquid8:
PFALZBOTE | DVD-Profiler

„Fate: Protects fools, little children and ships named Enterprise.“

Benutzeravatar
SFI
Expendable
Expendable
Beiträge: 99823
Registriert: 09.08.2004, 07:58
Wohnort: Suraya Bay
Kontaktdaten:

Beitrag von SFI » 04.04.2015, 16:16

Star Trek: Enterprise - Season 2

Bild

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=5VCN6wdjn-8

Season 2 kann in vielen Episoden die fehlende Kreativität nach 15 Jahren Trek in Folge nicht mehr verleugnen. Wie Bakula ja selbst im Interview erwähnte, sind Season 1 und 2 nichts weiter als aufgewärmte Geschichten im neuen Gewand, einen wirklich neuen Weg beschritt man erst in der nächsten Season. So hat Season 2 auch einige wirkliche "Stinker" zu bieten, kann aber auch mit einigen sehr guten Episoden sowie einer wahren Highlight Episode namens "Cogenitor" aufwarten, in der fern ab von Effekthascherei und dem bösen Alien der Woche ein moralisches Dilemma zum Tode führt. Die Durchschnittsepisoden machen zumindest immer dann etwas Freude, wenn Dinge, die im späteren Trek Universum selbstverständlich sind, hier wieder ihren Anfang finden wie etwa "Condition Red" oder "Photonen Torpedos". Erwähnenswert sind zudem die Folgen: "Der Laufsteg" "Minenfeld" und "Regeneration". Obwohl bei ersterer erneut das Alien respektive Lump der Woche auftaucht, ist die Ausgangssituation ziemlich spannend. Die Enterprise trifft auf einen Neutronensturm, der aufgrund mangelnder Schildtechnologie des Schiffes tödlich für die Crew verlaufen würde. Einzig der sogenannte Laufsteg innerhalb der Warpgondeln bietet aufgrund der Osmiumverstärkung der Gondel ausreichend Schutz. Also verlegt man die Kommandozentrale und das Dixi-Klo auf engsten Raum, wo natürlich viel Zeit für zwischenmenschliche Beziehungen, Kartenspiel und Witz vorhanden ist. Die Folge Minenfeld führt die Romulaner ein, die als solche natürlich unerkannt bleiben, schließlich wird der erste Sichtkontakt erst unter Kirk stattfinden.

Bild
[SD Qualität: Erste Rauchzeichen der Romulaner]

Ein wahres Highlight bietet die Folge "Regeneration", die freilich auf wenig Gegenliebe bei den Fans stieß, schließlich begegnen die Menschen den Borg erstmals 200 Jahre später unter Picard. Meiner Meinung nach wurde der vermeintliche Kanonbruch nicht nur mit einem Kniff gelöst sondern fügt sich sogar perfekt in den Kanon mit ein.

Bild
[SD Qualität: Die Borg sind auch im 22. Jahrhundert mit von der Partie]

Ausgangspunkt ist hier das Jahr 2364 als die Enterprise unter dem Kommando von Picard in der 2. Staffel von TNG erstmals auf die Borg trifft. Einige Jahre später, vielmehr im Jahr 2373 während des Films: "Der Erste Kontakt" reist die Enterprise unter dem Kommando von Picard ins Jahr 2063 um die zeitreisenden Borg von der Invasion der Erde aufzuhalten. Die dort abgestürzte Borgspähre landet im Eis und wird im Jahr 2152 in der aktuellen Enterprise Folge von einem Forscherteam entdeckt. Bevor die Borg hier aufgehalten werden können, schicken diese eine Nachricht gen Heimat, die aber aufgrund der Entfernung 200 Jahre benötigt also just in dem Moment als Picard das erste Mal auf die Borg trifft. Somit schließt sich der Kreislauf und Picard ist paradoxerweise mitverantwortlich für die Invasion der Borg.

Im Staffelfinale leitet man dann mit einem verheerenden Angriff auf die Erde Staffel 3 ein und zeigt einen ersten Ausblick auf das noch im Bau befindliche Schwesternschiff: Columbia

Bild
[SD Qualität: verheerender Angriff auf die Erde]

Das Bild ist für eine BD solide aber nicht herausragend, die FX Shots wurden wie schon in Season 1 hochskaliert, was man ihnen in einigen Einstellungen auch ansieht.

:liquid7:
PFALZBOTE | DVD-Profiler

„Fate: Protects fools, little children and ships named Enterprise.“

Benutzeravatar
SFI
Expendable
Expendable
Beiträge: 99823
Registriert: 09.08.2004, 07:58
Wohnort: Suraya Bay
Kontaktdaten:

Beitrag von SFI » 04.04.2015, 16:16

Star Trek: Enterprise - Season 3

Bild

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=tcPQtfis2tU

Nach zwei Staffeln Quotensturz griffen die Autoren zum Post 9/11 Kugelschreiber und schickten die Enterprise, nach einem verheerenden Angriff auf die Erde, auf einen staffelübergreifenden Kampfeinsatz. Der ist auch notwendig, schließlich war der Angriff nur ein Testlauf der Xindi, die eine noch größere Waffe bauen, um die Erde komplett auszulöschen. Warum das so ist, erfährt man alsbald und so begibt sich die Enterprise in die sogenannte Ausdehnung, in der die physikalischen Gesetze keine Gültigkeit mehr haben.

Einst gewann John Rambo nachträglich Vietnam, warum sollte das hier also nicht auch gelingen. Mit dem Geist von Star Trek hat das wenig gemein lauteten die Kritiken und doch transportierte Star Trek auch schon immer aktuelle soziopolitische Konflikte in die Zukunft, so dass die Verarbeitung des Traumas in diesem Kontext durchaus seine Berechtigung hat. Ok, vielleicht hätte man gleich an das Team rund um Staffel 4 übergeben sollen, doch sind wir mal ehrlich, Staffel 1 und 2 waren größtenteils abermals aufgewärmte Trek Plots, noch mehr hätte man schwerlich ertragen. Entsprechend ist Staffel 3 auch mehr als gelungen, sicher 3-4 angefaulte Lückenfüller fanden auch hier ihren Weg in das Konzept, doch in der Summe rockt das Ganze in dem Sinne wie Star Trek noch nie rockte.

Bild
[SD Qualität: Die Erde platzt]

Vergessen darf man freilich auch nicht, dass die eigentliche bunte und friedliche Star Trek Eierkuchenwelt erst 200 Jahre später angesiedelt ist, so dass sich die Verhaltensmuster der Charaktere zwar schon an diese Welt orientieren, aber auch von unserer gegenwärtigen Gesellschaftsstruktur geprägt sind. Das macht die Bande auch sympathischer und menschlicher, als es der bisher bekannte elitäre Sternenflottler mit seinem vermeintlich absoluten Urteilsvermögen über Gut und Böse darstellt. Es ist demnach nur konsequent, dass hier auch endlich mal gestorben wird, die Verluste summieren sich und Beschädigungen limitieren auch mal dauerhaft.

Bild
[SD Qualität: Die Enterprise schwer vom Kampf gezeichnet]

... dazu der Raumkampf von Azati Prime

VFX-technisch kann sich Staffel 3 ebenfalls sehen lassen, bis auf ganz wenige Einstellungen (Zerstörung der Enterprise in "Dämmerung") machen die hochscalierten Shots auch in HD ein gutes Bild, in Staffel 4 ist das derweil ja schon ganz anders. Der Plot ist bis auf die erwähnten Stinker absolut überzeugend, positive Entwicklungen, Rückschläge bis hin zur Verzweiflung, wechseln sich ab und sind zudem spannend eingeflochten. Freilich ist die Idee, die feindliche Rasse in 5 (6) Subspezies zu splitten eine weitere spannende Idee, da verzeiht man den Autoren auch, dass einzelne Subspezies sehr stereotypische Charaktereigenschaften aufweisen. Trotz der Verlagerung auf Krawall finden sich auch immer wieder Verschnaufpausen ein, in denen moralische Dilemmata behandelt werden. Herausragend ist hier die Episode "Ebenbild", bei der ein Klon für ein im Koma liegendes Besatzungsmitglied als Organspender dienen soll.

Bild
[SD Qualität: Die Xindi-Repitilianer und Insektoiden sind die Stereotypen in Staffel 3]

Die letzten 7 Episoden sind dann eine wundervolle Kombination aus Drama, Verzweiflung und grandioser Action, bei der auch die Verluste noch einmal neue Dimensionen einnehmen. Tolle Staffel, die in HD doppelt so viel Spaß macht.

:liquid9:
PFALZBOTE | DVD-Profiler

„Fate: Protects fools, little children and ships named Enterprise.“

Benutzeravatar
SFI
Expendable
Expendable
Beiträge: 99823
Registriert: 09.08.2004, 07:58
Wohnort: Suraya Bay
Kontaktdaten:

Beitrag von SFI » 04.04.2015, 16:16

Star Trek - Enterprise: Season 4

Bild

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=zLyzVyMAs3I

Plottechnisch darf Enterprise im 4. Jahr nun endlich zeigen, worum es bei Star Trek eigentlich geht und so werden nicht nur Lücken im Kanon geschlossen, sondern auch die wichtigste Institution überhaupt ins Leben gerufen. Erst einmal geht es aber wieder um Zeitreisen samt den "Sauerkrauts", ja die Nazis sind wieder da und diesmal haben sie mit der Hilfe von Aliens sogar die USA eingenommen. Nette Idee, wenn man nicht mit den üblichen Klischees und vorhersehbaren Storywendungen jonglieren würde. Platte Dialoge, ein mieses Drehbuch und teilweise schlechte CGI runden die mittelschwere Enttäuschung ab. Recht interessant ist hingegen die Einbindung von Archivmaterial geworden, bei dem Adolf diverse amerikanische Sehenswürdigkeiten besucht. Auch die Szene, in der die Enterprise über New York gegen deutsche Stukas kämpft macht Laune.

Dank einiger Zwei- und Dreiteiler können aber nun endlich wichtigere Themen deutlich intensiver als bisher beleuchtet werden und so gibt es hier zum ersten Mal in der 50-jährigen Trek Geschichte einen langen Aufenthalt auf Vulkan samt interessanter Background Infos.

Bild
[SD Qualität: Die Enterprise im Anflug auf das eisige Andoria]

Mit dem starken Dreiteiler rund um die erste Babel Konferenz wird gleichwohl eine Aussicht gegeben, was uns mit dem irdisch-romulanischen Krieg, vor der eigentlichen Gründung der Föderation, in Staffel 5 hätte erwarten können.

Bild
[SD Qualität: Menschen, Andorianer, Tellariten und Vulkanier auf ihrer ersten gemeinsamen Flottenaktion]

Endlich geraten auch weitere Gründungsmitglieder der Föderation, die Tellariten in den Fokus der Autoren. Dazu gibt es eine wahre Flut an Bezügen zu TOS, sei es die Klärung des dortigen Aussehens der Klingonen, die eugenischen Kriege (Stichwort: Khan) oder ergänzende Geschichten rund um Organier, Gorn, Orions und Tholians.

Bild
[SD Qualität: Brent Spiner (Data) spielt einen fernen Vorfahren von Dr. Soong]

Im eigentlichen Finale (mit Peter Weller als Lump) kehrt man dann zum Ausgangspunkt Erde zurück, hier muss die Menschheit erst noch ihre Dämonen aus der Vergangenheit besiegen, damit die Vision einer Föderation real werden kann. Ein besonderes Highlight stellt die Spiegel Doppelfolge da, bei der man den ersten Kontakt aus "Star Trek 8" modifizierte und gleich noch ein neues Intro produzierte: KLICK. Zefram Cochranes verwendete Shotgun gab es im übrigen erst kürzlich bei Star Trek Online in einem speziellen Event zu gewinnen.

Bild
[SD Qualität: Archer als Lump auf der Classics Brücke]

Keine Staffel ohne ein Ärgernis und so hinterließ auch die letzte Folge einen zwiespältigen Eindruck bei den Fans. Dabei ist diese hochinteressant gestaltet, schließlich ist sie aus der Perspektive der TNG Gaststars Riker und Troi gedreht, die das Treiben der Enterprise Crew auf dem Holodeck der Enterprise-D verfolgen. Dabei erweiterte man die TNG Folge „Das Pegasus Projekt“ rund um Rikers Dilemma und sprang dazu noch ein paar Jahre gen 2161 um die Gründungszeremonie der Föderation zu zeigen. Da das eigentliche Enterprise Finale schon mit der vorigen Doppelfolge abgegolten war, sehe ich diese Folge eher als Fanschmankerl an, wodurch der Kreis der Franchise zudem geschlossen wird.

Bild
[SD Qualität: Riker und Troi wohnen der Gründung der UFP bei]

Autorentechnisch macht das Gebotene also richtig Laune, Schatten gibt es bei den hochskalierten Effekten, die in HD bei der einen oder anderen Einstellung recht grottig wirken. Die Budgetkürzungen merkt man deutlich, erst recht wenn man zuvor die darin doch recht überzeugende 3. Staffel gesehen hat.

:liquid8: +

Fazit: In ihrer Gesamtperformance ist Star Trek: Enterprise ein gelungener Ableger, der aber von Beginn an mit dem Prequel Charakter auch auf voreilige Ablehnung stieß. Dabei lief auch anderweitig nicht alles rund, so dass die Absetzung zwar zu früh, aber nicht überraschend kam. Gerade die ersten beiden Staffeln sind nüchtern betrachtet reines Recycling alter Trekplots, die aber wie erwähnt zumindest das Fanherz mit vielen Verknüpfungen verzücken, so dass man zufrieden sein kann, aber freilich nicht muss. So gut wie Staffel 3 in ihrer Performance auch sein mag, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass mancher Zuschauer die ursprünglichen Trek Ideale verraten sah und Enterprise als Synonym für die damalige US-Kriegstreiberei der Bush-Administration empfand. Budgetkürzungen setzten Enterprise dann in der sehr guten Staffel 4 zusätzlich zu, so dass man sich visuell stellenweise an ein Computerspiel erinnert fühlte. Generell muss die Entscheidung von Beginn an verstärkt auf CGI zu setzen, vor allem in der Retroperspektive der BD-Auswertung, in Frage gestellt werden. Natürlich hat man damit mehr Freiheiten was Raumgefechte angeht, warum aber die Qualität bei deutlich stärkerer Rechnerleistung dermaßen unter dem Niveau der auch zunehmend in "DS9" verwendeten CGI anmutet, bleibt zumindest mir ein Rätsel. Die in TNG verwendeten Modelle zeigen hingegen eindrucksvoll, wie hoch der damalige Produktionsstandard war.

Zum Vergleich [oben: TNG Shot anno 1990 | unten: Enterprise CGI Shot anno 2004]
Bild

Bild

Dennoch steuerte man mit Enterprise aus meiner Sicht einen guten und vor allem sinnvoll ergänzenden Beitrag zur Franchise bei, die trotz der genannten Defizite immer wieder sehr gut unterhält.

... abschließend noch der:

DVD/BD Vergleich
https://www.youtube.com/watch?v=6Gg-AqbDTz4
https://www.youtube.com/watch?v=PLspL9_6liA

Bildformat: 1.78:1, 1920x1080p
Sprachen: Englisch: 5.1 DTS HD – Master Audio, Deutsch, Italienisch: Dolby Digital 5.1 Französisch, Spanisch, Japanisch: Stereo Surround

"Um neues Leben zu finden und neue Zivilisationen. Dorthin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist." (Zefram Cochrane)
PFALZBOTE | DVD-Profiler

„Fate: Protects fools, little children and ships named Enterprise.“

Benutzeravatar
John_Clark
Action Fan
Action Fan
Beiträge: 3460
Registriert: 25.03.2007, 20:56
Wohnort: Basel
Kontaktdaten:

Beitrag von John_Clark » 06.04.2015, 23:59

Sehr sehr schön. Danke :)

Nachdem ich gestern mal wieder in die beiden JJ-Trek-Filme reingeschaut habe würde ich heute meine rechte Hand für eine neue Staffel Enterprise geben.

Jedoch, wenn du weitere Stories auf hohem Niveau haben willst und bereit bist dich literarisch in die Trek-Schiene zu begeben, dann würdest du es nicht bereuen. Die neuen Trek-Romane sind echt grosse Klasse.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste