Killer's Romance

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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Killer's Romance

Beitrag von freeman » 18.07.2006, 00:29

Killer's Romance

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Originaltitel: Long maan saat sau Zi jau jan
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1990
Regie: Phillip Ko
Darsteller: Simon Yam, Joey Wong, Yasuaki Shikamura, Carman Lee, Lau Siu Ming, Cheung Lak, Phillip Ko, Kenichi Ishida u.a.

Yo, ein Waise und vor Jahren von dem Anführer der japanischen Yamada Bande adoptiert, befindet sich auf einem Rachefeldzug. Sein Adoptivvater wurde von der chinesischen Konkurrenz gemeuchelt, weil er sich mit dieser nicht vereinen wollte, um den Drogenhandel in London zu übernehmen. Yo metzelt sich daraufhin gnadenlos durch die Reihen der Anführer der Chinesen und hinterlässt ein nahezu führungsloses Chaos. Da kehrt Chan Ben, der mutmaßliche Mörder von Yos Adoptivvater, auf die Bildfläche zurück und übernimmt die Führung der chinesischen Triade, mit dem Hauptziel, Yo über den Jordan zu schicken und japanische und chinesische Bande zu einer schlagkräftigen Einheit zu verschmelzen. Als Chan Ben die junge Emu, die Yo auf seinem Rachefeldzug kennen- und lieben gelernt hat, als Geisel nimmt, stellt sich Yo einem letzten Gefecht ...

Crying Freeman, das Original ... dies verkündet die DVD Hülle über Phillip Kos ziemlich offensichtlichen Schnellschuss. Ko, der sich mit seiner übertriebenen Performance als Chan Ben fast selbst den ganzen Film ruiniert, verhebt sich fast schon spektakulär an den japanischen Animes und bezieht vor allem im Vergleich mit dem grandiosen Crying Freeman von Christophe Gans fast schon pausenlos Prügel. Während Gans nämlich alles richtig machte, weiß Ko nur in ganz wenigen Punkten zu überzeugen.

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Wo Gans den Freeman fast schon mythisch überzeichnet und ihn zu einem Werkzeug und einem Scharfrichter in Personalunion macht (was dem Geist der Animes entspricht), ist Yo in Killer's Romance nichts anderes als ein Mann auf Rachefeldzug, dem man in megamiesen Rückblenden einen emotionalen Background zu verpassen versucht, der nur aus lächelnden Menschen zu bestehen scheint! Es bleibt nichts von der Animevorlage erhalten. Es fällt in Bezug auf Yo nicht einmal der Begriff Freeman und auch die in der Animeserie immer gegenwärtigen Fantasyaspekte bleiben komplett außen vor. Dennoch unterscheiden sich die Geschichten von Kos und Gans Film gar nicht so stark, was insofern verwundert, weil die zugrundeliegende Animeserie ihre Geschichte doch recht breit ausfächert und ziemlich viele Nebenschauplätze lanciert. So konzentrieren sich beide auf den Machtkampf verschiedener Banden untereinander (die Grundessenz der Animeserie) und flechten eben eine Liebesgeschichte zwischen Yo und Emu (die in der Animeserie eher eine Art Kampfgefährtin ist und als ziemlich tough präsentiert wird, die schon mal Leuten die Rübe runterhackt und sich auch ziemlich offenherzig geben darf) ein. Gerade in den Storydetails gibt es zwischen beiden Filmen einiges an Gemeinsamkeiten: Emu und Yo treffen sich zufällig nach Anschlägen Yos, Yo soll Emu töten (warum, das wird vor allem in Kos Interpretation zu keiner Sekunde transparent), Yo verliebt sich in Emu, Yo hat eine Art ständigen Begleiter, Yo bekommt vor jedem Einsatz neue Waffen und und und. Auch wenn es extrem viele derartige Überschneidungen in den Details gibt, klaffen die Ergebnisse in ihrer Qualität doch extrem auseinander.

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Was beide Filmemacher gemein haben, ist, dass sie sich deutlich auf den Actiongehalt der Animes beschränken und den doch teils exorbitanten Hardcoreanteil vollkommen außen vor ließen. Die hoch geschmackvolle Liebesszene in Gans Fassung lässt im übrigen nicht einmal ansatzweise erahnen, wie viele "Slapp, Slapp, Slapp" "Oh, Ooh, Ooh" "Nicht ganz so tief, streichle den Punkt" Dialogblasen in den Animes vorkommen. ;-) Damit sind die grundlegenden Gemeinsamkeiten aber auch schon abgefertigt, denn während sich Gans als versierter und ästhetischer Bildermagier hervortut, der eben auch die Fantasyaspekte der Geschichte nicht vernachlässigt und eine hochgeschmäcklerische Comicverfilmung auf den Zuschauer niedergehen lässt, hat Ko schon im optischen Bereich massive Probleme. Langweilige und uninspirierte Bilder machen es dem Zuschauer schwer zu glauben, dass man hier ein Hongkongwerk vor Augen hat, das zu den Hochtagen der damaligen Kronkolonie entstanden ist. Man findet keine Energie, keine Einfälle, nichts. "Ich bin nicht einmal ein B-Film" scheint der Film förmlich zu rufen. Die Story wird ebenso ideenlos abgespult. Die "Wendungen" sind so überraschend, wie die Tatsache, dass im Sommer höhere Temperaturen vorherrschen als im Winter. Der Schauplatz London wirkt vollkommen falsch gewählt und senkt vor allem den Optikaspekt noch einmal massiv. Ein derartiges Grau in Grau tut wirklich in den Augen weh. Außerdem verbinde ich ehrlich gesagt mit London keine Begriffe wie Chinatown oder Bandenkriege im Asiabereich. Darstellerisch ist es zumeist auch zappenduster: Simon Yam wirkt als Yo chronisch unterfordert und amüsiert mit den ihn umgehängten Schals (gehen ungelogen bis zum Fußboden) bis zur Schmerzgrenze, vor allem, wenn er den einen sogar mal zur Gänze um seinen Hals wickelt ...! Joey Wong ist dann der einzige Punkt, den Killer's Romance dem Crying Freeman von Gans voraus hat. Denn im Gegensatz zu der fast schon septischen Julie Condra (die dafür dem Animevorbild optisch in fast allen Details zu hundert Prozent entspricht!!!) entwirft Wong, die ich seit der Chinese Ghost Story mehr als nur schätze, einen weitaus glaubwürdigeren und vor allem selbstbewussteren Charakter, bei dem man zumindest glaubt, dass er für einen Mann jenseits von Recht und Gesetz interessant sein könnte. Der Rest des Castes dilettiert munter vor sich hin. Highlight ist freilich Regisseur Phillip Ko als Chan Ben, der vermutlich sogar beim Kacken seine Sonnenbrille auflassen würde und den Vorgang selber mit "lustigen" Gesichtsverrenkungen "kommentieren" würde.

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Doch warum gucken wir uralte Hongkongschinken? Genau, wegen der Action. Und hier stellt sich recht schnell Ernüchterung ein. Die ersten Hits von Yo sind ein Graus. Keine Choreographie, kein Mark Dacascos Gewirbel, keine Blutfontänen, keine Gewaltästhetik a la John Woo, wie sie Christophe Gans schon in den ersten Minuten seiner Interpretation lancieren konnte. Einfach nur "peng, peng, du bist tot". Sehr traurig. So geht das die ersten 70 Minuten. Hier und da gibt es megamies eingebaute Autocrashs zu bestaunen, die sichtlich auf einer Art gesonderten Areal gedreht wurden und mit den Verfolgungsjagden in und um London nicht wirklich zusammengehen wollen. Mehr ist da nicht. Und man stellt sich schon auf eine maximale Katastrophe ein, als Yo plötzlich in ein Haus marschiert und da drinnen die Wände neu anstreicht. Plötzlich fließt das Blut Hektoliterweise. Pump Guns reißen riesige Wunden, es setzt Blutfontänen, mittendrin fliegt Yo herum und die Bad Asses fangen sich Dutzende Kugeln ein. Wenn Yo dann auch noch die Ur-Robocop Knarre zückt und damit einen Bäddie plättet, hebt das die Stimmung doch ungemein. Leider verliert der Film dann wieder die Spur und präsentiert eine sinnlose Einlage mit dem Bruder der Mentorin Yos, um am Ende einen wahnwitzig unspektakulären Schwertkampf von Yo gegen 7 oder 8 Gegner zu präsentieren, der an Schnarchigkeit wahrlich kaum zu überbieten ist. Auch der megaarme Finishing Move und ein abber Arm können hier nichts mehr reißen und so bleibt ein doch recht schaler Nachgeschmack, denn Killer's Romance rockt nicht ...!

Megabilliger Versuch der Crying Freeman Anime Serie ein filmisches Denkmal zu setzen. Dabei kommen Optik, viele Darsteller, Story und Action nicht mal an B-Niveau heran!
:liquid2:

Die FSK 18 DVD von Atomik-Films im Vertrieb der Mcone ist ungeschnitten und passt sich dem allgemeinen Niveau des Filmes an. Sie bietet eine ziemlich katastrophale, komplett unbearbeitete Bildqualität, bei der Risse des Originalnegatives genauso zu sehen sind wie Kratzer auf Selbigem. Der Ton dillert recht uninspiriert vor sich hin, zumindest machen aber die Synchronstimmen einen professionellen Eindruck, die Dialoge bleiben dennoch ziemlich dämlich ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 18.07.2006, 00:35

Aha, jetzt gibts Hongkong-Attack hier im Forum. :wink:

Nach Genuß deiner Kritik fällt mir wieder schmerzlich auf, dass Crying Freeman sich immer noch nicht in meiner Sammlung befindet...

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Beitrag von freeman » 18.07.2006, 01:00

Jo, und ich hab richtig Lust bekommen, mich endlich mal meinem Liebling zuzuwenden ... Leider fehlt mir noch immer einiges an Animebackground in Bezug auf diesen Film ... Aber einige Ideen habe ich schon. Mal schauen ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von kami » 18.07.2006, 17:48

Nun, die Rezi fällt imho schon deutlich zu herb aus, immerhin kann Produzent und Regisseur Philip Ko nix dafür, dass Atomik Film seinen Streifen so übertrieben hyped. Nette HK-Actiongülle bietet KR aber allemal, die Story ist ganz gut erzählt, Joey Wong ist süß, gut Simon Yam war schon cooler, aber die (leider etwas wenige) Action rockt, auch der geile Schwertkampf-Showdown.
Von mir gibts knappe :liquid7:

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Beitrag von Cyborg Cop » 18.07.2006, 23:02

Kann mich kami anschließen. Hab in meinem FTB 6-7/10 gegeben. Ja, man muß schon Gefallen an diesen typischen HK-Actionern haben, aber das ist bei mir der Fall.

Finde übrigens die Musik ziemlich gut.

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Beitrag von freeman » 19.07.2006, 00:40

NAja, der wird aber auch international als Crying Freeman "gehyped" ... und ganz ehrlich: Ich mag die uralt HK Actiondinger wirklich sehr, aber das hier war doch wirklich gar nichts. Alleine der Schwertkampf am Ende ... daran war doch wirklich gar nichts cool ... auch wurde Simon Yam in genau dieser Einlage ein zweimal überdeutlich gedoubelt, eine Choreographie gab es auch nicht (alleine diese irrwitzig schlechte "ich dreh mich mal an der Mauer lang und pariere so die gegnerichen Schläge" war extrem LOLig.)Also wirklich, hier gab es nicht viel, dass zu begeistern wusste. Der Soundtrack ist mir ANFANGS auch positiv aufgefallen, allerdings wird der mit jeder Minute schlechter ... muss man auch erstmal hinbekommen ... Echt schade.

In diesem Sinne:
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Beitrag von kami » 19.07.2006, 13:24

Dann schau Dir andere Philip Ko-Streifen aber gar nicht erst an, zusammen mit FINAL RUN (Born to Fight 5) markiert KR nämlichen den Höhepunkt seines Schaffens.

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Beitrag von wolfman » 19.07.2006, 14:03

Das war wohl nichts :roll:

Killer's Romance :liquid3:
Simon Yam wirkt hoffnungslos unterfordert, die Sets mehr als billig und die Action ist stümperhaft, megamieß insbesondere auch die Autocrashs.
Die DVD von MC-One ist ebenfalls ein Graus!

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Beitrag von Vince » 08.06.2007, 14:32

Hab ihn jetzt auch mal gesehen und naja, die Vorlage selbst kenne ich leider nicht, aber als Film an sich seh ich das bei weitem nicht so dramatisch wie der free- und der wolfman. Klar ist "Crying Freeman" um Längen besser, aber eine Gurke sehe ich da nicht. Wenn das ein solcher Rohrkrepierer sein soll, wie du beschreibst, dann weiß ich nicht, was die vielen anderen Müllbomben sein sollen, die Hong Kong noch in den Akten hat und von denen mir zum Glück die allermeisten noch verborgen blieben. Ich habe jedenfalls schon deutlich schlechtere Werke aus der Zeit und dem Ort zu Gesicht bekommen. Ein bisschen statisch inszeniert ist er schon, so richtig intensive Höhepunkte hat er auch nicht, aber gelangweilt habe ich mich nicht und Simon Yam fand ich jetzt auch bei weitem nicht so übel, wie er gemacht wird. Über die Selbstinszenierung des Regisseurs kann man sicher streiten, aber bei allen Mängeln reicht es für mich schon noch zu einer
:liquid5:

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Beitrag von McClane » 22.01.2011, 16:39

Sehe den Film ähnlich wie Vince. Sicher, Gans' Verfilmung ist werkgetreuer und hat die Nase auch sonst in den meisten Belangen voraus, der hier hat aber auch seine Daseinsberechtigung, da er eben versucht den Stoff rein als HK-Actionfilm ohne mythische Elemente zu interpretieren. Das sichtbar kleine Budget und der doch eher einfallslos aufbereitete Plot stehen dem Film dabei etwas im Wege, ebenso die Tatsache, dass "Killer's Romance" nicht so ganz aufzeigen kann, warum sich Killer und Zeugin verlieben (in "Cyring Freeman" wird das ja auf mythisch-romantisch überhöht dargestellt, um das plötzliche Verlieben zu erklären). Zackig in Szene gesetzt ist "Killer's Romance" dann trotz aller Geldknappheit, die gebotene Action weiß durchaus zu gefallen (zumindest wenn man die HK-Action der Zeit mag) und Simon Yam schlägt sich durchaus besser als freeman behauptet. Keine Meisterleistung, aber durchaus okay.

:liquid6:
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