King Kong

Filme die viel kosten und meistens nicht das halten, was der Trailer verspricht.
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King Kong

Beitrag von Vince » 13.02.2006, 20:26

King Kong

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Originaltitel: King Kong
Herstellungsland: Neuseeland / USA
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Naomi Watts, Jack Black, Adrien Brody, Andy Serkis, Jamie Bell, Kyle Chandler, Lobo Chan, Thomas Kretschmann, Evan Parke, Colin Hanks, John Sumner, David Dengelo, Stephen Hall, Richard Kavanagh, Louis Sutherland u.a.

Das Kino fasziniert die Menschen seit mehr als einem Jahrhundert. Seit die Gebrüder Lumière 1895 das von Thomas Edison erfundene Kinetoskop perfektionierten und mit dem Film “L’Arroseur arrosé” die Stummfilmzeit einleiteten, entwickelte sich die “lebendige Leinwand” zu einem Portal in eine Welt, die mit der Zeit alles sein konnte: Ein Spiegelbild auf die Gesellschaft, ein reines Unterhaltungsmedium, eine Aufarbeitung gesellschaftlicher Ereignisse und nicht zuletzt ein Reich der Fantasie, in dem man Fiktion visuell darzustellen vermochte, wie es in der Realität nie möglich gewesen ist. Weitere Verfeinerungen und Perfektionierungen der Kinotechnik schufen neue Möglichkeiten, neue Wege, die Magie faszinierender denn je zu gestalten; Jahr für Jahr entwickelte sich der Film weiter und brachte eine Sensation nach der anderen hervor.

Uns Zeitgenossen des neuen Jahrtausends hat diese frühe Entwicklung des Kinos einen Regisseur beschert, der sich mit der einst als unverfilmbar geltenden “Herr der Ringe”-Trilogie zum bedeutendsten Eventkino-Regisseur unserer Zeit katapultiert hat und diesen Status nun durch einen Rückgriff auf seine Wurzeln etabliert. Die Rede ist von Peter Jackson und der Bebilderung seines Kindheitstraums: “King Kong”.

Die größte Schwierigkeit, die Peter Jacksons grenzenlose und epochale Neuverfilmung von “King Kong und die weiße Frau” aus dem Jahr 1933 an das heutige Publikum und an die Kritikerschar stellt, liegt in der Einordnung in den cinematographischen Kontext. Was soll uns dieses Remake eines Schwarzweiß-Klassikers vermitteln? Inwiefern können Vergleiche zum Original angestellt werden? Steckt hinter der Figur Kong eine metaphorische Aussage über Ängste und Sorgen unserer Globalisierungsgesellschaft, oder handelt es sich hier einfach nur um ein kommerzielles Event, dem abgesehen von der reinen Unterhaltung keine weiteren Antworten abzugreifen sind?
Die Antworten auf diese Fragen können nur lauten: “Nichts”, “Gar nicht”, “Nein”... und die letzte Frage muss wie folgt beantwortet werden: “Ja, definitiv. Aber dies ist im krassen Gegensatz zu anderen Entertainment-Blockbustern der jüngeren Zeit kein Manko, sondern genau die beabsichtigte Wirkung, die erreicht werden soll.”

Zu oft ist die Vorgeschichte der Entstehung des Projektes im Vorfeld von der Presse bereits auseinandergenommen worden, dass ich sie an dieser Stelle noch groß und breit zertreten will, aber sie ist schlicht und ergreifend zu essenziell, um sie ganz unter den Tisch fallen zu lassen. Peter Jackson hat als Kind, wie inzwischen jeder weiß, die Faszination für das Kino entdeckt, nachdem er “King Kong und die weiße Frau” gesehen hatte - ein Film, der die fortschreitenden technischen Möglichkeiten des Kinos unter Beweis stellte und seinerzeit die Menschen in seinen Bann zog. Klein-Peter machte sich gleich ans Werk, diesen - wie es damals in Deutschland hieß - “amerikanischen Trick- und Sensationsfilm” mit kindlicher Begeisterung nachzudrehen. Die Bettlaken der Eltern wurden geopfert, um die Skyline von New York auf ihnen abzubilden. Das Projekt wurde jedoch nie beendet, und es sollte Jahrzehnte bedauern, bis es endlich so weit war. Wie es der Zufall so will, hatte ausgerechnet Emmerichs ziemlich missratener US-“Godzilla” (und zu einem kleinerem Prozentsatz auch der Flop “Mein großer Freund Joe” aus der Disney-Schmiede) Anteil daran, dass die neuere Filmgeschichte eine derart harmonische Wendung nahm. Will man es etwas aufgebauscht formulieren, so hätte es ohne “Godzilla” erstens niemals die Jahrhunderttrilogie “Der Herr der Ringe” gegeben; zweitens wäre Peter Jackson mit King Kong genau das misslungen, was die Verfilmung von 2005 nun auszeichnet: Grenzenlose Freiheit.

Das ohnehin gigantische Budget von 170 Millionen wurde letztendlich nochmals auf eine Endsumme von 207 Millionen Dollar aufgestockt. Für gewöhnlich sind solche Zahlenspiele nichts als statistische Schönrederei, da sie nur selten Auskunft über die Qualität des Filmes geben. Das tun sie in diesem Fall im konventionellen Sinn zwar auch nicht, aber sie dokumentieren genau das, was “King Kong” von 2005 ist: Nicht ein Film, der sich bemüht, das Original neu zu definieren und auszuweiten, wie es die Verfilmung von 1976 mit Jeff Bridges und Jessica Lange getan hat; es ist einfach nur die 1:1-Umsetzung des Traumes eines Kind gebliebenen Mannes, der sich ebenjenen Traum mit der Adaption auf die Kinoleinwand erfüllt.

Damit widersteht Peter Jackson der Verlockung, dem Original durch eine Neuinterpretation primär Tribut zu zollen. Es geht nicht um einen internen Vergleich zwischen Original und Remake. Das kann es schon alleine aufgrund der inzwischen unvergleichbaren cineastischen Möglichkeiten nicht sein, die in diesem Film mit der Darstellung des Kong erneut Referenzen setzt. Jackson will statt dessen auf die Magie des Kinos per se hinaus, er will die Faszination wiedergeben, die er selbst als Kind bei Coopers und Schoedsacks 33er-Abenteuerreise erlebt hat und sie dem Zuschauer, der zuletzt in seelenlosen Effektespektakeln meist paralysiert und emotionslos zurückblieb, näherbringen. Und DAS ist es, was dieses Werk von den übrigen Blockbustern abnabelt: Es handelt sich zwar um ein Effektespektakel, seelenlos ist es hingegen nicht.

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Dass sich Jackson dessen von Beginn an bewusst war, wird bereits deutlich, bevor man auch nur die erste Minute gesehen hat. Fast doppelt so lang wie das Original und in eben jener Zeit spielend - strukturell wird also ein vollkommen anderer Weg beschritten, und hätte man wie der Ur-Film auch Parallelen auf die Gesellschaft einbringen wollen, so hätte man den Film in die heutige Zeit versetzen müssen. Statt dessen bleibt Jackson in den Dreißiger Jahren und beschwört die Nostalgie. Keine Allegorien auf die Potenz des schwarzen Mannes, keine Angst vor wirtschaftlichen, politischen oder sozialen Krisen - es kommt einzig und alleine auf die cineastische Wirkung an.

Schon die ersten Filmminuten werden dem vollkommen gerecht. Alleine die Gänsehaut erregende Einblendung des “King Kong”-Schriftzugs vor einem altmodischen Standbild mit bräunlich-beigem Kreismuster an den Flanken - in perfekter Symbiose mit James Newton Howards über die komplette Laufzeit perfidem Score - versetzt den Zuschauer bereits gekonnt in Entzücken, während er irgendwo zwischen Nostalgie und altmodischem Gigantismus schwebt. Das New York vier Jahre nach dem Börsencrash mitten in der wirtschaftlichen Krise wird im Anschluss so eindringlich wie nur möglich veranschaulicht; ein schmutzig-blauer Himmel übertüncht jeden Anflug von humoristischen Tendenzen. Die Ausgelassenheit des Theaterstücks, bei dem auch Hauptdarstellerin Naomi Watts eingeführt wird, wirkt wie die Erschaffung eines bemühten Kontrasts. So kommt es nach einem kurzen Schnitt folgerichtig zur Schließung des Theatersaals. Ann Darrow (Watts) wird ohne Gehaltsscheck in eine feindselige Großstadtwelt geschickt, wo sie sich in einem harten Überlebenskampf durchschlagen muss und schließlich mehr zufällig von Regisseur Carl Denham (Jack Black) entdeckt wird, der zuvor bereits in einem eigenen Handlungsstrang vorgestellt wurde und nicht minder viele Probleme hat.
Es mutet beinahe ironisch an, dass ausgerechnet Jackson sich nun bemüht, die wirtschaftlichen Missstände der Zeit im Gegensatz zu “King Kong und die weiße Frau” auszuweiten, während jener sich wiederum mehr auf die Sensationswirkung seiner Titelfigur konzentrierte und die wirtschaftliche Situation nur anschnitt. Indem jedoch diese Situation auf eine vergangene Zeit referiert, erreicht Jackson genau sein Ziel. Er verlässt die Leinwand des 33er-Kongs und zeigt uns auch das zugehörige Publikum. Er kopiert nicht bloß die Inhalte des Films, sondern er zeigt auch, unter welchen Umständen diese Bilder damals aufgenommen und wie sie dementsprechend rezipiert wurden. Indem er also auch ausführlich die Lage bebildert, rekonstruiert er die komplette Periode, wodurch der Sensationseffekt der Figur King Kong, die mutigerweise erst nach 80 Minuten auftaucht (auch das wäre in einer Verfilmung mit Limitierungen nicht möglich gewesen), ins Unermessliche gesteigert wird.

Zuvor jedoch bemüht sich Jackson um verfeinerte Charakterzeichnung rund um die Protagonisten Carl Denham (Jack Black), Ann Darrow (Naomi Watts), Jack Driscoll (Adrien Brody), Cpt. Englehorn (Thomas Kretschmann), Preston (Colin Hanks) und ein paar andere, darunter auch Andy Serkis, der vor allem Kong sein Schauspiel verleiht, als Schiffskoch Lumpy. Es ist leider zu sagen, dass es diesbezüglich nach der Hälfte des Films einen Bruch gibt, wo viele Charaktere im Effektegewitter verloren gehen und abgesehen von Naomi Watts, die den kompletten Film über in Interaktion mit dem Riesenaffen steht, niemand weiter charakterisiert wird. Bis zur Ankunft auf Skull Island jedoch verläuft die Charakterzeichnung absolut stimmig und offenbart vor allem die Stärke von Schauspielern, denen im Vorfeld kaum jemand die schwierige Aufgabe zugetraut hätte. Die Rede ist speziell von Jack Black, der sich inzwischen gegen den Strom zu einem hervorragenden Schauspieler gemausert hat und seine komödiantische Kompetenz ausgesprochen geschickt und wohldosiert einsetzt, so dass etliche Versuche, seine Darstellung als unangemessen oder unpassend zu bezeichnen, zwangsläufig als vorurteilsbehaftet abgetan werden müssen. Während in den kleineren Rollen Colin Hanks einerseits noch einiges zu lernen hat, aber dennoch seinen Job ordentlich macht, und Andy Serkis in seiner Zweitrolle als Lumpy sein Wandlungstalent unter Beweis stellt, kann vor allem noch Thomas Kretschmann als Kapitän überzeugen. Den leicht zynischen Stoiker nimmt man ihm auf dem Fuße ab, und gleichzeitig tritt er derart weltmännisch und erfahren auf, als habe er nie etwas anderes gemacht, als in US-Großproduktionen schwergewichtige Nebenrollen glänzend auszufüllen - und dabei noch nebenbei Oscargewinner in den Schatten zu stellen. Denn Adrien Brody stellt leider die einzige, leicht schwächelnde Variable in der Besetzung dar. Zwar vermag auch er es, Sympathien auf seine Seite zu ziehen, doch will er nicht richtig in seine Rolle passen, da man ihm den (wenn auch widerwilligen) Abenteurer nicht abnehmen will.

Den leicht ironischen und auf die Filmstrukturen verweisenden Anteil bringt derweil Kyle Chandler als überheblicher Schauspieler Bruce Baxter hervor, womit seine Leistung nach den üblichen Kriterien nicht zu beurteilen ist. Er stellt vielmehr eines der Mittel dazu dar, die wichtige Selbstironie unterzubringen, die den kompletten Film in kleinen Hieben durchzieht und davor bewahrt, sich selbst, und damit die thematisierte Magie des Kinos, allzu ernst zu nehmen. Es wird durchaus eine angenehme Distanz erschaffen, wenn Bruce Baxter in einem Anflug von Ehrlichkeit erwähnt, dass es im wahren Leben die fetten, glatzköpfigen und unrasierten Versager sind, die sich als Helden entpuppen, nicht strahlende Schauspieler wie er. Und wenn Carl Denham bemerkt, dass “Monster in B-Movies” gehören, kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Den Grundton, den Peter Jackson dirigiert, kann man daher als vollkommen angemessen bezeichnen, was wiederum das Organisationstalent des Regisseurs unter Beweis stellt. So gigantisch und bedeutend das Projekt für ihn auch sein mag, immer behält er die Übersicht und weiß sein Werk auch aus der allumfassenden Makroperspektive abzuschätzen.

Wenn nach einer guten Stunde endlich Skull Island erreicht wird, entfaltet sich zur Freude der im Saft ihrer eigenen Vorfreude bereits kochenden Zuschauer das Abenteuerflair. Neben dem immer wieder eingeflochtenen Humor zeigen die Szenen im Eingeborenendorf am meisten von Jacksons Handschrift. Die offenbar tendenziell kannibalistischer Kultur unterworfenen Eingeboren wurden in ihrer Darstellung bewusst fiktional gehalten, um die Magie des Unbekannten zu erhalten, das die gesamten Ereignisse auf der schattenhaften Insel umweht. Mit rußverschmierten Körpern, verstümmelten Zähnen, glasigen Augen ohne Iris und ritenhaften Körperbekleidungen zeigen sich die Eingeborenen als erster Kontakt mit Lebewesen auf Skull Island als eine Art Mischung der Orks aus “Herr der Ringe” und der Eingeborenen aus dem Prolog von “Braindead” (welcher ja auch durch eine ominöse Fracht gegrüßt wird). Regenwolken tragen zur Atmosphäre bei, lassen die Situation immer bedrohlicher anschwellen, bis in einem für eine FSK 12-Freigabe recht freizügigen Stakkato der Horror ausbricht und erste Opfer gefordert werden. Nach einer provisorischen Flucht zurück zum Schiff haben diese Szenen letztlich eines von zwei oder drei Bildern zur Folge, die in ihrer ikonischen Ausdrucksstärke wiederum Generationen überdauern werden; und das, obwohl es sich um Zweitverwertungen handelt. Gemeint ist hier der Moment, auf den die Zuschauer seit nunmehr 80 Minuten warten - das erste Auftauchen des großen Affen vor der zerbrechlichen blonden Frau, die von den Eingeborenen zur Opferung an eine der Zeremonie entsprechende Vorrichtung gefesselt wurde.

Die relative Handlungsarmut der Szenen rund um das New York der 30er Jahre ist von nun an vergessen. Hier wird geerntet, was in der langen Vorarbeit gesät wurde. Wenn die Kamera von Naomi Watts, deren Gesicht sich nach dem Donner der Vorwärtsbewegung des Riesenaffen und nach dem Rascheln der weggeschobenen letzten Bäume von Furcht in Entsetzen wandelt, abdreht, um in einer 180-Grad-Wende die gigantischen Arme dieses haarigen Kolosses preiszugeben, und wenn die in diesem Moment winzig erscheinende blonde Frau beginnt, aus ganzer Kehle zu schreien, dann hat sich der Aufwand gelohnt. Hier ist die Atmosphäre einer Premiere, eines einzigartigen, nie da gewesenen Erlebnisses deutlich spürbar - und wenn man dafür einen aus mancher Sicht steinigen Weg durchschreiten muss, dann hat sich das in dieser Sekunde gelohnt.

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In der nun folgenden Interaktion zwischen Ann Darrow und King Kong löst man sich letztendlich vollends vom Original, denn hier wird die Arbeit von Weta Digital in einer Perfektion unter Beweis gestellt, die selbst nach “Gollum” ihresgleichen sucht. Es handelt sich hier tatsächlich um zweiseitige Kommunikation. Zunächst zeigt Naomi Watts, wie goldrichtig sie für die Rolle ist, die Fay Wray einst zur ersten Scream Queen machte. Nicht unbedingt wegen ihrer Schreie, die doch dem Zeitgeist entsprechend eher spärlich eingesetzt wurden; vielmehr wegen ihrer Glaubwürdigkeit, was ihre Zugehörigkeit zu den Dreißiger Jahren betrifft; was ihre innere Zerrissenheit anbelangt (die schon zu Beginn in New York zur Geltung kommt); und nicht zuletzt in Bezug auf die liebevolle Beziehung zwischen einem Riesenaffen und einer zerbrechlichen Frau, die nur zu gut vorstellbar ins Lächerliche hätte abdriften können.
Umgekehrt gilt dies noch mehr für King Kong, dessen Schauspiel - man muss es so nennen, es ist nichts anderes - phänomenal ausgefallen ist. Die Mimik des gemeinen Affen wurde schon immer als Spiegelbild unserer selbst angesehen, und dieses CGI-Geschöpf steht dem in nichts nach. Niemals wirkt Kong wirklich menschlich, aber immer ist sein Gemütszustand für das Auge des menschlichen Betrachters deutlich abzulesen. Diesen schmalen Grat zu beschreiten war die zentrale Aufgabe der Special Effects-Crew, und sie wurde wunderbar gelöst. Das bedrohliche Gebrüll und die Kampfposen sind eben nicht das eigentliche Wunder der Arbeit, sondern die zunächst kaum zu erkennenden mimischen Veränderungen, die zeigen, dass die Kraft im Minimalismus steckt. Ausgerechnet die manchmal gescholtenen komödiantisch aufgepeppten Szenen rund um den Tanz von Naomi Watts vor dem verdutzten Affen tragen daher am meisten zur Charakterzeichnung bei.

Im Aufwand um die Hauptkreation musste der Rest des Feldes leider etwas zurückstecken, was dann auf die Kämpfe und Verfolgungsjagden zurückfiel. Ohne Frage, die Aufeinandertreffen zwischen Affe und T-Rex sind an Bildgewalt kaum zu übertreffen und definieren die Präferenzen dessen, was ein Monsterfilm sein sollte, komplett neu. Während man jedoch eingedrückt im Kinosessel sitzt und die Finger in die Lehne krallt, bemerkt man auch die fehlende Unverwechselbarkeit, die Kong selbst noch umweht. Die Actionsequenzen sind nichts als eine Erweiterung von “Jurassic Park 2". Abgesehen davon, dass das Design der Dinosaurier im Sinne der angestrebten Zielsetzung des Films erfreulicherweise nicht auf paläontologischen Erkenntnissen beruht, vermögen die Brontosaurier-Stampedes und die T-Rex-Fights keinen eigenen Stil aufzubauen. Hinzu kommen eher konventionell eingepflegte Darsteller, die teilweise übertrieben stark den Zufall auf die Probe stellen, was ihre Wahrscheinlichkeit, plattgetreten oder gefressen zu werden, anbelangt (siehe Jack Black). Fast wirkungsvoller, wenn auch weniger auf Pacing als auf die Erzeugung von Ekel bedacht, sind die Szenen rund um den Angriff des Insektengetiers, das durch die dezente, melancholische Musikuntermalung umso bedrückender wirkt.

Recht schnell wird schließlich das Einfangen Kongs und der Transport nach Hause abgehandelt, um in New York einen grandiosen Abschluss zu bilden. Wenn wir sehen, wie Kong halb betäubt und angekettet im prall gefüllten Theater von zwei künstlichen Scheinwerfern beleuchtet hängt und zur Schau gestellt wird, ist das zweite Schlüsselbild erreicht und vielleicht der Höhepunkt des Films. Dabei handelt es sich nicht nur um eine gelungene Huldigung an das Original, sondern wahrhaft um eine Perfektionierung der Schauwerte, die Kong bildet, gefangen und seiner natürlichen Umgebung beraubt.
Howards Score trumpft erst jetzt, in den letzten 45 Minuten, vollends auf und schafft ein melancholisches Szenario, das die innere Trauer des uralten und königlichen Wesens in dieser unwirtlichen Fremde der modernen Welt unter Beweis stellt. Die Identifikation der einzig wahren Ann Darrow seitens Kong ist dabei der besondere Clou, denn während er die “Imitationen” allesamt erkennt, macht es für das Theaterpublikum keinen Unterschied, wer nun die blonde Frau spielt, solange sie nur blond ist.
Die Szene mit Kong und Naomi Watts auf dem zugefrorenen See war für viele Zuschauer der unzufriedenen Sorte ein Höhepunkt in Sachen Lächerlichkeit (mit der wenig sinnvollen Begründung, das Eis müsse doch brechen unter dem Gewicht; außerdem sei die Szene ein Ausbund an romantischem Nonsens); tatsächlich ist sie jedoch das dritte und letzte ikonische Bild, das sich nachhaltig in das Hirn des Zuschauers einbrennt durch seine emotionale Grundfeste, die von einem Army-Gegenschlag radikal durchbrochen wird und Kong auf das Hochhaus zwingt. Der Moment des Todes, erneut ein Geniestreich des Animationsstudios, ist ein letzter Höhepunkt und der persönliche Schlussstrich Jacksons mit der inneren Unruhe, die ihn dazu trieb, endlich dieses Projekt fertig zu stellen.

Was Peter Jackson schließlich geschaffen hat, ist die grenzenlose Visualisierung seiner ganz persönlichen Fantasiewelt. Es ist in erster Linie kein “King Kong”-Film, sondern ein Film über den Zauber und die Magie der großen Leinwand am Beispiel des Films, der den Regisseur in seiner Kindheit dazu getrieben hat, selbst Filmschaffender zu werden. Millionen Menschen mit ähnlichen Träumen, die für immer unerfüllt bleiben, werden sich mit Jackson und seinem Baby mitfreuen, als sei es ihr eigenes Baby, das endlich realisiert wurde. “King Kong” ist anno 2005 Spektakel-Kino, wie es ursprünglich intendiert war: gigantisch, verblüffend, emotional. Dass sich mitunter im ersten Teil einige Längen einschleichen, im zweiten Teil die Effekte nicht immer die erhofften Quantensprünge sind und insgesamt mehrfach Logikbrüche auffallen, verblasst unter der Tatsache, dass dieser King Kong das überzeugendste CGI-Wesen bisher ist und damit Jacksons Botschaft so gut transportiert, wie man es sich nur vorstellen kann.
:liquid8:

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Beitrag von freeman » 14.02.2006, 00:40

Abgesehen davon, dass du in dem Abschnitt mit der Stampede in diesem einen Punkt den Größten zitierst, ein schönes Review ... ;-), ich packe meines schnellstmöglich drunter ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 14.02.2006, 00:47

Tu das... wenn du selbst keine schönen Screens mehr findest, darfst du gerne auch ein paar von meinen in deine Kritik verpflanzen. :wink: Die sind ja momentan in der Auswahl eher rar gesät, solange es noch keine DVD gibt...

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Beitrag von freeman » 14.02.2006, 01:00

Screens lass ich weg, ich bastel dir lieber nen paar Unterschriften drunter ;-)

In diesem Sinne:
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Beitrag von John Woo » 21.05.2006, 15:13

Gelungener Film. Etwas zu lange, aber technisch und inszenatorisch herrvorragend. Eigentlich sollte fast jeder Filmfan, egal ob Action, Drama, Abenteuer seine Freude daran haben. Selbst für etwas Horror ist dank den grusligen Viechern in der Höhle gesorgt.
:liquid8:

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Beitrag von Vince » 21.05.2006, 15:57

Und sogar von deiner heißgeliebten Äktschn war genug dabei. :wink:

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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 23.05.2006, 18:08

Tolles Review Sir Vince :)

Hab den Film letztens gesehen und fand ihn fantastisch:

:liquid9:
Wollt Ihr 'nen Ritt auf meinem Discostick?
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Beitrag von djoli » 24.10.2006, 17:47

So ich habe ihn jetzt auch gesehen, ich gebe ihm :

:liquid8:

Die Action ist natürlich Klasse, aber auch die ruhigeren Momente gefallen mir sehr. Das Ende finde ich dann schon sehr emotional. Schön das es nicht nur ne seelenlose FX Schlacht geworden ist.
Ob man allerdings wirklich einen Extended Cut braucht? Ich weiss nicht, fand ich schon so zu lang. Dies ist auch ein Grund warum er die höchstwertung nicht verdient. Man hätte einige Dinge etwas strafen können imo.
Trotzdem ist Jackson hier mal wieder ein Filmisches Erlebniss gelungen.
Vielleicht war das Pulver feucht...
Oder du bist einfach nur scheiße!

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Beitrag von Vince » 24.10.2006, 17:50

Ich habe den inzwischen auch schon dreimal komplett gesehen und bin theoretisch sogar erstmalig bereit, mir noch eine zweite Version eines Films zu kaufen, obwohl ich schon die erste habe. Dazu warte ich allerdings erstmal den Schnittbericht ab. Es gab Momente, die nicht unbedingt weiter ausgebaut werden mussten. Anderes hätte ich mir gerne noch ausgiebiger angesehen. Bin mal gespannt, was uns der Herr Jackson noch so zaubert.

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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 24.10.2006, 17:57

Erwähnte ich schon, das ich beim Ende immer anfange zu flennen... hallo, wegen nem Affen?

I am afraid of me ;)

......

Wenn der Dir. Cut soviel hermacht wie die EVs der HdR Filme, bin ich dabei, trotz der Tatsache das ich die LE habe :roll: :wink:
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Beitrag von kaiserfranz » 26.10.2006, 13:38

Hab den Film jetzt auch mal endlich gesehen (in der Uni-Pause :) ). Hat mir überraschend gut gefallen. Die Effekte passten und der Affe sieht wirklich erschreckend echt aus. :wink: Nur die Verfolgungsjagd mit den Sauriern hat mich effekttechnisch nicht 100% überzeugt. Insgeamt kriegt der ne

:liquid8:

Gruss
kaiserfranz
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Beitrag von Hannibal » 26.10.2006, 16:38

kaiserfranz hat geschrieben: Nur die Verfolgungsjagd mit den Sauriern hat mich effekttechnisch nicht 100% überzeugt. Insgeamt kriegt der ne
Na endlich mal einer der das erkennt!
:-D

MFG
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Beitrag von Vince » 20.10.2008, 10:43

So, jetzt auch endlich mal die Extended gesichtet. Die Szenen sind im Grunde überflüssig, aber tricktechnisch halt ebenso viel Aufwand wie der Rest, weshalb es schon mutig war, das für die Kinofassung rauszuschneiden. Die Triceratops-Szene finde ich deswegen etwas fehl am Platz, weil dadurch die ersten Spuren Kongs etwas entmystifiziert werden. In der Kinofassung steht die Crew mitten in einem Fußabdruck von Kong, nachdem sie zuvor noch nicht sehr viel von dem Affen oder sonst einem Tier gesehen hat. Jetzt haben sie schon einen Triceratops-Angriff hinter sich, was die Szene einfach abschwächt.

Die Unterwasserviehszene stört dagegen gar nicht. Fügt zwar auch nicht viel Nützliches dazu (ok, es wird die Wandlung des Regisseurs betont, als er filmt, wie ein Crewmitglied von dem Vieh gefressen wird), macht aber Spaß.

Ansonsten gabs ja nicht wirklich viel Neues. Man sieht noch nen angeschossenen Kreidezeit-Emu. :lol:

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Beitrag von McClane » 21.10.2008, 08:53

Die Extended kenn ich nicht, mir war der Kinocut schon viel zu lang. Drei Stunden, in denen sich so einiges wiederholt (und noch ein Saurier bricht aus dem Dickicht, und man fällt auf noch eine Liane *gähn*)... das war irgendwann zu langweilig, da fehlte ganz klar die HdR-Magie von Peter Jackson. Immerhin kann man handwerklich kaum motzen, die Besetzung macht auch einen ordentlichen Job, doch mehr zu mehr als sich angenehm berieseln lassen und dabei mehrmals auf die Uhr gucken hat es bei mir nicht gereicht.

Knappe :liquid6:
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Beitrag von StS » 21.10.2008, 10:52

Hab den Film übrigens noch immer nicht gesehen - wie auch "Superman Returns" (nicht). 8-)

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Beitrag von Vince » 21.10.2008, 11:12

StS hat geschrieben:Hab den Film übrigens noch immer nicht gesehen - wie auch "Superman Returns" (nicht). 8-)
Ersteres: Gewaltiger Fehler (obwohl ich glaube, dass du den eh nicht sonderlich mögen würdest... ist dir sicher zu langsam ;) ).
Letzteres: Echt kein Verlust.

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Beitrag von SFI » 21.10.2008, 15:04

... mmmh finde ja den Superman Returns besser als den King Kong, selbstredend auf niedrigem Niveau. :lol:
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Beitrag von Vince » 21.10.2008, 15:06

Lol da kommt wieder unser Geschmacksverbrecher, der in einer gerechten Welt schon längst im Gefängnis sitzen würde. :lol:

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Beitrag von SFI » 21.10.2008, 15:11

... in der du dann Richter wärst? :lol:
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Beitrag von Vince » 21.10.2008, 15:18

Richter und Henker. Und das ganze Volk würde mir zujubeln. :wink:

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Beitrag von freeman » 22.10.2008, 09:06

Judge Vince: Ich wusste, dass er das sagen würde ... du wirst bestraft mit Rosamovieentzug auf Lebenszeit ...

In diesem Sinne:
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