[CD] Spock's Beard - Snow

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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[CD] Spock's Beard - Snow

Beitrag von deBohli » 30.01.2007, 15:20

Spocks' Beard - Snow LE

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Wie ihr bestimmt schon vermutet (oder wisst) ist dies eine Band aus der Sparte Progressiver Rock. Was sonst.. ;) Sie ist sogar eine der bekanntesten und grössten, ob eine der besten kann ich noch nicht so ganz beurteilen, das Album hat mich aber sehr überzeugt.

Zuerst ein paar Infos zum Album selber:
Das Doppelalbum mit einer Laufzeit von ca. 110 Minuten ist ein Konzeptalbum. Es erzählt die Geschichte über einen Albino mit Namen John, der aber von allen Leuten 'Snow' genannt wird. Als Gabe kann er in das Innere der Menschen sehen und ihr Leben voraussagen und geht als Erwachsener nach New York, freundet sich dort mit einem Schwarzen an, gründet mit ihm eine Organisation (manche Leute könnten auch dies schon als Sekte betrachten) und hilft anderen Menschen, in dem er ihr Leben voraussagt. Da er durch sein befremdliches Aussehen aber keine Liebe empfängt, zerbricht er fast daran und an seiner Umwelt. Aber seine Freunde denen er geholfen hat, helfen auch ihm wieder auf den richtigen Weg zu kommen.. Die Lieder sind alle musikalisch und textlich verbunden, die volle Wirkung entfaltet das Album nur bei einem kompletten Hördurchgang.
Ebenso war dies das letzte Werk von / mit Neal Morse (Hauptsongschreiber und Lead Sänger, Gitarrist), welcher sich nach der Fertigstellung aus religiösen Gründen von der Band trennte.

Technische Daten
Vertrieb: Insideout Music / SPV GmbH
Laufzeit: I 56.30 Min. II 58.10 Min.
Anzahl der Tracks: 26
Extras: 3. CD mit Workaufnahmen und Bonustracks, Aufkleber und Erklärungen zur Geschichte
Booklet: 20 Seiten
Verpackung: Normale Hülle in Karton-Verpackung

Ich versuche nun etwas, was ich noch nie gewagt habe. Eine einzelne Analyse aller Lieder. Ebenso war diese CD für mich speziell, da sie sehr viel mit Religion zu tun hat. Ich bekenne mich ja keinem Glauben und bin auch Atheist, trotzdem hat mich die CD sehr berührt. Aber lest selbst.

CD 1
01 | Made Alive/Overture | 5.32

Das Album beginnt mit sanften Gitarrenklängen, begleitet von der Leadstimme. Snow wird geboren. Nach ca. 1.5 Minuten gibt es einen abrupten Wechsel, die Overture beginnt in einem 13/12 Takt. Hier kommt die Prog-Musik voll zur Geltung. Häufige Taktwechsel, abgefahrene Solostellen und Instrumentalmusik erster Güte, typischer Sound der Bärte.

02 | Stranger In A Strange Land | 4.29
Snow kommt ins Teenagealter und fühlt sich fremd. Begleitet wird dieser Schritt von eher ruhigeren Klängen auf der Akustischen mit einem schönen, einprägsamen Refrain. Das Lied hat aber nicht mehr so viel mit Prog gemein, sondern gehört eher in die Sparte AOR.

03 | Long Time Suffering | 6.03
Das erste längere Stück auf der CD ist sehr hymnisch geraten, wie so manches auf diesem Album. Ein Rocksong, perfekt zum mitsingen und mit einem sehr schönen Text. Die ersten Klänge gestalten sich ziemlich speziell mit den veränderten Stimmen, dann aber wechselt der Takt und es entwickelt sich zu einem Song im Gebiet des einfachen Prog Rock mit Spielereien im Hintergrund und gelungenen Keyboard-Parts.

04 | Welcome To NYC | 3.32
Nach den etwas ruhigen Passagen, kommt hier die härtere Seite wieder zur Geltung. Snow's Ankunft in New York markiert einen wichtigen Wechsel in seinem Leben. Begrüsst wird er in der Weltstadt mit einer frechen und lauten Stimme, kräftigen Rock-Riffs und einem harten Drum. Nach der Hälfte kommt ein wirklich gelungenes Tasten-Zwischenspiel, dann geht es wieder kräftig weiter.
Zum Schluss erklingt ein beruhigendes Klavier, das auch gleich den Übergang zum nächsten Lied spielt.

05 | Love Beyond Words | 3.24
Nochmals wird auf die Tränedrüse gedrückt. Love Beyond Words ist eine traurige Ballade mit sehr gelungenen Stellen, allerdings nur für Freunde der sehr melancholischen Musik wirklich zu empfehlen. Für mich persönlich ein sehr schönes Lied, besonders dank den mehrstimmigen Gesangsstellen und dem sanften Aufbau.

06 | I´m Sick | 4.05
Elektrogitarren an, verzerrte Stimme, los gehts. Die rockige Seite drückt durch, bahnt sich einen Weg mit eingängigen Melodien und gelungenen Riffs. Wenn dann noch die Bläser-Sektion mitmacht, kann es nur ein gelungener Song werden.

07 | Devil´s Got My Throat |7.17
Weiter gehts mit dem rock. Diesmal sogar in progtypischer Länge. Bärtemässige, instrumentale Frickeleien und Syntho-Bombast wird auch hier sehr stark eingearbeitet und könnte so manchem eher sauer aufstossen, denn es zersetzt den straighten Rocksound etwas.

08 | Open Wide The Flood Gates | 6.14
Eines der besten Stücke auf der ersten CD, denn es erzeugt einen wirklich stimmungsvollen und etwas bedrückenden Sound. Leiser Beat, tolle Gesangslinie und ein wunderbarer Refrain.
Der nach 5 Minuten einsetzende Backgoundchor erinnert sehr an DSotM von Pink Floyd, was aber kein Nachteil sein soll.

09 | Open The Gates Part 2 | 3.02
Die - fast schon Reprise artige - Fortsetzung bringt ein paar gelungene Variationen des Themas und schliesst nahtlos an Track 08 an. Zusammen ergeben sie den einzig wirklichen Longtrack auf dem Album, was bei einem Prog-Album von Spock's Beard eigentlich Standart ist.

10 | Solitary Soul | 7.33
Zu Beginn ein eher belangloses Lied, welches sich dann aber durch die tollen Chorgesänge und einer kratzigen Gitarre doch noch steigern kann und vielleicht sogar ein bisschen begeistert.

11 | Wind At My Back | 5.12
Der Abschlusssong der ersten Hälfte hebt sich vor allem durch den wunderbaren Text hervor. Das schön treibende Schlagzeug erzeugt einen Sound, der regelrecht zum mitklatschen auffordert.
Dieser Songs hat mich ziemlich berührt, besonders von den Worten her. Am besten genau zuhören (Text ist einfach) und ins Herz lassen.

CD 2
01 | 2nd Overture | 3.47

Hier geht es gleich in die vollen. Die zweite Ouverture legt schön los und lässt einem nicht mehr zu Ruhe kommen. Prog pur (wenn auch nicht ganz so komplizierter).
Interessant sind auch die eingebundenen Stimmen von Nachrichtensprecher.

02 | 4th Of July | 3.11
Nahtloser Folgesong, verbinden sich mit der Ouverture und I'm The Guy zu einem echt starken Prog-Songgeflecht. Beginnt härter als er aufhört.

03 | I´m The Guy | 4.48
Rock bis in die letzten Klänge. Schön düster und erdig, aber auch hier mit Piano-Einsatz.
Die Stimme versucht sich Teilweise an sehr abwechslungsreichen Gesangseinsätzen, was auch voll gelingt.

04 | Reflection | 2.49
Ein Song mit Klavier und Gesang. Dramatisch schraubt er sich hoch, Schlagzeug und Keyboard setzen ein, Melancholie pur mit einem tollen Übergang zu Carrie.

05 | Carie | 3.06
Wunderschön, sehr intim und von einer tollen Stimme getragen. Mehr muss man eigentlich nicht schreiben.

06 | Looking For Answers | 5.17
Bei diesem Song ist der Prog nicht mehr so richtig rauszuhören, macht aber auch nichts. Denn der Song ist Melodic Rock vom feinsten. Vorallem die Melodie des Refrains überzeugt. Sehr gut klingt hier auch das Klavier. Schade allerdings, dass für das Ende ein Fade Out gewählt wurde.

07 | Freak Boy | 2.12
Und wieder steigen sie kräftig in die Saiten rein. Es wird abgerockt und ziemlich hart auf Snow rumgehackt. Etwas belanglos.. musikalisch jedenfalls.

08 | All Is Vanity | 4.35
Durch einen fliesseden Wechsel zu Freak Boy merkt man den Übergang fast nicht. Anfangs noch ein dramatischer Song, fliesst er dann zu einem Manfred Mann artigen Keyboard Stück über, nur um dann nochmals schön abzurocken. Sehr gelungener Track.

09 | I´m Dying | 5.09
Warum diese Lieder eigentlich getrennt wurden kann ich auch nicht sagen, denn auch hier gibt es keinen Bruch. Zusammen wären sie eine echt tolle Suite und ein hervorragender Longtrack. Aber auc so sind sie wirklich super.
Hier überdröhnt die Dramatik und die Todesvisionen von Snow mitsamt seinen Hilferufen die ruhige Musik von "früher". Der Refrain will allerdings nicht so recht in den Song hineinpassen.

10 | Freak Boy Part 2 | 3.01
Track Nr. 07 aus Snow's Perspektive. Er hat so ziemlich mit seinem Leben abgeschlossen und verteidigt sich nicht mehr, sondern liegt müde und als Wrack auf der Strasse. Der Songs selber entfalltet sich hier aber besser, vorallem dank der Gitarre.

11 | Devil´s Got My Throat Revisited | 1.55
Kurze Rückschau auf Track 07 der ersten CD. Wieder gleich hart und rockig, dadurch sehr stimmungsvoll. Zusammen mit Freak Boy Pt. 2 und den folgenden Liedern bildet er ein sehr gelungenes Epos mit vielen ausgeflippten Parts.

12 | Snow´s Night Out | 2.04
Extrem abgefahrener und gelungener Instrumental, der SB von ihrer besten Seite zeigt. Der CD fehlen diese Stellen ein bisschen, dafür kommt der verrückte Sound bei diesem Lied viel stärker zur Geltung.

13 | Ladies And Gentleman, Mister Ryo Okumoto On The Keyboards | 2.40
Ich frage mich seit dem ersten Hördurchgang, ob dieses Lied wirklich Live aufgenommen wurde. Auf jeden Fall spielt hier der Keyboarder Ryo eines seiner ziemlich merkwürdigen Solos. Schade gibt es nicht mehr davon.

14 | I Will Go | 5.09
Nochmals werden vorangegange Lieder zitiert, bevor die wunderbaren und melancholischen Klängen das Ende einleiten. Ein Lied das mich auch wieder berührt hat, vor allem da der Gesang wirklich sehr stark ist und die Gefühle hammermässig rüberbringt. Unsere Geschichte endet doch noch mit einem Happy End.

15 | Made Alive/Wind At My Back | 8.27
Am Ende Snow hat sicher sehr wahrscheinlich selbst geheilt. Darum zum Abschluss nochmals Wind At My Back, mit einem vorangehenden und wunderbaren neuen Teil. Sanft und langsam entlassen uns Spock's Beard aus dem Leben von Snow und bringen uns in die Realität zurück.
Es war ein toller Trip, wenn auch erst die zweite Hälfte praktisch ohne Durchhänger begeistern konnte. Vielleicht hätte man ein paar "Hymnen" etwas abkürzen sollen, aber was zurückbleibt sind Erinnerungen an 2 Stunden tolle Musik, verbunden mit interessanten Gedanken über Religion, das Leben und die Liebe.

Hört es euch an, denn obwohl Progressiv Rock draufsteht, ist viel AOR und Melodic Rock drin. Dicke Empfehlung.

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Beitrag von freeman » 31.01.2007, 02:20

Phätter Respect Schnax! Das geht ja mal gut ab. Mehr davon ... Zu Spocks' Beard kann ich leider nicht viel sagen. Ich kenne von denen ein Album eines Liveauftrittes, das mir leider so gar nicht zusagen wollte. Ich werde mir aber definitiv mal eines der "normalen" Alben anhören.

In diesem Sinne:
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Beitrag von deBohli » 31.01.2007, 07:43

freeman hat geschrieben:Phätter Respect Schnax! Das geht ja mal gut ab. Mehr davon ... Zu Spocks' Beard kann ich leider nicht viel sagen. Ich kenne von denen ein Album eines Liveauftrittes, das mir leider so gar nicht zusagen wollte. Ich werde mir aber definitiv mal eines der "normalen" Alben anhören.
Danke schön :D

Ja ein Live-Album ist wohl nicht ein sonderlich guter Einstiegspunkt, eben auch wegen den hier angesprochenen Solos und dergleichen Spielereien. Ein "normales" Album? Hmm dann empfehle ich eines der neusten. Die sind am einfachsten und auch immer mehr Rock als Prog. Das Letzte selbstbetitelte kam ja kürzlich raus. Kannste ja vielleicht mal wo reinhören.
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Beitrag von Vince » 19.02.2007, 17:15

Ach verdammt Schnaxen, sorry! Kein Plan warum, aber ich hab das Review echt komplett übersehen. So eine Schande, denn es ist echt cool geworden. Sehr mutig, dass du dich sogar auf den Inhalt beziehst, was ja bei einem solchen Konzeptdoppelalbum ziemlich schwierig sein dürfte. Sehr, sehr, sehr gute Arbeit, und es fällt mir immer schwerer, den Bart vom Mr. Spock länger zu ignorieren.

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Beitrag von deBohli » 21.02.2007, 08:49

Hehe macht nichts, du hast es ja nun doch noch entdeckt. :)

Danke sehr. Lohnt sich wirklich, denn das Album gefällt mir immer noch extrem gut. Auch nach vielen Durchgängen.
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