[Serienreview] E-Ring

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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[Serienreview] E-Ring

Beitrag von freeman » 24.10.2006, 03:09

Dieser Fred wird wie der Tales from the Crypt Fred gesperrt! Sämtliche Diskussionen, Fragen, Anmerkungen und Lobesbekundungen bitte in unseren Seriendiskussionsfred!

E-Ring

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Produktionsjahr: 2005
Herstellungsland: USA
Produktion: Jerry Bruckheimer
Regie: Taylor Hackford, David Barrett, Michael Robison, John Showalter u.a.
Darsteller: Dennis Hopper, Benjamin Bratt, Aunjanue Ellis, Kelly Rutherford, Andrew McCarthy, Kerr Smith u.a.

Das Pentagon ist der Sitz des US-Verteidigungsministeriums (heute wird der Begriff Pentagon auch synonym für das Ministerium selbst verwendet), das seinen Namen der charakteristischen Gebäudeform verdankt, die einem Fünfeck nachempfunden ist. Das Gebäude liegt am Potomac River in Arlington (Virginia) an der Grenze zu Washington (D.C.). Gebaut wurde es einst, weil das Verteidigungsministerium im Zuge des zweiten Weltkrieges zu einem unglaublichen Personalapparat angewachsen war, den DIE alten Ministeriumsgebäude nicht mehr fassen konnten. Um diesem Platzproblem Herr zu werden und um die Kompetenzen an einem Ort zu bündeln und somit für einen eventuellen Kriegseintritt der USA gerüstet zu sein, ging das Pentagon am 14.8.1941 in den Bau.

Die charakteristische Form verdankt es den Plänen, es an dem Standort Arlington Farms zu errichten. Dort hätte die Straßenführung genau diese Form vorgegeben. Die angedachte Form behielt man aber auch dann bei, als Präsident Roosevelt gegen den anvisierten Bauplatz intervenierte, immerhin hätte das Gebäude an diesem Ort die Sicht von dem Nationalfriedhof Arlington auf Washington versperrt! Darum ließ er einen neuen Bauplatz suchen und man verlagerte als Ergebnis dieser Suche den Bauplatz um 1,2 km an den heutigen Standort. Des weiteren verlangte Roosevelt, dass beim Bau des Gebäudes KEIN Baumaterial von an dem Krieg beteiligten Parteien verwendet werden sollte, was beispielsweise die Verwendung des üblichen Marmors verhinderte, so dass man auf Beton ausweichen musste.

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Nach dem Bau, der im Januar 1943 abgeschlossen war, bestand und besteht jede Seite des Pentagons ihrerseits aus jeweils fünf parallelen Gebäudereihen, die man auch als Ringe bezeichnet. Die fünf Ringe repräsentieren dabei die verschiedenen Sektionen des amerikanischen Militärs: "Army", "Navy", "Marines", "Air Force" und die "Defense Intelligence Agency".

Im äußersten der fünf Ringe hat nun Jerry Bruckheimer mit den eigentlichen kreativen Köpfen hinter der Show, David McKenna & Ken Robinson, sein neuestes Serienbaby angesiedelt. Dieser Ring wird auch Ring der Macht genannt und beherbergt unter anderem den Verteidigungsminister und die Kommandeure der Army, der Navy, der Air Force usw..

"Die Sicherheit der Nation hängt von den Männern und Frauen ab, die in den 5 Ringen des Pentagon dienen. Bevor irgendwo auf der Welt eine militärische Aktion unternommen werden kann, muss sie im äußersten und wichtigsten Ring geplant und gebilligt werden ... im E-Ring." (J.T. aus dem Off vor jeder Folge)

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Die Grundidee hinter "E-Ring" ist der Versuch, einen Blick hinter die Kulissen des Verteidigungsministeriums der USA zu werfen und zwar eben auf Bruckheimer Art. Jerry Bruckheimer hat sich mit der Produktion von Serien wie "CSI" oder "Without a Trace" binnen kürzester Zeit einen hervorragenden Namen hinsichtlich bester Unterhaltung fürs Pantoffelkino geschaffen. Dabei übertrug er einfach nur wichtige Elemente seiner Kinoproduktionen auf eine Serie: grandiose Optik, hochwertige Effekte, Storys, die jedem Blockbuster zur Ehre gereichen würden, und eine immer spannende Inszenierung inklusive teils hervorragender Darsteller und hochklassiger Gastdarsteller. Und nichts anderes macht er nun in "E-Ring". So gelang es ihm die beiden Hauptrollen in "E-Ring" recht prominent zu besetzen. Benjamin Bratt gibt Maj. Jim Tisnewski (J.T.) und Dennis Hopper seinen mentorartigen Vorgesetzten Col. Eli McNulty. Beide harmonieren prächtig und geben ein knuffiges Pärchen ab. Bratt ("Traffic", "Demolition Man") agiert als Heißsporn, der nach einem mehrmonatigen, verdeckten Einsatz in Afghanistan neu zu einem eingespielten Team stößt und sich hier erst behaupten muss, was freilich auch Fehler zur Folge hat. Dabei scheint er sich zunächst an seinen neuen "Feinden" wie CIA und Politikern die Zähne auszubeißen. Glücklicherweise erkennt sein Vorgesetzter Hopper ("Easy Rider", "Speed") als Col. Eli McNulty schnell, dass J.T.'s Herz an der rechten Stelle sitzt, so dass er permanent versucht, ihn aus dem Gröbsten herauszuhalten.

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Auch der Rest der Besetzung rekrutiert sich aus gestandenen Darstellern wie Andrew McCarthy ("Night of the Running Man"), Kerr Smith ("Dawsons Creek") oder Kelly Rutherford ("Scream 3"), was zur Qualität der Serie definitiv beiträgt.

E-Ring ist dabei alleine schon von der Thematik her viel mehr Bruckheimer als jedes seiner anderen Serienbabys. Und es funktioniert auch absolut auf den Punkt. Gemeinsam mit einem grandiosen Score, toller Optik und spannender Inszenierung ist "E-Ring" so Bruckheimerisch geraten, dass man nur darauf wartet, dass Michael Bay einmal in den Regie Credits auftaucht und ganze Hubschrauberarmadas in Zeitlupe am Pentagon vorbeischwirren ;-). Erfolgstechnisch wird man noch abwarten müssen, lief doch "E-Ring" in den USA zunächst - dank harter Konkurrenz - äußerst schwach an und wurde dann auf einen anderen Sendetermin umprogrammiert, wo die Serie dann etwas besser lief. Ob es über Staffel I hinaus allerdings weitergehen wird, wird sich zeigen müssen. Zu wünschen wäre es, denn:

DIESE SERIE IST BRUCKHEIMER PUR!!!

1. Staffel:

Season 01
01x01 Pilot (E-Ring - Pilot)
01x02 Snatch and Grab (Alte Bekannte)
01x03 Escape and Evade (Hart an der Grenze)
01x04 Tribes (Stammesfehden)
01x05 Weekend Pass (Semper Fi)
01x06 Toy Soldiers (Zinnsoldaten)
01x07 Cemetary Wind: Part 1 (Schatten der Vergangenheit-Teil 1)
01x08 Cemetary Wind: Part 2 (Schatten der Vergangenheit-Teil 2)
01x09 Delta Does Detroit (Kreuzritter in Not)
01x10 The Forgotten (Der Vergessene)
01x11 Christmas Story (Ein Wintermärchen)
01x12 Breath of Allah
01x13 War Crimes
01x14 Five Pillars
01x15 The General
01x16 Friends and Enemies
01x17 The Two Princes
01x18 Brothers In Arms
01x19 Hard Cell
01x20 Isolation
01x21 Acceptable Losses
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Beitrag von freeman » 24.10.2006, 03:11

Pilot (E-Ring - Pilot)

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Major Jim Tisnewski (J.T.) ist gerade von einem 14monatigen Afghanistanaufenthalt zurückgekehrt und genießt seine Freizeit. Da klingelt eines Morgens sein Telefon. Sein neuer Chef - Col. Eli McNulty - ist am Apparat und bestellt ihn an einem Sonntag ins Pentagon. J.T. weiß, dass dies eine Art Feuertaufe werden wird und er bricht umgehend auf ins Pentagon. Hier sollte er eigentlich erst in ein paar Tagen seinen Job antreten, der ihn als Mitglied der Special Operations Division vorsieht, wo er dafür verantwortlich zeichnet, militärische Aktionen der USA an allen Orten der Welt vorzubereiten und zu planen. Und gleich sein erster Einsatz ist ein harter Brocken: In China ist eine CIA Agentin aufgeflogen und bittet darum, aus dem Land evakuiert zu werden. Überhastet leitet J.T. auf eigene Faust eine Rettungsmaßnahme per Nuklear U-Boot ein, wird allerdings recht schnell von seinem neuen Chef eingebremst, denn im Pentagon tobt ein ganz anderer Krieg als in Afghanistan: Der Papierkrieg. Und da man die Chinesen nicht provozieren will und auch kein U-Boot mit Nuklearwaffen an Bord verlieren möchte, wird die Rettung der jungen Agentin von den höchsten Stellen abgelehnt. J.T. fährt frustriert heim und berichtet seiner Lebensgefährtin Angie von dem miesen ersten Tag. Diese ist CIA Agentin und wird sofort hellhörig, als J.T. berichtet, wer sich besonders für die Rettung der Agentin eingesetzt hat. Sie ahnt, dass es hier um etwas ganz Großes gehen muss. J.T. weiß nun, was zu tun ist ...

Der Pilot zu E-Ring wurde von niemand geringerem als Mitproduzent Taylor Hackford ("Ray", "The Devil's Advocate") inszeniert und präsentiert vor allem in den letzten 15 Monaten Spannungs"kino" vom Feinsten. Die ersten 30 Minuten sind dabei pilotmäßig der ersten Verortung der wichtigsten Personen vorbehalten, was zügig und noch sehr oberflächlich vonstatten geht. In den letzten Minuten präsentiert Hackford dann eine "Stunde der Patrioten"-artige Landungs- und Rettungsmission. Das heißt, alle Verantwortlichen (inklusive J.T.) sind dazu "verdammt", das Treiben nur auf Satellitenbildern anzuschauen, ohne selbst aktiv eingreifen zu können. Sie können nur Befehle abgeben und ihre Teams vor Problemen warnen, die sich auf den Satellitenbildern ankündigen. Ansonsten können sie nur nervös der Aktion beiwohnen. So werden wir als Zuschauer ganz unbewusst Zeuge eines ganz besonders sauberen Krieges, in dem gelbe "Punkte" gegeneinander "kämpfen". Wie in "Stunde der Patrioten" verfehlt diese Sequenz ihre Wirkung nicht und wird durch schnelle Schnitte in die wirkliche Rettungsmission immer weiter intensiviert.

Optisch ist das Ganze auf höchstem Niveau. Jump Cuts, schnelle Schnitte, edle Kamerabilder und ein cooles Musikthema von Trevor Rabin und die daran angelehnte Musik von Trevor Norris tun ihr übriges, um das Tempo konstant hoch zu halten. Leider, und daran ist dann wohl das Produktionsvolumen einer TV Serie verantwortlich, setzt es sehr viel Stock Footage Kram vom Pentagon und U-Booten oder Flugzeugträgern, die sich leider auch qualitätstechnisch enorm vom Rest der Folge abheben. Dafür kommt auch der Humor (ich sage nur Fahrrad) nicht zu kurz und ein Fly Bird hörender Dennis Hopper macht immer Spaß ;-). Das interessante Abwägen der Pros und Contras der Rettungsmission rundet den Piloten trefflich ab und man kann E-Ring nur einen guten Start bescheinigen!

Im übrigen nahm diese Folge tatsächliche politische Ereignisse voraus! Im Januar geschrieben und inszeniert, wurde das zugrundeliegende Thema um eine neuartige chinesische U-Boottechnologie im August 2005 wirklich akut und führte zu einer Aufnahme intensiverer diplomatischer Beziehungen zwischen USA und China! Diese Aktualität und Ereignisnähe wird die gesamte Staffel aufweisen, da es ein erklärtes Ziel der Macher ist, die politischen Situationen genau zu analysieren und Trends akribisch nachzugehen.
:liquid8:

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Beitrag von freeman » 24.10.2006, 03:12

Snatch and Grab (Alte Bekannte)

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In Usbekistan fotografiert eine Agentin einen Mann namens Tarik Maheni. Dieser ist ein Physiker, der Terroristen auf der ganzen Welt mit Nukleartechnik versorgt. Dieser Mann wird von Col. Eli McNulty bereits seit drei Jahren intensiv verfolgt. McNulty konnte seiner bisher aber nicht habhaft werden, da der Terrorist alle 48 Stunden seinen Aufenthaltsort ändert! J.T. bekommt daraufhin den Auftrag, ein Szenario zu entwerfen, wie man den Terroristen innerhalb der 48 Stunden seines Aufenthaltes an dem durch die Fotos bestätigten Aufenthaltsort schnappen und in die USA verfrachten kann, wo man ihm freilich den Prozess machen will. J.T. hat damit allerdings ein kleines Problem, soll der Einsatz doch von seiner EX Stammeinheit durchgeführt werden, die zum Zeitpunkt des Einsatzes allerdings schon daheim sein sollte! Und als wäre das für ihn privat nicht schon problematisch genug, stellt sich auch die Rechtsabteilung hinter dem E-Ring gegen den Einsatz. Aus gutem Grund! Die Beweislage, dass es wirklich der Terrorist ist und nicht nur ein Doppelgänger, ist nicht wirklich eindeutig! Des weiteren sind derartige Entführungen natürlich auch illegal ... Plötzlich kommt heraus, dass Tarik wohl den Einsatz einer Massenvernichtungswaffe gegen die amerikanischen Truppen im Irak plant ...

"Massenvernichtungswaffen ... bald gibt's die dann doch im Irak!" Dieser Kommentar von Dennis Hopper zeigt auf, dass die so geschniegelt und linientreu wirkende Show bei weitem nicht so verbittert und Amerikatreu gemeint ist, wie es den Anschein haben könnte. Auch wird mit diesem Satz Hoppers Charakter schön aufgebrochen, denn wer hätte so einen Spruch von einem Armyfunktionär erwartet, dessen Lieblingsfilm "Die grünen Teufel" mit John Wayne ist? Klar, es wird dennoch mit den Säbeln gerasselt und die Amis bleiben die Weltpolizei Nummer 1 und doch wird dieses Überheldentum in E-Ring immer wieder nett geerdet und auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Dies geschieht hier gleich mehrfach, unter anderem auch in Gestalt der Anwältin Samantha "Sonny" Liston, die beweist, dass auch rechtliche Seiten gegen die Einsätze sprechen können, die J.T. allgemein plant. Damit wird die Serie und die darin gezeigten Vorgänge deutlich komplexer, erweitert man das Abwägen von Pro und Contra für oder gegen eine Mission doch um neue Aspekte, was den Begriff "Hauruck Aktion" in dieser Serie vollkommen obsolet zu machen scheint. Und genau dieses Abwägen von Fakten (rechtlich, operativ) gegen Wunschdenken ("wenn wir den Terroristen ausschalten, retten wir vermutlich Tausenden das Leben"), das Durchlaufen verschiedenster Verantwortungsinstanzen und auch private Einwände der Hauptfiguren sind es ja, die E-Ring bebildern will.

Von daher funktioniert Teil 1 nach dem Pilot absolut ordentlich, kann dessen hohes Tempo aber nicht halten, da nach dem actionbetonteren Einstieg nun erst einmal die weiteren wichtigen Figuren für die Serie in Stellung gebracht werden. So zum Beispiel Bobby, ein ehemaliger Kamerad von J.T. zu dem J.T. eine innige Freundschaft hegt und den er hier noch einmal in einen gefährlichen Einsatz schicken muss. Gespielt wird Bobby von Kerr Smith, der vor allem Serienfans ein Begriff sein dürfte, war er doch immerhin in den Serien "Dawsons Creek" und "Charmed" zugegen. Doch auch im Filmbereich ist der junge Mime vermehrt tätig, man denke nur an "Forsaken". Auch neu ist die Figur der Anwältin Sonny, zu der J.T. dank einer gemeinsam durchpimperten Nacht eine recht innige Beziehung hat. Zumindest meint er das, sie sieht das deutlich nüchterner. Gespielt wird Sonny von der wahrlich aparten Kelly Rutherford, die man aus der genialen Serie "Die Abenteuer des Brisco County Jr." ebenso kennt, wie aus ihrem Engagement in Filmen wie "Scream 3". So hat die Folge "Alte Bekannte" einiges an Figuren zu stemmen, was sich freilich auf das Tempo auswirkt. Um das Ganze ein wenig zu beschleunigen, kommt noch ein Zwischenfall um ein Franzosenumweltschutzboot hinzu, das einen Flugzeugträger der Amis behindert und dank süffisanter Kommentare von Hoppers McNulty sorgt diese Einlage für die witzigen Momente dieser Folge.

Insbesondere der Showdown würde dann mit seinen Ideen jeder A-Produktion zur Ehre gereichen und ist erneut über die Maßen spannend inszeniert. Inklusive einer netten Hommage an den bereits angesprochenen "Die grünen Teufel" und toller Optik mit hektischen Schwenks und Zooms der unmittelbar agierenden Handkamera entsteht hier das Highlight der Folge in dem zugunsten (schwacher!) CGIs auf Stock Footage vollkommen verzichtet wird. In der Summe seiner Teile ist "Alte Bekannte" aber schwächer als der rasante Opener.
:liquid6:

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Beitrag von freeman » 24.10.2006, 03:13

Escape and Evade (Hart an der Grenze)

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Die Grenze zwischen Iran und Irak: "Der Werber" Al Assim wird hier von einer Gruppe Marines ausgeschaltet. Seinen Spitznamen "Der Werber" erhielt Al Assim, weil er unglaublich viele Menschen angeworben hat, die per Selbstmordattentaten Hunderte Unschuldige getötet haben. Obwohl insgeheim alle im Pentagon diesen Abschuss befürworten, stellt sich eine wichtige Frage: auf welcher Seit der Grenze wurde Assim ausgeschaltet? Der irakischen oder der iranischen Seite? Wäre es die iranische Seite, wären die Folgen verheerend, denn die Amerikaner hätten kein Recht hier irgendwen auszuschalten! Nun ist es an J.T. Licht ins Dunkel zu bringen ... und zwar vor Ort! Hier macht er dem Führer der Marines, die den Terroristen getötet haben, klar, dass seine Karriere am seidenen Faden hängt. Seine Ermittlungen will er von Bagdad aus fortführen, allerdings wird sein Konvoi auf dem Weg dahin von Rebellen überfallen. J.T. wird verwundet und in den Iran verschleppt. Hier gelingt ihm die Flucht, doch wie soll man ihn aus dem Iran herausbekommen, ohne dabei einen internationalen Zwischenfall zu provozieren?

J.T. ENDLICH wieder im Feld! Zumindest sieht es so aus, als würde er sich freuen, von dem Schreibtischjob mal eine Auszeit zu bekommen. Dementsprechend actionreich ist dann auch die Folge geraten, entspinnt sich doch ein "Im Fadenkreuz" Szenario, bei dem der Held in einen Survivaltrip hinter feindlichen Linien verwickelt wird. Hier bekommt der in seinem neuen Job eher impulsiv und aus den Bauch heraus handelnde J.T. endlich wieder einmal die Gelegenheit, das anzuwenden, was er gelernt hat und worin er wirklich gut ist. Dementsprechend souverän agiert er hinter feindlichen Linien. Obendrein ist er unfreiwillig als Einzelkämpfer unterwegs und daher befreit von den Punkten, die ihn an seinem neuen Job extrem stören: Befehlsketten, zögerliche Vorgesetzte usw.! Es geht einzig und allein um seinen Hintern! Als kleines Gegengewicht gibt es in der Folge eine Anzeige wegen sexueller Belästigung gegen McNulty. Sein Umgang damit sorgt dann für den einen oder anderen witzigen Moment zum Durchschnaufen, ansonsten ist dies aber einzig und allein Bratts Folge, der als souveräner Frontmann eine formidable Leistung abliefert.

Als neue Figur taucht Andrew McCarthy als neuer Bedenkenträger Aaron Gerrity das erste mal auf, kann aber noch nicht wirklich viel zu der Serie beitragen. Dafür wird endlich J.T.'s CIA Freundin Angie etwas aktiver eingebunden. Bisher war sie viel zu passiv angelegt und tauchte nur auf, wenn J.T. daheim war. Ich hoffe aber, dass man Kelsey Oldershaw als Angie noch deutlich aktiver einbinden wird, da mir die junge Dame bisher sehr gefällt. Und aufgrund der Tatsache, dass Beziehungen zwischen Pentagon Leuten und CIA Leuten mit den Positionen, die J.T. und Angie in der jeweiligen Befehlskette inne haben, aus Gründen der Geheimhaltung verboten sind, wäre ja genug Sprengstoff für eine interessante Weiterentwicklung ihrer Figur da. Auch Aunjanue Ellis als McNultys Mitarbeiterin Pierce darf endlich einmal so richtig glänzen und beeindruckende Präsenz zeigen, wirkte ihr Charakter doch bisher auch arg "unterernährt".

Hoffentlich liegen die Macher der Serie mit der Aussage, man habe nicht vor, im Iran einzumarschieren, auch so richtig wie mit der fast schon prophetischen Themenwahl im Pilot. Vielleicht kann so der Jerry auch mal zum Weltfrieden beitragen ;-). Wichtig zu erwähnen wäre, dass auch wieder Platz für Amerikakritische Einschübe da ist. So fallen hier Kommentare, die zeigen, wie man in amerikanischen Breiten über den Irak und den Iran denkt. Man habe Angst, dass sich beide Länder irgendwann vertragen könnten, hätten sie doch dann als eine Art Supermacht den Daumen auf den größten Ölvorkommen der Welt! Ergo sind sich gegenseitig bekriegende Iraner und Iraker dem Amerikaner deutlich lieber! So sind in dieser Folge sogar manche hohen Tiere im Verteidigungsministerium OFFEN GEGEN GESPRÄCHE zwischen beiden Ländern! Derartige Überlegungen werden in E-Ring offen ausgesprochen, was nach wie vor belegt, dass man nicht in allen Punkten absolut linientreu ist, lässt das Ganze aber von den eigentlichen Identifikationsfiguren weitgehend "kommentarlos" absacken, so dass man letztendlich niemals zum "Nestbeschmutzer" mutiert.

Die bisher actionreichste Episode weiß somit auf fast allen Ebenen zu überzeugen. Dennoch gibt es auch Probleme. Zum einen gibt es wieder einen vermehrten Stock Footage Einsatz zu verzeichnen und zum anderen wird die eigentlich handlungsauslösende Ausgangslage am Ende mit einem Fingerschnippen weggewischt und bagatellisiert, was im Nachhinein die Folge sogar ein wenig aushebelt, da sie ihre Berechtigungsgrundlage verliert. Dennoch kann man schlussendlich nur konstatieren: hoffentlich muss J.T. noch häufiger ins Feld!!!
:liquid8:

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Beitrag von freeman » 09.01.2007, 00:32

Tribes (Stammesfehden)

J.T. ist nach seinem Feldeinsatz wieder gut im Pentagon angekommen und wird für seinen Einsatz mit viel Lob bedacht. Gleichzeitig bekommen er und McNulty aber auch einen ordentlichen Fön, denn anscheinend stürzen sich beide nur mit Elan in die Aufgaben, die ihnen persönlich auch zusagen. So steht die Budgetplanung ihrer Abteilung seit Ewigkeiten aus, was dem Assistenten des Verteidigungsministers sehr missfällt. J.T. soll sich nun um die Planung kümmern, wird aber recht bald wieder abgelenkt, da Pierce an ihn herantritt und ihm von einem seltsamen Vorfall berichtet: In Afrika, genauer in Burundi, unweit von Ruanda, kam es zu einem seltsamen Zwischenfall. Ein Afrikaner, genauer ein Tutsi, hatte fast einen Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug. Die Fahrer dieses Fahrzeuges bedrohten ihn sofort mit der Waffe und machten rassistische Äußerungen. Es waren Hutu, ebenfalls Afrikaner, die vor kurzer Zeit in Ruanda einen Völkermord sondergleichen zu verantworten hatten. Als die Hutu verschwunden waren, fand der Tutsi eine Kiste, die den Hutu vom Wagen gefallen war. Darin befanden sich unzählige Macheten ... Der Tutsi - der bei dem Massaker in Ruanda selbst zugegen war und nur mit Mühe überlebte - meldete den Fund umgehend einer amerikanischen Botschaft in seiner Nähe und wie er befürchten auch die Behörden vor Ort und im Pentagon einen weiteren Genozid ...

Der jahrelang vor sich hin schwelende Konflikt zwischen den ruandischen Bevölkerungsgruppen der Hutu und Tutsi entlud sich bereits mehrfach in Genoziden und kriegerischen Übergriffen. Seinen traurigen Höhepunkt fand diese Entwicklung in einem beispiellosen Massaker an Tutsis und gemäßigten Hutus, das in der Nacht vom 6. April zum 7. April 1994 begann und innerhalb von 100 Tagen mindestens 800.000 Menschen das Leben kostete. Dieses systematische und perfide durchorganisierte Abschlachten der Tutsi wurde begünstigt durch die internationale Gemeinschaft, die der vor Ort befindlichen UNO Mission UNAMIR weitestgehend die Unterstützung versagte. In der Weltöffentlichkeit wurden diese Vorgänge zwar beobachtet, allerdings als Bürgerkrieg deklariert, in den man nicht eingreifen könne/wolle/müsse. Selten lag man mit der Einschätzung einer Sachlage so falsch wie in diesem Punkt und es kamen und kommen immer wieder Vermutungen auf, dass jedwede Form der Intervention vermutlich nicht grundlos ausblieb. Diese Ereignisse werden in dem grandiosen Streifen "Hotel Ruanda" filmisch aufgearbeitet und man scheute sich in dem Streifen nicht, die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft und ihr Desinteresse an Hunderttausenden toten Afrikanern schonungslos offen zu legen.

E-Ring baut in Stammesfehden mehr oder weniger auf diesen Ereignissen auf und denkt die Ereignisse einfach logisch weiter. Denn wenn die Hutu schon in Ruanda wüteten, was soll sie davon abhalten, den Völkernord weiter über den Kontinent zu tragen? Damit bleibt E-Ring sehr nah an dem aktuellen Weltgeschehen und verschließt eben wie Hotel Ruanda nicht die Augen vor den Krisenherden, die in der westlichen Welt nicht wirklich jemanden zu interessieren scheinen. Alleine die Thematik lässt bereits einen ungemein bedrohlichen Unterton mitschwingen, der die Spannung in dieser Folge schon von selbst oben hält. Wie um für etwas Entspannung zu sorgen (und freilich auch als giftiger Kommentar), tanzt dafür im Pentagon die Luzie. Armeechöre marschieren durch die Flure, alles ist in Feierstimmung - immerhin steht das Army vs. Navy Football Wochenende vor der Tür. Alleine die Tatsache, dass sich nur wenige Mitarbeiter im Pentagon diesen Feierlichkeiten entziehen und über das Telegramm aus Burundi nicht hinwegsehen wollen/können, ist schon ein mehr als böser Kommentar zu dem Verhalten der Amerikaner im Zuge immer neuer Schreckensmeldungen aus Afrika, bei denen man nicht einmal ansatzweise daran denkt zu intervenieren. Natürlich liefert E-Ring mit Stammesfehden Amerika auch eine Möglichkeit, die Verhältnisse im Nachhinein wieder gerade zu rücken. Und wie Rambo im Nachhinein den Vietnamkrieg gewann, waschen sich auch die Amis hier wieder filmisch rein. Allerdings wird eben auch dieser Aspekt mit Dialogen wie diesem:

Die Amerikaner werden kommen!
Etwa so wie beim letzten Mal ...?

immer wieder aufgebrochen und abgefedert, was dieser Folge letztendlich einen bitteren Beigeschmack verwehrt und sie insgesamt recht stimmig wirken lässt. Immerhin inszeniert man hier keine Dokumentation aktueller Ereignisse, sondern greift Selbige nur auf und versucht etwas Unterhaltendes und Spannendes daraus zu kreieren, in der Hoffnung, die Menschen damit mehr zum Überlegen zu bringen, als sie mit trockenen Dokumentationen zum Abschalten zu bewegen. E-Ring ist und bleibt in erster Linie eben ein Unterhaltungsformat und das muss man irgendwo auch einbeziehen. Das mag bei dem zugrundeliegenden Thema vielleicht ein wenig anrüchig erscheinen, wird aber mit allem nötigen Respekt umgesetzt. Für die Umsetzung zeichnete Frank Keller verantwortlich, der die Folge nach der actionreichen letzten Episode wieder erdet und als Kräftemessen der verschiedenen Zuständigkeiten im Pentagon bebildert. Dabei bringt er Andrew McCarthys Figur Aaron Gerrity verstärkt ins Spiel und installiert ihn als intriganten, aalglatten Schweinehund, was McCarthy gut zu transportieren vermag. Auch Kelly Rutherfords Figur der Anwältin Sonny Liston erhält endlich echte Konturen und erweist sich als eine Art Mittelsmann zwischen Gut und Böse im Pentagon, die lieber den Guten "zuspielt". Die Endmission erweist sich diesmal als schlitzohriges Husarenstück und kommt glücklicherweise - bis auf das Bild eines Aufklärungsflugzeugs - ohne Stock Footage aus.

Was bleibt ist eine im Grundtenor recht beklemmende Folge, die natürlich mit zunehmender Laufzeit den Fokus auf das unterhaltende Element legt und damit freilich auch ein wenig an Intensität einbüßt. Innerhalb der Serie bleibt mit dieser Folge das hohe Qualitätsniveau von E-Ring mühelos erhalten.
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Weekend Pass (Semper Fi)

Beitrag von freeman » 24.01.2007, 00:51

Weekend Pass (Semper Fi)

Im südamerikanischen Surinam kommt es zu einem folgenschweren Übergriff auf ein 14jähriges einheimisches Mädchen durch zwei US Marines. Dieser Vorfall wird nicht nur per Videokamera von einem Zeugen aufgenommen, sondern sorgt zudem auch noch für das Ausbrechen von Unruhen. Der aufgebrachte Mob jagt die beiden Marines durch die Straßen und im Pentagon schrillen die Alarmglocken. Kann man die Marines nicht vor dem Mob festsetzen, kann man sicher sein, dass man nie wird klären können, ob sich die Ereignisse wirklich so zugetragen haben, wie es bisher den Anschein hat. Des weiteren will man alles versuchen, die Situation allgemein zu entschärfen, um zu verhindern, dass sich die Wut des Mobs landesweit gegen alle dort stationierten US Marines entlädt ...

Semper Fi macht einen gewichtigen Fehler: Die Episode macht einfach viel zu schnell klar, wie sich die Ausgangslage wirklich darstellt und was die Marines nun getan haben und was nicht. So bezieht die Folge ihre Spannung nur aus der ausweglosen Situation der Marines, die in einer Schule von den Aufständischen eingekreist werden, und aus der Frage, wie es die Leute um J.T. wohl schaffen werden, die Marines aus dem Land herauszubekommen. Schnell entwickelt sich diese Evakuierung der Amerikaner zu einem Politikum, in dem finanzielle Interessen die Rettung von Menschenleben aufzuwiegen scheinen. Denn Surinam ist eine wichtige Quelle für den Rohstoff Bauxit - ein Grundstoff für die Aluminiumherstellung. Dieser Kampf "Geld vs. Menschenleben" wird dann mehr und mehr zum Motor der Episode, den man immer wieder mit der ausweglosen Situation der Marines in Surinam parallel montiert, was die Spannung auf einem konstant hohen Niveau hält.

Außerdem erleben wir mit, wie J.T. immer mehr in seine Aufgabe hineinwächst. So werden wir Zeuge, wie er insbesondere Anwältin Sonny Liston immer wieder um den Finger wickelt und manipuliert. Und da Sunny Liston nach wie vor von der süßen Kelly Rutherford verkörpert wird, kann man nur hoffen, dass J.T. diesen Weg weiter gehen wird ;-). Doch nicht nur Sonny manipuliert J.T. recht treffend, auch Gastdarsteller Robert Picardo (Star Trek Voyager) als Reporter aus dem Pentagon kann sich J.T.'s Winkelzügen kaum entziehen. Wenn J.T. dann allerdings erfahren muss, dass auch er manipuliert wurde, zeigt seine Souveränität wahre Größe. So erleben wir einen in seinen Job hineingewachsenen Helden, dessen Privatleben ebenfalls vorangetrieben wird. Ein romantisches Essen mit seiner Freundin steht an. Angie wünscht sich nämlich endlich einmal einen entspannten J.T., der seinen Job auch mal ausblenden kann. Leider erweist sich JT dahingehend als recht unfähig. Auch über Pierce - McNultys Sekretärin - erfahren wir endlich mehr. Wenn die Folge in einem militärischen Umschwung in Surinam zu enden droht, wird es dann richtig dramatisch. Leider erweisen sich hier dann wieder einmal ein paar dämlich eingebundene Stock Footage Aufnahmen von Militärgerät als ziemlich störend, weil sie eben qualitätsmäßig nicht einmal annähernd an die Serie angepasst wurden!

So entpuppt sich Semper Fi nach Anlaufschwierigkeiten als wirklich gelungene Episode, die zum einen JT stärker in der Serie verortet und mit zunehmender Laufzeit immer mehr Spannung lancieren kann. Auch der Umstand, dass man das Ende nicht gnadenlos auf Happy End trimmte, steht der Folge hervorragend.
:liquid8:

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Beitrag von freeman » 30.01.2007, 00:11

Toy Soldiers (Zinnsoldaten)

Sergej Dima, ein Top Terrorist, der Anthrax in Aerosole umwandelt und sie dann an die Taliban verkauft, kann aus der Verwahrung des Zentralgefängnisses von Sarajewo in Bosnien Herzegowina fliehen. In der sogenannten Bedrohungsmatrix der CIA wird dieser Mann so weit oben angesiedelt, dass sich sogar J.T. und sein Team mit diesem Fall beschäftigen müssen. Ihr Chef sieht in dieser Aktion nämlich eine Gelegenheit, diverse Kongressabgeordnete von der Schlagkraft seiner Einheit überzeugen zu können und so finanzielle Mittel loseisen zu können, die den Special Ops sonst vorenthalten bleiben würden. Seltsamerweise machen sich im Zuge dieser Operation Leute für die Special Ops stark, die sonst immer gegen J.T. und seine Mannen agieren. Gefälschte Informationen an den Präsidenten, die die Operation noch mehr beschleunigen würden, bilden dabei nur die Spitze des Eisberges. McNulty und J.T. merken daraufhin schnell, dass sie zum Spielball höherer Interessen mutiert sind und versuchen nun alles, die Operation zu stoppen, um so zu verhindern, dass sie nach diesen ganzen Vorgängen als die Gelackmeierten da stehen.

Ein hochrangiger Kongressabgeordneter, der falsch spielt, der immer mehr aufdrehende und megaintrigante Aaron Gerrity (Andrew McCarthy) und die Verschärfung der - eigentlich illegalen - Beziehung zwischen Angie und J.T. sorgen für einen unglaublichen Spannungslevel in dieser Episode, die vor allem vom geschickten Taktieren, gut platzierten Drohungen und Finten und eben unglaublichem Verhandlungsgeschick geprägt ist. Diese Vorgänge ziehen immer weitere Kreise und lassen sogar hochrangige Verantwortliche im Pentagon stolpern. Dabei sieht es häufiger gar nicht gut aus für J.T. und sein Team, spielen seine Gegner doch häufiger die "sie sind mit einer CIA Mitarbeiterin zusammen?" Karte aus, was vor allem Angie extrem ängstigt. Doch der mittlerweile mit allen Wassern gewaschene J.T. lässt sich von Nichts beirren und bringt Zinnsoldaten dank eines netten Twists (in dem der Patriot Act eine wichtige Rolle spielt) zu einem verschmitzten Ende.

In dieser Episode dient der Patriot Act im Übrigen nicht nur als Stolperstein oder Twistgenerator, er wird auch herrlich hochgenommen. So will J.T. ein Gespräch zwischen Dima und einem Amerikaner abhören. Das darf er laut amerikanischer Gesetzgebung nicht und wendet sich darum an Sonny Listen. Hier prallt er mit seinem Gesuch, das Gespräch abzuhören, vor eine Wand. Das Ergebnis seines Gesuches unterbreitet er McNulty, der das wie folgt kommentiert: "J.T., sie gehen mit solchen juristischen Fragen zu einem Anwalt? Sind sie verrückt? Pierce, verraten sie bitte unserem Mayor hier unsere Lieblingsklausel aus dem Patriot Act." Diese erlaubt es den Amis NATÜRLICH auch die eigenen Leute zu bespitzeln, es muss "nur" "Terrorverdacht" bestehen. Lakonischer als McNulty in Zinnsoldaten kann man dieses jedem gesunden Menschenverstand (und eben auch juristischen Vorgaben) widersprechende Paragraphengestrüpp wohl kaum angreifen.

Auch die private Seite an E-Ring wird vorangetrieben. Dabei wird nicht nur die Beziehung Angie - J.T. verschärft, sondern auch J.T.s Freund Bobby (Kerr Smith) bringt zusätzlichen Zündstoff in das Personengeflecht, zeigt dieser seit seiner Rückkehr aus den Krisenherden dieser Welt doch massive Anpassungsschwierigkeiten an das "normale" Leben.

Was bleibt ist eine wirklich spannende, gewitzt verschmitzte Intrigenfolge vom Feinsten, die bis zur letzten Minute kleine Überraschungen aufzubieten vermag.
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Beitrag von freeman » 31.01.2007, 00:49

Cemetary Wind I + II (Schatten der Vergangenheit I + II)

J.T. und Angie leben nach den Ereignissen in Zinnsoldaten noch nicht allzu lange getrennt voneinander, da klingelt J.T.'s Handy und Angie bittet ihn um Hilfe. J.T. kennt Angie gut genug, um zu ahnen, dass etwas absolut nicht stimmt. Angie wird im Laufe des Telefonats immer panischer und stammelt plötzlich "Waffe". J.T. wird nun am Telefon Zeuge, wie sich Angie ein Feuergefecht mit spanisch sprechenden Halunken liefert. Schwerverletzt und komatös wird Angie in ein Krankenhaus eingeliefert, konnte aber am Tatort mit Hilfe ihres eigenen Blutes die Buchstaben CW an die Scheiben ihres Autos schmieren. Als J.T. davon erfährt, schrillen bei ihm alle Alarmglocken. CW steht nämlich für eine streng geheime Operation, namens Cemetary Wind, in deren Verlauf einige hochrangige Drogenkartellchefs ausgeschaltet wurden. Mitglieder des amerikanischen Todeskommandos waren J.T., sein Kumpel Bobby und ... Angie. J.T. ahnt, dass der Anschlag auf Angie eine Spätfolge dieses Auftrages ist und dass sowohl Angies Tarnung als auch die seines Teams aufgeflogen ist. Da sich J.T. sicher ist, dass bei dem Anschlag auf die Drogenkartellchefs alle Zeugen ausgeschaltet wurden, ist ihm klar, dass er einen Maulwurf in den eigenen Reihen suchen muss. Die Jagd ist eröffnet ...

Schatten der Vergangenheit ist eine Doppelfolge vom Feinsten. In der ersten Episode fällt Angie und J.T. die jahrelang geheimgehaltene Liebesbeziehung auf die Füße. Die Folgen sind vor allem für Angie fatal. Und obwohl es schade ist, dass die bisher eher unterforderte Kelsey Oldershaw ausgerechnet in der sie bisher am meisten fordernden Folge aus dem Cast gekegelt wird, kann man nur sagen, dass dieser kleine Schock ein wirklich genialer Aufhänger für diese Doppelfolge geworden ist. So werden wir in Schatten der Vergangenheit I Zeuge von Beginn und Ende der Liebesbeziehung zwischen J.T. und Angie, was zudem optisch brillant umgesetzt wurde. Es setzt unglaublich viele optische Spielereien wie wilde Zooms, Zeitraffereinstellungen, dicke Braunfilter und stylische Überstrahlungseffekte, die die verschiedenen Zeitebenen der Episode sehr treffend voneinander abtrennen. Dabei bezieht die Folge ihre Spannung alleine aus der dramatischen Grundsituation und der daraus resultierenden Folgen für J.T., der suspendiert, verhört und von allen Seiten bedrängt wird. Die Episode verdeutlicht noch einmal die bisher aufgebauten Animositäten zwischen Special Ops und CIA und lässt sie eben in dem Tod von Angie hervorragend kulminieren. Man darf im Übrigen gespannt sein, wie gerade dieser Aspekt fortgesetzt werden wird, denn in Schatten der Vergangenheit II fährt auch in dieses Beziehungsgeflecht der verschiedenen Dienste ein reinigendes Gewitter!

In Episode II flüchtet nämlich der vogelfreie J.T. nach Kolumbien, wo er die Operation Cemetary Wind für sich zu einem Abschluss bringen will, der auch einige Köpfe in den verschiedensten Führungsetagen amerikanischer Geheimdienste rollen lassen soll. Wie in der Episode Hart an der Grenze erleben wir also J.T. in dieser Episode wieder im Feld. Flankiert von seinem Kumpel Bobby und einem weiteren ehemaligen Mitstreiter beweist J.T. erneut viel taktisches Geschick und ein unglaubliches Gespür für die verschiedensten, ungemein verzwickten Situationen. Wir bekommen auch in dieser Episode weitere Einblicke in den Beginn der Beziehung von Angie und J.T. und erfahren zudem, was es für Angehörige bedeutet, wenn ein Familienmitglied bei einem Geheimdienst tätig war und sterben musste: Sie bekommen Lüge um Lüge serviert ...! Der Fokus liegt aber eindeutig auf dem "Rachefeldzug" von J.T., der in einem reichlich blutigen, sehr präzisen, fast schon chirurgisch genauen Zugriff zu einem sehr konsequenten, optisch brillanten Ende gebracht wird.

Was bleibt ist eine wirklich tolle Doppelfolge, die keinen Leerlauf verzeichnet und nicht einmal ansatzweise wirkt, als sei nur eine reguläre Folge auf Spielfilmlänge gestreckt wurden. Die Darsteller agieren allesamt auf hohen Niveau und vor allem Kelsey Oldershaw verabschiedet sich mit einem Paukenschlag aus der Serie. So darf sie alle Facetten ausspielen, die man bisher nur erahnen konnte: Sie agiert tough und zugleich ungemein verletzlich, ist witzig, weiß ihre Reizen einzusetzen und ist in ihrer überlegten Art eigentlich ein schöner Gegenpol zu dem häufig etwas unbeherrscht agierenden J.T., dem ja nun im Grunde mit einem Wisch das gesamte Privatleben weggenommen wurde. Schaut man nämlich auf die vorhergehenden Episoden war Angie wirklich der einzige Punkt in J.T.'s Leben, der nicht mit irgendwelchen Aufträgen zu tun hatte. Damit bringen beiden Episoden neuen Schwung in die Serie, werfen Fragen auf und kratzen deutlich am Status Quo von E-Ring. Insbesondere Angies Ausscheiden macht neugierig, was da jetzt nachkommen wird. Denn das man sich nach einem adäquaten "Ersatz" für Angie wird umschauen müssen, haben die Folgen vor Schatten der Vergangenheit ja hinreichend bewiesen, war doch Angie häufiger der letzte rettende Strohhalm für J.T.'s Einsätze. Man kann allerdings nur hoffen, dass der etwas unsensible Schluss von Schatten der Vergangenheit II mit Sonny Liston und J.T. nicht bereits diese Ersatzanbahnung gewesen sein soll ...
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Beitrag von freeman » 09.02.2007, 00:18

Delta goes Detroit (Kreuzritter in Detroit)

Detroit, Michigan. Eine seit dem 9.11. permanent unter FBI Bewachung stehende Moschee wird überfallen. Die Bäddies nehmen die Moscheebesucher als Geiseln, installieren Sprengstoff und lassen eine Frau frei, die ein Schild mit der Webadresse www.holy-crusaders.net um den Hals trägt. Auf der Seite erfahren die Behörden, dass man es mit einer Art Miliz zu tun hat, die zum Krieg zwischen Moslems und Christen aufruft. Bis hierhin ist die gesamte Geiselnahme nicht von Interesse für Special Ops und J.T., doch dann findet man einen weiterführenden Link, der von der US Army fordert, einen Mann namens Lars Vogel zu befreien. Vogel ist kein Soldat, sondern der Mitarbeiter einer privaten Firma, der eigentlich beim Wiederaufbau des Iraks helfen sollte, nach seiner Ankunft aber erst einmal ein paar Iraker grundlos über den Haufen geballert hat - immerhin war er auf einem heiligen Kreuzzug! Nun wird er von der US Army im Irak gefangengehalten. Der Anführer der Geiselnehmer entpuppt sich schnell als Bruder von Vogel und gibt der Army 24 Stunden Zeit für die Freilassung seines inhaftierten Verwandten. J.T. und McNulty würden nun gerne die Delta Force einsetzen, um diese Geiselnahme zu klären, doch leider ist der Einsatz von Armeeeinheiten auf amerikanischen Boden verboten und bedarf einer speziellen Ausnahmeregelung. McNulty bereitet dennoch insgeheim den Einsatz vor, um bei ergangener Sondererlaubnis sofort losschlagen zu können, und versetzt J.T. als Beobachter und Berater an den Ort des Geschehens ...

Und J.T. ist wieder im Feld! Sein bester Kumpel Bobby ist dabei und sogar Sonny Liston ist mit vor Ort, allerdings mehr um zu verhindern, dass sich J.T. nicht über Gebühr einmischt. Leider werden mit diesem Schauplatzwechsel und der insgesamt recht rasanten Folge die Ereignisse der dramatischen Vorgängerepisoden recht schnell ad acta gelegt. Doch man muss bei dieser Ausnahmefolge dahingehend einfach mal ein Auge zu drücken. Zunächst einmal gefällt, dass nicht die Moslems die Bösen sind, sondern extrem radikale Christen. Mit fortschreitender Dauer wird allerdings die allgegenwärtige Presseberichterstattung zum eigentlichen Gegner der Truppen vor Ort, da sie den Bäddies quasi live die Schritte des FBI verrät. Interessant und richtig spannend wird es, wenn die Vorgesetzten von J.T. und McNulty wie folgt gegen einen Einsatz der Delta Force stimmen: Es sei laut deren Dafürhalten besser, wenn das FBI alleine handele, denn wenn es versage, sei das für die im Irak stationierten Truppen "besser", als wenn die Delta Force eventuell die Moschee in Flammen aufgehen ließe. Dieses Aufwiegen von Menschenleben gegen entweder andere Menschenleben oder eben wirtschaftliche oder diplomatische Interessen ist ja von jeher ein wichtiger Motor von E-Ring. Auch die Beziehung von Liston und J.T. wird wieder ein wenig geerdet, denn nachdem man in der letzten Episode schon Vermutungen anstellen konnte, wann die beiden wohl zusammenkommen werden, muss Sonny an J.T. sehr eigene und ihr missfallende Charakterzüge entdecken: "Im Einsatz sind sie ein richtiges Arschloch" bringt ihre Bedenken recht treffend zum Ausdruck. Kurzum: Zwischen den beiden bleibt es spannend ...

Optisch hebt sich Kreuzritter in Detroit von dem bisherigen Look der Serie stark ab, was der Schauplatz Detroit mit sich zu bringen scheint. Es dominieren stahlblaue, sehr kalte und vor allem hektische Bilder inklusive ungemein schneller Zooms, die direkt 24 Flair aufkommen lassen. Die Episode wird schnell und rasant inszeniert und bietet präzise und recht blutige (für TV Verhältnisse!) Action. Insbesondere die Befreiungsaktion rockt dann so richtig. Sie ist hart, schnell, exakt getimt, spannend und arbeitet mit immer wieder gerne gesehenen Sperenzchen wie Fangschüssen oder einer Snipereinlage durch ein Dach hindurch ... in Bullettime!!! Damit mutiert diese wirklich gelungene Episode dank spannender Inszenierung, interessanten Ansätzen, der Aufarbeitung von Vorurteilen gegenüber Moslems und der guten Optik zu einer der Besten der ersten Staffel.
:liquid9:

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