[CD] KoRn - MTV Unplugged

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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[CD] KoRn - MTV Unplugged

Beitrag von Vince » 03.03.2007, 15:46

KoRn
MTV Unplugged

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Technische Daten
Vertrieb: Virgin Records
Laufzeit: 44:49 Min.
Anzahl der Tracks: 11
Extras: Keine
Booklet: 8 Seiten
Verpackung: Jewel Case

Tracklist
01. Blind – 3:30
02. Hollow Life – 3:25
03. Freak on a Leash (featuring Amy Lee von Evanescence) – 3:56
04. Falling Away From Me – 3:56
05. Creep (Radiohead cover) – 3:51
06. Love Song – 3:51
07. Twisted Transistor – 3:49
08. Got the Life – 3:01
09. Coming Undone – 3:35
10. Make Me Bad/In Between Days (feat. The Cure) – 3:46
11. Throw Me Away – 6:20

Kritik
Seit dem 9. Dezember 2006 dürfen sich Korn also nun auch in die Reihe der Künstler einfügen, die vor einem kleinen Publikum ohne Steckdose ein Best Of ihrer großen Stücke vortragen. Es ist eine etwas andere Art der Liveperformance, zugleich der etwas andere Remix. “Unplugged” kann unter den richtigen Voraussetzungen eine wunderbare Sache sein mit einer einzigartigen, vertrauten Atmosphäre. Ein Kontrapunkt zur Gigantomanie eines normalen Konzertes.

Nach Künstlern wie Paul McCartney, Nirvana, Bruce Springsteen, Bryan Adams oder den Foo Fighters sind jetzt die Bakersfielder an der Reihe, elf Stücke ihrer nunmehr siebenteiligen Studioalben-Diskographie neu zu interpretieren. Und was Jonathan Davis und seine Kollegen hier in rund 44 Minuten absolvieren, ist ein kleines Meisterstück der Neuinterpretation, das die meisten Vorgänger aus “MTV Unplugged” doch deutlich in den Schatten stellt.

Nun ist es sicherlich eine Frage, ob man ein Akustikkonzert einer Metalcombo überhaupt braucht; der ganze Sinn hinter der “Unplugged”-Idee kann hinterfragt werden, doch darum soll es nicht gehen. Denn wer Korns Vorstellung gehört hat, dem werden auf Anhieb zunächst mal die Argumente fehlen, gegen Best Ofs, Remixes oder sonstige Experimente mit altem Material zu wettern. Dies sind elf Argumente für Recycling.

Denn es wird eindrucksvoll der schmale Grat gemeistert, innovativ zu sein und doch die Stücke nicht bis zur Unkenntlichkeit zu entfremden. “A Perfect Circle” haben beispielsweise auf dem Coveralbum “eMOTIVe” den Bogen nach oben hin so weit gespannt, dass die Ursprünge überhaupt nicht mehr zurückzuverfolgen waren. Das geschieht hier glücklicherweise nicht.

Eher orienieren sich Korn an Metallicas “S&M”-Konzert mit dem San Francisco Symphony Orchester, indem sie einige sehr schwer akustisch zu spielende Stücke wie “Blind”, “Freak on a Leash” oder “Got the Life” auswählten und sich somit selbst eine gewaltige Herausforderung setzen.

Das Ergebnis ist überwältigend. Zwar sind alle Stücke unverwechselbar und direkt wiederzuerkennen, aber dennoch gewinnen die Künstler ihnen allerlei unglaubliche neue Facetten ab und lassen sie in einer ganz neuen Stimmung erblühen. Mit Cellos, Harmonicas und Tiakotrommeln werden die einzelnen Stücke abgeschmeckt, setzen sanfte Akzente, die durch die sehr verspielten Akustikgitarren von “Fieldy” und “Munky” fortgetragen werden.

Alleine die ersten drei Stücke glaubt man kaum noch übertrumpft zu bekommen. Ein wahnsinniger Melodiebogen für “Blind”, sinnliches Glockenspiel in den Zwischenpassagen von “Hollow Life” und “Freak on a Leash” glänzt dann mit einem Duett zwischen Jonathan Davis und Amy Lee von Evanescence.
Weiter geht’s mit dem Klassiker “Falling Away from Me”, der mit seinem sanften Einstieg und dem verdreht vorgetragenen “Beatin’ me Down”-Part zu einem der definitiven Höhepunkte des Albums aufsteigt. Dann das Radiohead-Cover “Creep”, das Davis mit seiner brüchigen Stimme textlich zu neuen Ufern pusht. “Love Song” vom jüngsten Album “See You on the Other Side” bietet sich dann freilich schon von Natur aus für eine Akustikversion an und ist vielleicht genau deswegen nicht ganz so interessant. Die Albumversion war schlichtweg verschrobener, hier ist sie glatter und konventioneller.
“Got the Life” schiebt aber gleich einen brennenden Holzscheit nach. Bongotrommeln für den Rhythmus und im Refrain ein unglaublicher emotionaler, mitreißender Stich mit einzelnen Pianoklängen und einer Geigenwand im Hintergrund. Fantastisch.
Weiter geht’s mit “Twisted Transistor”, das sehr orchestral wirkt, das dunkle, streicherdominierte “Coming Undone” und ein “Make me Bad / In Between Days”-Medley, bei dem The Cure ihren Auftritt haben. “Throw Me Away” beendet die Session mit einem letzten großen Knall, wenn sechs Musiker mit Tiakotrommeln in das Stück einleiten, das dann schließlich alle Instrumente zu vereinen scheint, während Davis sich zum großen Finale ein letztes Mal selbst antreibt.

Bei dem künstlerischen Potenzial, das Korn in dieser denkwürdigen Dreiviertelstunde abrufen, nimmt man den Hinweise auf dem Aufkleber des Covers, im Sommer 2007 folge das nächste Studioalbum, gleich doppelt so erfreut auf. Korn sind eine fantastische Konzertband, sie beweisen hier aber, dass sie auch im kleineren Rahmen zu großen Taten fähig sind.
(knapp) :liquid9:

Extras
Keine.
:liquid0:

Artdesign
Klassisches Artdesign im Rahmen der Unplugged-Reihe mit den dominanten Farben rot / blau / lila, dazu eine Montage der Musiker auf der Bühne während des Session.
-keine Wertung-

Fazit
Ich bin Neuverwertungen gegenüber eher skeptisch eingestellt. Ich kaufe keine Singles, nur in Ausnahmefällen Remixalben und nie Best Ofs. Diese hier musste ich aber haben und den Kauf habe ich nicht bereut. Wer die Jungs mal von einer anderen Seite sehen will, liegt hier goldrichtig. Die perfekte Balance zwischen Neuinterpretation und Bewahrung des Wiedererkennungswertes macht dieses Unplugged-Album zu einem Highlight seiner Reihe.

Testequipment
AIWA NSX-SZ315

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Beitrag von Hannibal » 03.03.2007, 16:46

Sehr schöne Review! Hätte nicht gedacht, dass die Unplugged-Scheibe so gut werden würde, obwohl ich die "Freak on a Leash"-Version schon von Youtube kannte und sie mir dort gut gefallen hatte. Werde mir das Teil bei Gelegenheit auf jeden Fall zulegen, denn so richtig vorstellen kann ich mir die brachiale-Korn-Gewalt unplugged noch nicht...

Scheint tatsächlich nochmal aufwärts zu gehen in der Rubrik, ich steuere die nächsten Tage auch nochmal was bei...allerdings eine neue Scheibe, die sich wohl niemand hier freiwillig anhören wird, aber egal ;-)

MFG
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Beitrag von Vince » 03.03.2007, 17:19

Hannibal hat geschrieben:Sehr schöne Review! Hätte nicht gedacht, dass die Unplugged-Scheibe so gut werden würde, obwohl ich die "Freak on a Leash"-Version schon von Youtube kannte und sie mir dort gut gefallen hatte. Werde mir das Teil bei Gelegenheit auf jeden Fall zulegen, denn so richtig vorstellen kann ich mir die brachiale-Korn-Gewalt unplugged noch nicht...
Ich konnte es mir auch nicht vorstellen, aber es passt. Wirklich. Wohl auch deswegen, weil Davis inzwischen wirklich ein sehr guter Sänger geworden ist. Die Gesangsstunden, die er absolviert hat, haben sich zweifellos gelohnt.
Und das ist ja gerade das Gute an diesem Album, dass man eigentlich nicht so recht wusste, wie man diese Stücke akustisch interpretieren würde und letztlich ist da so ein gelungenes Teil bei rumgekommen.
Scheint tatsächlich nochmal aufwärts zu gehen in der Rubrik, ich steuere die nächsten Tage auch nochmal was bei...allerdings eine neue Scheibe, die sich wohl niemand hier freiwillig anhören wird, aber egal ;-)
Muaha, ich wittere ein Manowar-Review! :lol: Sehr geil, immer her damit! Ich würde mir das zwar nie im Leben anhören, aber Reviews dazu lese ich gerne. Zumal ich gespannt sein werde, wie du als mutmaßlicher Anhänger der Band (bist du doch, oder?) die instrumentalen Zwischenspiele schönreden willst, die überall in der Presse verrissen werden. :lol: Aber vielleicht gibts ja auch von dir nen Verriss. Ich bin sehr gespannt!

P.S. Hoffentlich bleibt es nicht bei der Ankündigung - ich warte immer noch of Therejecteds "Metallica Live Sh*t"-Review. :wink:

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Beitrag von Hannibal » 03.03.2007, 17:22

Vince hat geschrieben:Zumal ich gespannt sein werde, wie du als mutmaßlicher Anhänger der Band (bist du doch, oder?)
Naja, nicht so richtig. Ich mag die Musik, aber als Anhänger würde ich mich nicht sehen, dazu finde ich das, was die Band so in Interviews von sich lässt, zu lächerlich, das ganze "True Metal"-Gepose suckt ziemlich, wenn die auch live spielerisch ne Wucht sind, wenn man die Zwischenaussagen ausblenden könnte ;-)

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Beitrag von Vince » 03.03.2007, 17:41

Ich habe btw. gerade mal das Internet nach Kritiken durchstöbert und die sind wohl nicht ganz so zufrieden wie ich. Sollte ich dann vielleicht hier noch einschränkend anmerken. Allerdings richtet sich deren Ablehnung vornehmlich gegen den Umstand, dass Korn überhaupt eine Unplugged-Session gemacht haben. Das habe ich halt schon versucht, auszuklammern, weil das imo nicht wirklich in die Wertung gehört.

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Beitrag von Hannibal » 03.03.2007, 17:47

Vince hat geschrieben:Das habe ich halt schon versucht, auszuklammern, weil das imo nicht wirklich in die Wertung gehört.
Seh ich genauso! Hat in der Wertung gar nix zu suchen, geht nicht drum ob sie's gemacht haben, sondern wie!

MFG
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Beitrag von freeman » 04.03.2007, 03:11

Ich habe das Album am Freitag schlicht und ergreifend vergessen zu koofen ... LOL. Gerade läuft aber das MTV Special auf meinem Videorecorder und :shock: :shock: :shock: Absolut geiles Ding! Von vorne bis hinten stimmig und teils wirklich fantastisch intoniert und instrumentiert. Einen großen Teil der Instrumente, die man da zu sehen bekommt, habe ich noch nie gesehen! Die Duette sind imo super (wobei man Smith noch ein wenig mehr hätte einbinden können ... Amy Lee gewinnt den direkten Vergleich imo ... wo ist eigentlich Chester Bennington von Linkin Park gewesen? Habe ihn gar net mitbekommen? War er nicht auch angekündigt?).

Meine Lieblinge derzeit sind Freak on Leash und Falling Away From Me weil das per se auch meine Lieblingssongs der Band sind. Und so neu interpretiert rocken die nochmal ordentlich. Auch wenn man als Korn Fan wirklich permanent da hockt und hofft, gleich wird richtig losgeknüppelt ... Die Songs wirken so, wie ein lauerndes Tier, das bereit ist zum Sprung anzusetzen ... imo sehr reizvoll ... die von dir angesprochenen stimmlichen Qualitäten von Davis teile ich absolut. Er hat sich wirklich beeindruckend gemacht ...

Der Hammer ist allerdings Throw me Away. Diese Trommeleinlage ist der absolute Burner! Das Album wird diese Woche gekauft ...! Das Review rockt ... die Bewertung teile ich hundertpro! Heiße Scheibe ...

In diesem Sinne:
freeman

PS.:
Vince hat geschrieben:Ich habe btw. gerade mal das Internet nach Kritiken durchstöbert und die sind wohl nicht ganz so zufrieden wie ich. Sollte ich dann vielleicht hier noch einschränkend anmerken. Allerdings richtet sich deren Ablehnung vornehmlich gegen den Umstand, dass Korn überhaupt eine Unplugged-Session gemacht haben. Das habe ich halt schon versucht, auszuklammern, weil das imo nicht wirklich in die Wertung gehört.
Ich habe da den Eindruck, dass eben ein sehr zwiegespaltener Eindruck überwiegt. Die Kritiker sind zumeist die, die schon bei der deutlich gothiceren Ausrichtung der Band lamentiert haben. Sie sehen dieses Unplugged Ding als weiteren Schritt in die falsche Richtung, weil der eben auch nicht zurück zu den Wurzen geht. Gerade die Fans, die auch die "Imagekorrektur" mitgemacht haben, finden auch das Unplugged dufte ... Mir isses Rille ... Ich bin damals eingestiegen mit Follow the Leader und fand sämtliche Entwicklungen um die Band recht interessant und die Ergebnisse auch recht ordentlich. Einzig Take a Look in the Mirror war nicht hundertprozentig mein Fall ...
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Beitrag von Vince » 04.03.2007, 16:04

Einschränkungsfreie Zustimmung zu allem!

Dass allerdings Chester Bennington teilgenommen haben soll, ist mir neu. Also mit anderen Worten, er ist net druff. Sonst würde das irgendwo im Booklet stehen. Hab ihn auch nicht gehört.

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Beitrag von freeman » 05.03.2007, 01:08

Also im MTV Videotext stand er drin ... und auch in der Werbung wurde er imo erwähnt ... Seltsam ...

In diesem Sinne:
freeman
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