Machine

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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StS
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Machine

Beitrag von StS » 11.06.2007, 11:16

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Originaltitel: Machine
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Michael Lazar
Darsteller: Michael Lazar, Paul Sloan, Lisa Arturo, Neal McDonough, Nick Vallelonga, Garret Sato, Michael Madsen, James Russo, Michelle Lombardo, ...


„Machine“ ist einer dieser unzähligen kostengünstig produzierten Crime-Flicks, die regelmäßig wie aus dem Nichts heraus auf den Regalen der Videotheken auftauchen, ohne dass man je zuvor von dem betreffenden Titel gehört hat oder dieser jemals das Antlitz einer großen Leinwand erblickte – was in den meisten Fällen, angesichts des allgemeinen Qualitätsdurchschnitts auf diesem Sektor, auch gut so ist. Dieses vorliegende Werk, das ursprünglich 2003 mit einem Budget von gerade mal rund einer Viertelmillion Dollar gedreht sowie erst knappe vier Jahre später auf DVD veröffentlicht wurde, bildet da keine Ausnahme – höchstens nach unten hin, denn was dem Zuschauer hier vorgesetzt wird, ist ein vollendet homogenes Ärgernis, das den Betrachter auf eine echte Geduldsprobe stellt, sofern er sich tatsächlich vom Vor- bis zum Abspann darauf einzulassen bereit ist und in der Zwischenzeit nicht entnervt das Handtuch wirft…

Früher war Vic (Michael Lazar) bei den Special Forces, heute verdient er sich seinen Lebensunterhalt auf wesentlich unrühmlichere Weise – nämlich als „Mann für alle Angelegenheiten“ der Milieugröße Cho (Garret Sato), tief verstrickt in der Unterwelt einer kalifornischen Großstadt. Da klar ist, dass Geld die Welt regiert, und man als Schläger Schrägstrich Killer beileibe nicht zu Reichtum gelangt, hat Vic zusammen mit seinem Kumpel Frank (Paul Sloan) noch einige andere Geschäfte nebenbei am Laufen – zum Beispiel Drogendeals arrangieren und dann (bei der Übergabe) als Cops auftreten, um sich so die Ware unter den Nagel zu reißen. Eines Tages stechen sie bei einer solcher Aktion allerdings in ein gefährliches Wespennest, denn wie es sich herausstellt, haben sie sich dieses Mal unbewusst auf das Terrain des anderen großen Kingpins der Stadt, Paul Santo (Nick Vallelonga), begeben, welcher sie unmittelbar nach Erfahren dieser Sachlage vor die unfreiwillige Wahl stellt: Ein grausamer Tod oder die Ausführung eines für ihn bedeutungsvollen Jobs. Die Entscheidung fällt ihnen dementsprechend leicht, und so geht es für sie fortan (gezwungenermaßen) in erster Linie darum, drei wichtige Zeugen einer gegen den Boss erhobenen Anklage auszuschalten…

Das allein wäre im Prinzip halb so wild für unseren eiskalten Hauptprotagonisten, schließlich ist das Töten einer der spärlichen Dinge, welche er perfekt beherrscht – nur muss die ganze Sache ungemein vorsichtig angegangen werden, um keine Eskalation der ohnehin angespannten, alle Parteien umfassenden Konstellation auszulösen: Alteingesessene Vertreter beider Fraktionen (u.a. James Russo und Michael Madsen) beäugen das Treiben mit nervösen Zeigefingern, nur auf einen Anlass oder Befehl wartend, den Bandenkrieg in vollem Umfang auszurufen bzw in Gang zu setzen, Vic´s Freundin Thea (Lisa Arturo) intrigiert im Hintergrund, da sie aus der Situation eigene Vorteile zu ziehen gedenkt, und zu allem Überfluss versucht sich just dann ein korrupter Vice Cop (Neal McDonough) ein großes Stück vom Kuchen abzuschneiden, indem er einzelne Player unter Druck setzt, um auf diesem Wege seine Finanzen deutlich aufzubessern. Die Kombination dieser Vielzahl an Machenschaften und Hinterhältigkeiten kann eigentlich gar nicht gut ausgehen, das ist Vic durchaus bewusst – also setzt er jedes Mittel ein, seine Widersacher gegeneinander auszuspielen und dabei auch noch mit heiler Haut davonzukommen…

„In the Shadow of every Crime is a Woman.” (Shogun Proverb)

Mit diesem Zitat eröffnet „Machine“, unmittelbar gefolgt von einer der wenigen annehmbaren Szenen des gesamten Verlaufs: Im kleinen Nebenraum eines Gotteshauses predigt eine junge Dame vor einer überschaubaren Gruppe Zuhörer – inmitten ihrer Ausführungen steht einer von ihnen irgendwann auf, so als würde er das Zimmer verlassen wollen, wirbelt dann jedoch unerwartet herum, hält der Frau die Augen zu und erschießt mehrere Männer im Publikum (eine Zielperson mitsamt deren Leibwächter, wie sich später herausstellt). Dieser Auftakt gefiel mir auf eine gewisse Weise, denn er erzeugt dieses rohe, ungeschliffene, direkte Gefühl, das der Film unbedingt (fast verzweifelt) ausstrahlen möchte – bloß letzten Endes nie in einem einträglichen Sinne erreicht. Manchmal kann die Nutzung einer DV-Kamera, sofern richtig eingesetzt, zu dem gewünschten Effekt beisteuern, schließlich vermag das grobkörnige Bildmaterial durchaus ein authentisches, nicht so künstlich glatt gebügeltes Feeling zu erzeugen – nur existiert zugleich die Gefahr, dass bei einer uninspirierten Verwendung schnell ein billiger, amateurhafter Eindruck entsteht. An dieser Hürde scheiterten die Cinematographer Jeff Baustert und Byron Werner: Die ausgewaschenen Farben sind ja noch okay, aber das Bild ist schlichtweg zu grainy, die Kameraarbeit unausgewogen und oftmals gar nervig (einige Aufnahmen wirken beinahe so, als hätte man sie von einem Schiff bei starkem Seegang aus eingefangen). Der weitestgehende Verzicht auf künstliche Beleuchtung ist ebenso kaum geglückt – ich habe Home-Videos gesehen, die bei mir eine technisch kompetentere Impression hinterließen.

Michael Lazar ist ein unerfahrener Newcomer in diesem Geschäft, was einem beim Ansehen fortwährend schmerzlich bewusst wird – er debütiert nämlich gleich in mehreren Positionen, welche er allesamt nicht sonderlich gut beherrscht: Produzent, Autor, Hauptdarsteller und Regisseur. Es ist evident, was er der Welt präsentieren wollte – nur verhinderte sein Mangel an Talent augenscheinlich die kompetente Umsetzung dieser Vision. Sollte er dennoch ernsthaft mit dem fertigen Produkt zufrieden sein, ist ihm (meiner Meinung nach) eh nicht (mehr?) zu helfen. Schaut man sich das DVD-Cover an, fällt einem belustigend auf, dass die Akteure mit der wenigsten Screen-Time am größten abgebildet sind – Lazar hingegen, der ja unseren Hauptprotagonisten mimt, nur ganz klein, annährend unerkennbar im Hintergrund vertreten ist. „Hölzern“ ist eine zutreffende Umschreibung der Leistung, die er abliefert: Man nimmt ihm den Part in keiner Sekunde ab. Er wirkt wie einer dieser typischen Klischee-Nebenfiguren der Marke „unterbelichteter italo-amerikanischer Gangster, der höchstens mal einen dummen Spruch reißen darf, bevor er erschossen wird“ – nur dass er hier einen ernsten, gebrochenen Charakter verkörpern soll, welcher permanent im Mittelpunkt der Ereignisse steht. Ein erneut quasi schlafwandelnder Michael Madsen („Kill Bill“/„Species“) taucht immer nur sporadisch innerhalb der ohnehin bruchstückhaften Handlung auf – seine Szenen entstanden übrigens im Rahmen von Nachdrehs, die er gemeinsam mit seinem sich ebenfalls nicht besonders bemühenden Kollegen James Russo („the 9th Gate“/„Donnie Brasco“) absolvierte. Vielleicht wurden sie ja, da beide ausschließlich in und um einer Bar auftreten, vorort in „Naturalien“ bezahlt? Das würde zumindest einiges erklären. Getreu des recht verräterischen Eingangszitats (s.o.), ziehen zwei (mehr oder minder) verführerische Femme Fatales verschiedene Fäden unterhalb der Oberfläche: Gespielt werden sie von Lisa Aturo („American Pie 2“/„National Lampoon´s Cattle Call“) und Michelle Lombardo („All In“/„Click“) – erstere agiert besser als sie aussieht, bei letzterer verhält es sich genau umgekehrt. Retten können sie dieses sinkende Vessel (so oder so) auch nicht mehr – selbst Neal McDonough („Walking Tall“/„Flags of our Fathers“), der die zweifelsfrei beste Performance abliefert, hat keinerlei Chance gegen die erschlagenden Schwächen dieser Produktion. Jedes Mal, dass er die Bühne betritt, kann man sich an seiner gelungenen, verschmitzt bedrohlichen Darbietung des Fieslings erfreuen. Leider wusste Lazar anscheinend nicht viel mit diesem Trumpf anzufangen – er hätte Neil allerdings, selbst bei Erkennen des Potentials, vermutlich sowieso nichts bieten können, um eine effektive Verbesserung zu erzeugen.

Beginnend bei dem Titel, der irgendwie so gar nicht zum Inhalt passt, über die schwachen Dialoge, bei deren Aussprechen sich die Vortragenden, sofern ihnen die ganze Sache nicht eh egal war, innerlich geschüttelt und/oder geschämt haben müssen, bis hin zum gesamten Aufbau und Ablauf – kein Element funktioniert auch nur ansatzweise vernünftig. Nach etwa 10 Minuten war mir der Streifen bereits völlig egal: Hätte ich mir nicht fest vorgenommen, einige Zeilen über diesen Release zu schreiben, wäre ein Betätigen der „Fast Forward“-Taste zu einer Selbstverständlichkeit geworden, um nicht unnötig kostbare Momente meines Lebens derart leichtsinnig zu vergeuden – so aber habe ich mich durch diese bitter langweiligen, zähen einandhalb Stunden gequält, in denen hauptsächlich ohne jeden Anflug von Spannung, Tempo oder Kurzweil ermüdend viel geredet wurde. Das Skript als „oberflächlich“ zu bezeichnen, wäre eine der Untertreibungen des Jahres: Die reichlich vorhandenen Subplots muten nicht nur auf den ersten Blick belanglos und unausgereift an, sie sind es untrüglich, die Twists kommen lahm und zudem vorhersehbar daher, Logiklöcher begegnen einem an jeder Ecke. Klar, in regelmäßigen Abständen wird intrigiert, gemordet und vergolten, nur hat man das bereits hunderte Mal zuvor in besseren Werken zu Gesicht bekommen. Mein Tipp: Möglichst meiden, diese enorme Zeitverschwendung!

Fazit: „Machine“ ist ein Crime-Movie aus der untersten B-Film-Schublade: Billig, unoriginell, minderwertig inszeniert sowie schlecht gespielt – und vor allem unendlich belanglos…

sehr knappe :liquid2:


In Deutschland ist noch keine DVD-Veröffentlichung in Aussicht - in den USA steht allerdings seit einiger Zeit
eine RC1 in den Regalen...

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John Woo
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Beitrag von John Woo » 11.06.2007, 11:28

Hab mir gerade dein Review durchgelesen.

Nur schon die Bilder sehen richtig Home-Video-ähnlich aus und Michael Madsen scheint offenbar auch wieder mit einer Miene herumzulaufen, dass es einen graust.

Vielen Dank für das sehr gute Review!

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Beitrag von freeman » 11.06.2007, 18:24

Feines Review. Film geb ich mir sicher mal im TV ... schade ist allerdings vor allem, dass sich eben McDonough nach wie vor durch Grütze wie diese schlagen muss und die echte Initialzündung seiner Karriere ausbleibt. Und das wo ich den eigentlich recht sympathisch finde, wobei er nun ja eher in die Riege Charakterfresse fällt. Der sollte mehr echte Bösewichter verkörpern ... und mal so richtig vom Leder ziehen ...

In diesem Sinne:
freeman
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