Medaillon, Das

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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Medaillon, Das

Beitrag von Vince » 14.05.2006, 23:37

Das Medaillon

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Originaltitel: The Medallion
Herstellungsland: Hongkong / USA
Erscheinungsjahr: 2003
Regie: Gordon Chan
Darsteller: Jackie Chan, Lee Evans, Claire Forlani, Christy Chung, Julian Sands, John Rhys-Davies, Anthony Wong Chau-Sang, Johann Myers, Alex Bao, Scott Adkins, Nicola Berwick, Billy Hill, Reuben Langdon, Tonny White, Jude Poyer

Oh Mann - da verschlägt’s selbst mir die Sprache.
Erwartet hatte ich eigentlich einen legitimen Nachfolger zu “The Tuxedo”, also ein dummes Filmchen, mit dem man einen langweiligen Abend über die Runden bringen kann. Gerne hätte ich diese Zeilen mit “Und nochmal dasselbe in grün” begonnen, denn das hätte bedeutet, ich wäre zumindest primitiv unterhalten worden. Das vermochte die Geschichte um den Mann mit dem Anzug nämlich. Und was ich bisher so an Ausschnitten vom “Medaillon” zu Gesicht bekam, sah ja eigentlich sogar ganz nett aus. Und dann sowas. Puh!

Jackie “medailljongliert” sich durch ein Nichts von Story, das, wäre es ein Kleid, keine Geheimnisse im Verborgenen lassen würde. Hört sich ja jetzt halb so wild an, aber wenn man sieht, wie dieser Quatsch um ein Unsterblichkeit verleihendes Medaillon aufgezogen wurde, möchte man weinend (oder alternativ irre kichernd) zusammenbrechen. Was zum...?

Verwirrung stiftet vor allem eines, nämlich die Tatsache, dass nichts, rein gar nichts erklärt wird. Es wird nicht einmal versucht. Und bei dem abgehobenen Zeug, aus dem die Handlung besteht, ist das schon ein starkes Stück. Warum muss ein schwächliches Kind den Wächter spielen? Jemand, der relativ problemlos gekidnappt - daher ja auch der Name - werden kann? Woher kommt das Medaillon? Warum verleiht es Unsterblichkeit? Weshalb funktioniert es nur zu einem Baustein vereint? Ja, wieso besteht es überhaupt aus zwei Teilen? Aus welchem Grund verpufft die alte Hülle eines mit dem Medaillon Wiederbelebten und ein neuer Körper kommt zum Vorschein? Woher kommt er? Einfach nur aus dem Off, das von der Kamera nicht mehr erfasst wird? Woher erlangen die Wiederbelebten ihre übermenschlichen Kräfte? Die interessanteste aller Fragen stellt Jackies diesmaliger Buddy Lee Evans erfreulicherweise selbst: Warum ist der neue Jackie bei seiner Ankunft nackig, Claire Forlani aber nicht? Ähm... hallo? Bitte im Sequel einen Rollentausch vornehmen. Danke!

Es verlangt ja niemand, dass alles hübsch und breit erklärt wird, aber wenigstens Ansätze sollten gegeben werden, wieso was wie der Fall ist. Wir Zuschauer werden dadurch nämlich wieder zum wissbegierigen Kind degradiert, einer Welt voller Rätsel ausgesetzt, fragend: “Papi, warum ist der Himmel blau?” Ist halt so, werden sich die Storywriter gedacht haben. Selbst schuld: Mit den Wasserversorgungsweltvernichtungseroberungsplänen aus “The Tuxedo” hat sich das Kind ja noch zufriedengestellt. Jetzt ist es aber beleidigt und nennt den Aufhänger für die SFX-verseuchte Action des “Medaillons” nun eine ganz blöde Idee. Genaugenommen, so das Kind in mir, ist die Geschichte von dem Medaillon “das total doofeste, was ich in der Welt gesehen hab.”

Taugt die Action denn wenigstens was? Ich hab’s ja schon angekündigt: Nö. Zunächst einmal gibt’s deutlich zu wenig davon. Man glaubt zwar, die ganze Zeit über irgendwie etwas Zackiges zu Gesicht zu bekommen, dem ist aber nur selten wirklich so. Die Optik ist relativ überladen, und man muss schon ziemlich gut filtern, um spezielle Sequenzen nun wirklich als Actionsegmente zu entlarven. Es sind dann schon ein paar nette Dinger dabei, gerade zu Beginn. Wirework, Effekteunterstützung, okay - das geht (in Maßen) in Ordnung. Jackie liefert uns den ein oder anderen netten Stunt sowie ein paar Spielchen mit den Baddies, wie man es kennt - obwohl man es alles viel besser kennt. Der :shock: bleibt jedenfalls fast komplett aus. Trotzdem gibt man sich in der Anfangsphase noch damit zufrieden, und relativ herausragend ist die rasant inszenierte Verfolgungsjagd zu Fuß über Mauern, Gitter und Café-Besucher. Je schneller die Minuten aber verstreichen, desto dünnflüssiger und gestreckter wird die Stunt- und Kampfarbeit. Nachdem Jackie seine “Superkräfte” erlangt hat, wird mit Verwischeffekten um sich geworfen, als gälte es, die Fingerabdrücke auf einer Mordwaffe bis zur Unkenntlichkeit zu verschmieren, damit man ja nicht mehr die Identität des Mörders herausfinden kann. Hmm, und Jackie und seine Mörderstunts entbehren durch die so überaus ungünstige Inszenierung jeglicher Identität. Was da in diesem bunten Bilderwald gezwurbelt und geschreddert wird, da könnte genauso Max Mustermann aus Inkognitohausen die Hauptrolle spielen. Ja, da ist das Gesicht von Jackie Chan auf der Mattscheibe zu sehen... aber könnte das nicht auch per CGI auf einen Hohlkörper draufmontiert sein? Eigentlich schon, denn der berüchtigte Jackie-Charme kommt ebensowenig zur Geltung wie spezifische Charakteristika in den Bewegungsabläufen bei Fights und Stunts - ganz einfach deswegen, weil man nichts erkennt. Der Höhepunkt der Grausamkeit ist der Endkampf mit Julian Sands... mein lieber Herr Gesangsverein! Da stehen (!) zwei Gesichter in der Luft in irgendeinem Tempel (warum überhaupt in einem Tempel, Papa?) und um sie herum überall sich bewegende Farbkleckse. Und irgendwann kommt dem Julian ein Drachen aus dem Rücken, dann Licht und alles ist vorbei.

Das ist in seinem plumpen Ablauf auch ein Zeichen für fehlende Dramaturgie: Man wähnt sich noch irgendwo bei den ersten Recherchen (oder was auch immer) und plötzlich ist da schon alles bereit für das Finale. Man ist ja auch sonst gewöhnt, dass nach den Slapstickszenen bei den Guten immer mal wieder zu den Bösen geschnitten wird, um Fortschritte bei den Welteroberungsplänen zu zeigen. Das Problem ist halt, da gibt’s keine Pläne zu schmieden: Für Julian Sands ist alles klar, er will halt das Medaillon, das wissen wir von Anfang an. So sah sich Gordon Chan wohl gezwungen, Sands möglichst lange auszusparen und sich auf die “Chemie” zwischen Jackie, Lee und Claire zu konzentrieren. Nicht, dass es um Sands schade wäre - er ist hier nicht mehr als ein nichttssagender Rhys Ifans-Verschnitt. Leid tun kann er einem aber schon.

Ja, und auf der anderen Seite wird Jackie diesmal ganz besonders wenig Möglichkeit geboten, sich in Sachen Komödie zu entfalten, denn man hatte ja Lee Evans an Bord, gell? Evans (als Undercover-Cop besonders glaubwürdig) wird nun zum Schauplatz allerlei One-Man-Slapstick - und ich kann nicht genug betonen, wie unwitzig das ganze Schlamassel ist. Man hätte sich einen Buddy ja sowieso sparen können, wenn man nur einen Pausenclown brauchte, aber wenn die Gags so sanft wie Puder und doch so zäh wie Leder aus der Pistole geschossen kommen, verlangt man umgehend nach Owen Wilson. Zugegeben, ganz selten hat Evans seine kleinen Momente, die aber weitestgehend als Zufallsprodukt durchgehen.
Claire Forlani ist positiv zu erwähnen, denn sie sieht gut aus und ihr Lächeln schmelzt Berge. War da noch was? Ach so, ja... wenn wir nach rein cineastischen Kriterien vorgehen wollen, müssen wir konstatieren, dass sie für den *räusper* Plot keinerlei Bedeutung hat. Sie ist vor Ort, um Jennifer Love Hewitt ein Erbe zu verschaffen. Falls eine neue Art von Buddy-Movie angestrebt wurde, nämlich ein Triple-Buddy-Movie, so ist das erstens nicht neu und zweitens eine gescheiterte Mission, weil Forlani nicht als Buddy durchgeht, sondern ausschließlich als Love Interest. Und die Beziehung zwischen Jackie und Lee ist so schlampig konstruiert und mit derart plumpen Annäherungsversuchen (Schwulen-Situation) versehen, das man es nicht so recht wahrhaben mag.

Wo also, um mal zum Ende zu kommen, “The Tuxedo” tolerierbar war, da ist “Das Medaillon” leider nur noch ein Ärgernis. Das liegt an der beknackten Story, mit der die Autoren uns Zuschauer vollkommen alleine lassen, an der fehlenden Chemie zwischen allen Beteiligten, durch Spezialeffekte nicht mehr als solche zu erkennende Stunts und Fights, schwache Dramaturgie, an einem fahlen Bösewicht und an fehlendem Humor. Vereinzelt blitzen in allen Bereichen hier und da Momente auf, von denen man sich mehr gewünscht hätte, aber in Anbetracht der überwältigenden Mehrheit der negativen Aspekte ist das wohl zu vernachlässigen. Wahrscheinlich der schwächste Film Jackie Chans nach seinem Durchbruch in Hollywood.
:liquid3:

Eine DVD gibt's von Columbia - wie alle erschienenen Fassungen uncut.

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Beitrag von Carlito » 14.05.2006, 23:55

hab mal kurz reingeschaut, die Fights waren ok, das war es aber dann schon.
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Beitrag von freeman » 15.05.2006, 00:04

Sehe ich wie du Vince. Einer der absoluten Tiefpunkte Jackies aus seiner US Zeit, wo ja nun alle net so prall waren. Aber der Film ist schon irgendwo komplett bekloppt. Alleine Evans macht unglaublich viel kaputt. Ich meine, der hampelt und labert im Rekordtempo und lanciert nicht EINEN Lacher. Himmel Herr Gott ...

Claire Forlani ist dennoch ne süße und kann im Normalfall auch besser spielen als Jennifer Love Hewitt, nur was soll sie in diesem Film schon ausrichten?

In diesem Sinne:
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Beitrag von Samir » 15.05.2006, 00:11

hab ihn nie gesehen und werd das wohl auch nicht, scheint genau so ne gurke wie in 80 tagen um die welt zu sein

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Beitrag von StS » 15.05.2006, 08:49

Klare :liquid2: von mir.

Jo, so kenn ich Chubby Khan, den Pausen-Clown, denn er agiert hier eigentlich wie immer ... aber nichtsdestotrotz war dieser Film dieses Mal lupen-reiner Murks. Ziemlich alles war grottig mies, von den Effekten über die Story bis hin zur Cast. Julian Sands tat mir echt leid - wie konnte er sich in einen Jackie Chan Film verirren? Lee Evans ist in meinen Augen ähnlich übel wie der China-Mann, nur dass er zumindest in "Freeze Frame" im Laufe seiner Karriere mal mit einer starken Leistung aufwarten konnte.

Über das Lied im Abspann hab ich mich zumindest gleich doppelt gefreut: Es stammt von Avril und hat das Ende dieses Machwerks signalisiert.

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Beitrag von SFI » 15.05.2006, 09:14

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Beitrag von Samir » 15.05.2006, 13:53

lol doch so gut ;)

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Beitrag von Vince » 15.05.2006, 14:15

Dass der Liquid aber auch immer so übertreiben muss. :wink:

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Beitrag von SFI » 15.05.2006, 14:16

Minus Bewertungen gibts ja noch keine! :lol:

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Beitrag von Samir » 15.05.2006, 14:17

ah können wir ja einführen mit zurückgehender Welle ;)

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Beitrag von SFI » 15.05.2006, 14:18

joh Vince mach mal! :lol:

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Beitrag von John Woo » 15.05.2006, 14:18

Scheiss Film.
War wohl der einer der Gründe wieso ich Jackie nicht mag.

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Beitrag von Vince » 15.05.2006, 14:36

Liquid Love hat geschrieben:joh Vince mach mal! :lol:
Lol, das einzige Forum mit Ebbe-Flut-Wertungssystem. :lol:

@John: Für diesen Film solltest du eher Gordon Chan nicht mögen.

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Beitrag von freeman » 15.05.2006, 15:26

Ebbe Flut Wertungssystem? Vince, mal mal die Wüste Gobi :lol:

@ StS: Ham die denn den Somg von Avril ausgespielt? Wenn ja *brrrrrrr* noch ein Grund zum Wegschalten ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 15.05.2006, 15:42

Hab leider net so viel Sandpapier. :lol: Aber ne hübsche Idee. :wink:
freeman hat geschrieben: @ StS: Ham die denn den Somg von Avril ausgespielt? Wenn ja *brrrrrrr* noch ein Grund zum Wegschalten ...
Ganz kurz noch. Den fand ich aber genauso grandios unpassend wie den Rest des Kiddie-Soundtracks.

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Beitrag von freeman » 15.05.2006, 16:11

Vince hat geschrieben:
freeman hat geschrieben: @ StS: Ham die denn den Somg von Avril ausgespielt? Wenn ja *brrrrrrr* noch ein Grund zum Wegschalten ...
Ganz kurz noch. Den fand ich aber genauso grandios unpassend wie den Rest des Kiddie-Soundtracks.
Wat willste machen: Kiddie Filme bekommen Kiddie Soundtracks ... kann mir richtig vorstellen, wie der Stefan zu dem Song abgeschwooft hat und seine Streetcredability bei Kindern, die draussen an seinem Fenster vorbei sind, erhöht hat. Rock my Life Avril, Rock my Life ;-)

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 15.05.2006, 16:15

:00000694
Armer Stefan...

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Beitrag von kami » 10.12.2006, 13:06

Meine Rezi, die ich kurz nach dem Kinobesuch geschrieben hab:
Schlimmer geht’s immer, so heißt es ja immer wieder, und THE MEDAILLON beweist die Richtigkeit dieses Spruches. Schon nach TUXEDO war der geneigte Fan ja im Allgemeinen nicht so begeistert, um so mehr freute es alle, das Jackie Chans nächster Film wieder ein HK-Film werden würde, mit dem größten Budget, das je für einen HK-Film verpulvert wurde, mit Gordon Chan einen Action-erprobten Profi als Regisseur, der nach 2000 A.D. ja durchaus einer der Hoffnungsträger des Genres in HK war, als Actionregisseur Sammo Hung, an der Kamera Arthur Wong, was um alles in der Welt sollte da noch schief gehen. Nun, nach Sichtung des Werkes muss man sagen, sehr viel bis fast alles. Als Erstes fehlt dem Film jegliches HK-Flair. RUSH HOUR 2 sieht gegen THE MEDAILLON aus wie ein waschechter Eastern. In HK gilt offensichtlich die Faustregel, dass die Höhe des Budgets unbedingt direkt proportional zur stilistischen Annäherung an das Hollywood-Kino zu sein hat. Bei einem 40Millionen US Dollar-Budget ist klar, das dieser Film näher am typischen US-Film ist als eine durchschnittliche Bruckheimer-Produktion. Schon die Opening-Credits wollen vergessen machen, dass wir hier einen HK-Film vor uns haben, in dem die Masse der genannten westlichen Mitwirkenden die paar HK-Chinesen glatt erschlägt.
Die Inszenierung lässt dann viel Raum für all die schönen Dinge, die unsereins ja so am Hollywood-Film liebt, wie z.B. Zeit für falsche Gefühle und Tränen, inkl. solch schöner Sätze wie:"Ich wünsch Dir Gottes Segen". Auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen, und da Jackie ja als der Steven Seagal des Ostens gilt, muss man ihm wieder mal einen wahnwitzig witzigen Partner zur Seite stellen. Chris Tucker verprasste wahrscheinlich gerade sein Honorar für RUSH HOUR 3 , so musste halt sein weißer Reagenzglas-Bruder Lee Evans herhalten, den man wohl schon in SOMETHING ABOUT MARY witzig finden sollte. Ha!
Ganz wichtig auch der Soundtrack, der all den unsensiblen Gestalten im Publikum akustisch das näher bringen muss, was der Film allein nicht schafft. Wie so oft ist das Ergebnis ebenso professionell wie unbefriedigend, dem gemeinen West-Zuschauer wird’s aber sich nicht stören, genauso wenig, wie ihn die sporadisch eingestreuten Popsongs von Größen wie April Lasagne und artverwandten Krachmachern nerven dürften.
Die Optik des Filmes präsentiert sich solide, ohne dabei Akzente zu setzen, von Arthur Wong ist man doch mehr gewohnt. Apropos Optik, Jackies Flamme Claire Forlani (sollte man die kennen, nur weil sie Nicolas Cages Betthupferl in THE ROCK gewesen ist?) sieht okay aus, verspielt diesen Bonus aber mit ihrem dümmlich bis unangenehm glücklich wirkenden Dauer-Grinsen. Und warum sie als Weiße die Freundin von JC ist, während dessen Gweilo-Partner die süße Christy Chung zur Gemahlin hat erschließt sich mir nicht ganz. Ist vielleicht witzig. Ha!
Nun zur Action: Wenn Sammo Hung für diese verantwortlich ist, sollte man eigentlich vom Besten ausgehen. Und tatsächlich findet sich in der ersten halben Stunde manch netter Move, der auch vor 10 Jahren nicht gänzlich schlecht ausgesehen hätte. Gedanken an frühere Werke wie DRAGONS FOREVER, WHEELS ON MEALS oder sogar THUNDERBOLT sollte man aber trotzdem lieber unterdrücken, man wird sonst zu früh enttäuscht. Nun hatte ja bekanntermaßen irgendein Genie (wahrscheinlich Alfred Cheung, der Story-Autor) die Granaten-Idee, uns Jackie im späteren Verlauf übermenschliche Kräfte zu verleihen, was dazu führt, dass die Action so absurde Ausmaße annimmt, das TUXEDO dagegen realistisch wirkt. Absolut enttäuschend. Ich bin ja nun gern bereit, ein gewisses Maß an Strippenzieherei zu tolerieren, aber wie jemand in HK auf die Idee kommt, das höchste Budget in der Film-Geschichte dieser Stadt in einen Streifen zu investieren, der ähnlich zackig und realistisch wie der lahme BULLETPROOF MONK daherkommt, obwohl der Hauptdarsteller der Legende nach ja alle Stunts selber durchführen möchte (wie freue ich mich immer, wenn ich das im TV-Movie-Kommentar zu fast jedem ausgestrahlten JC-Film lesen darf), wird wohl immer das sahnige Geheimnis der EMG-Entscheidungsträger bleiben. So versinkt THE MEDAILLON im Wust all der CGI-enhancten Action-Movies mit Martial-Arts-Komponente, die in der letzten Zeit so häufig die Leinwände unsicher machen (DAREDEVIL, CHARLIES ANGELS, BPM, u.v.m) und sieht auch unter ihnen nicht übermäßig gut aus.
Wobei nicht verhehlt werden soll, dass sich wie aus Versehen immer mal wieder eine gelungene Szene in die Superhero-Action mogelt, so darf Christy Chung einen sehr schönen Kick austeilen, und auch Claire Forlani wirkt beim Kämpfen fast überzeugender als beim Lächeln oder beim Lustigsein.
Julian Sands ist als Bösewicht ebenso blass wie als Kämpfer schlecht, wenigstens darf er kurz vor seinem Ableben noch mit zwei bunten CGI-Drachen durch seine Burg fliegen, wenn das mal nichts ist.
Anthony Wong macht eine gewohnt gute Figur, hat aber in der dt. Fassung eine derart unpassende Stimme, dass ich mich auch über seine Auftritte nicht richtig freuen konnte.
Also Bonus gibt’s übrigens noch eine Cameo von Nic Tse und, hurra, Edison Chen. Prima.
Fazit: Wem TUXEDO zu bodenständig und Chris Tucker zu schweigsam war, wem Jennifer Love Hewitt zu gut aussah und wem bei Jackie Chan-Filmen schon immer die Kuss-Szenen gefehlt haben, dem dürfte wahrscheinlich auch THE MEDAILLON gefallen. Hoffen wir, dass es ihrer nicht so viele sind!!!
Mittlerweile seh ich das Ganze viel entspannter und den Film sogar sehr gerne, obwohl ich die Idee mit den Superfähigkeiten vor allem so kurz nach TUXEDO wahrhaftig nicht brilliant finde. Trotzdem sehr professionell gemacht und very kurzweilig, rücke mit guten :liquid6: raus.
Ach ja, weiß mittlerweile, dass die Forlani NICHT das Betthupferl vom Cage in THE ROCK gewesen ist.

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Beitrag von freeman » 10.12.2006, 13:52

kami hat geschrieben:Mittlerweile seh ich das Ganze viel entspannter und den Film sogar sehr gerne, obwohl ich die Idee mit den Superfähigkeiten vor allem so kurz nach TUXEDO wahrhaftig nicht brilliant finde. Trotzdem sehr professionell gemacht und very kurzweilig, rücke mit guten :liquid6: raus.
Ach ja, weiß mittlerweile, dass die Forlani NICHT das Betthupferl vom Cage in THE ROCK gewesen ist.
*lach* ... wollte mich schon übelst echauffieren. Bin persönlich in Bezug auf den Film aber eher deiner früheren Meinung als deiner entspannten jetzigen :lol:

In diesem Sinne:
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Beitrag von Sir Jay » 10.12.2006, 14:26

lee evans sieht so kacke ausxD

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Beitrag von kami » 10.12.2006, 15:43

Sir Jay hat geschrieben:lee evans sieht so kacke ausxD
Ist doch scheißegal, zum Gutaussehen hat man den sicher auch nicht engagiert.

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Beitrag von Sir Jay » 10.12.2006, 16:20

seine pose auf dem cover schreckt mich ab xD

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Beitrag von kami » 10.12.2006, 20:28

Sir Jay hat geschrieben:seine pose auf dem cover schreckt mich ab xD
Das is witzisch, Mann! :D

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Beitrag von Sir Jay » 10.12.2006, 21:02

mir geht die voll gegen den strich xD

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Beitrag von wolfman » 15.08.2007, 19:48

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Das Medaillon (飛龍再生)
(Hong Kong / USA 2003)

Hong Kong-Cop Eddie Yang (Jackie Chan Sing Long) deckt zusammen mit dem Interpol Agenten Arthur Watson (Lee Evans) die Entführung eines Kindes und den Diebstahl eines geheimnisvollen Medaillons auf, kann dies aber nicht verhindern. Doch die Spur führt nach Irland. Dort angekommen begegnet Eddie seiner alten Freundin Nicole (Claire Forlani). Gemeinsam macht sich das Trio auf die Suche nach Kind und Medaillon und handelt sich dabei so manchen Ärger ein.

Schade, wäre der übertriebene Slapstick-Part – der hauptsächlich vom trotteligen Agent Watson ausgeht – gestrichen worden, hätte es eine schön geradlinige Agentenstory werden können. So ist es ein peinliches Stück Zelluloid, das allen beteiligten peinlich sein sollte. Man könnte fast schon sagen, dass es sich um einen typischen überdrehten Film der Emperor Multimedia Group (The Twins Effect, Twins Mission) handelt. Jackie Chan und seine nach wie vor sehenswerten Stunts reißen dann den Film noch etwas heraus, wenn er auch weit entfernt ist von alten (Hong Kong-)Erfolgen.

:liquid4:

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