Angst - Camp des Schreckens (aka Todesfalle am Mill Creek)

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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Angst - Camp des Schreckens (aka Todesfalle am Mill Creek)

Beitrag von StS » 25.06.2007, 06:55

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Originaltitel: the Final Terror
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1981
Regie: Andrew Davis
Darsteller: John Friedrich, Adrian Zmed, Lewis Smith, Rachel Ward, Daryl Hannah, Joe Pantoliano, Mark Metcalf, ...


„the Final Terror” ist eine im Jahre 1981 von Regisseur Andrew Davis („Under Siege“) umgesetzte, 1983 erschienene Kombination aus Survival-Horror und Backwoods-Slasher, welche in Deutschland offiziell „Angst - das Camp des Schreckens“ heißt, vielen aber eher unter dem bei Fernsehausstrahlungen verwendeten Alternativtitel „Todesfalle am Mill Creek“ geläufig sein dürfte. Man könnte dem Werk allerdings eventuell auch unter den Namen „Carnivore“, „Bump in the Night“, „the Forest Primeval“, „Three Blind Mice“, „Campsite Massacre“ oder „the Creeper“ begegnen – letztere Variante prangt beispielsweise (angeblich) auf dem Cover eines Bootlegs, das die ungeschnittene, ansonsten bislang unveröffentlichte Work-Print-Version aufweist.

Die Story ist schnell erzählt: Vier junge Forest Ranger (u.a. Adrian Zmed & John Fredrich) brechen, beaufsichtigt von ihrem Gruppenführer Mike (Mark Metcalf), gemeinsam mit einigen ökologisch engagierten Mädels (u.a. Rachel Ward & Daryl Hannah) eines nahe gelegenen Camps auf, um ein paar Tage in den weitestgehend unberührten Bergwäldern Kaliforniens zu verbringen – ihre Hauptaufgabe besteht darin, einen Fluss hinunterzupaddeln und dessen Lauf dabei freizuhalten. Die psychiatrische Anstalt, an der sie im Zuge ihrer Anfahrt vorbeikommen, ist wie geschaffen für eine gute Gruselgeschichte, und nach dem Abhaken dieses klassischen Lagerfeuer-Rituals, welches natürlich gebührend ausgekostet wird, schleichen sich die Herren der Schöpfung zu späterer Stunde noch heimlich davon, um illegale Marihuana-Anbauflächen einheimischer Hinterwäldler aufzuspüren, von denen man sich erhofft, nach Möglichkeit einige Blätter abzweigen zu können. Am nächsten Morgen ist jedoch derjenige, den man als Schmieresteher zurückgelassen hatte, unauffindbar – im Rahmen der Suche nach ihm verschwinden daraufhin ebenso die beiden Verantwortungsträger spurlos, also Mike und seine Freundin Melanie (Cindy Harrell). Derweil entdecken die Verbliebenen eine merkwürdige alte Hütte, in der sie nicht nur über tote Tiere, sondern auch Teile ihrer Vorräte stolpern, was sie zu der Annahme führt, dass ihr unsympathischer, stets feindseliger, grundsätzlich leicht irrer Busfahrer Eggar (Joe Pantoliano), der sie eigentlich am Ende des Trips am Treffpunkt wieder abholen sollte, hinter der ganzen Sache steckt. Spätestens als die erste grausam zugerichtete Leiche auftaucht, ist allen klar, dass ihnen einer aggressiv nach dem Leben trachtet. Man beschließt kurzerhand, mit dem Schlauchboot flussabwärts aufzubrechen, um Sicherheit bzw zumindest wieder stärker bewohntes Gebiet zu erreichen – nur hat es sich der Angreifer offensichtlich entschieden in den Kopf gesetzt, keinen entkommen zu lassen, weshalb ihnen schließlich nichts anderes übrig bleibt, als entschlossen Position zu beziehen sowie aktiv zurückzuschlagen…

„the Final Terror“ eröffnet in Form einer 08/15-Eingangssequenz, in welcher das Motorrad eines Pärchens per Blockieren der Fahrbahn zum Verunglücken gebracht wird: Da ihr Freund beim Sturz verletzt wurde, geht seine Begleiterin allein nach Hilfe schauen, nur um bei ihrer Rückkehr schlagartig mit der von einem Baum hängenden Leiche ihres Liebsten konfrontiert zu werden, worauf sie zu schreien beginnt, sich panisch vom Ort des Schreckens entfernt – und von zwei hervorschnellenden Ästen getötet wird, die jemand mit rasierklingenscharfen Dosendeckeln versehen hat. Ein plumper, schlecht gespielter, obgleich irgendwie ansprechender Auftakt, der einem unmittelbar in Erinnerung ruft, dass dieser Streifen im Fahrwasser solcher Genre-Erfolge wie „Halloween“ (1978) oder „Friday the 13th“ (1980) entstand. Sein Status als bis heute relativ unbekannte Produktion deutet allerdings bereits an, dass er sich von all den Sequels und artverwandten Projekten der 80er, man nehme nur mal „the Forest“ (1982), „Just before Dawn“ (1981) oder „the Prey“ (1984), nicht groß abzugrenzen vermag – von der Beteiligung einiger Cast&Crew-Mitglieder, die im Verlauf ihrer Karrieren noch zu Ansehen und Bekanntheit gelangten, mal abgesehen. Dennoch ist das filmische Ergebnis durchaus unterhaltsam ausgefallen, was gewiss auch an augenscheinlichen Variationen des gängigen Schemas liegt: Nicht die Tötungen stehen im Zentrum der Betrachtung, sondern die Aktionen der Protagonisten sowie die gesamte das Geschehen umschließende Atmosphäre – die „Überleben in der Wildnis“-Aspekte rücken stärker in den Vordergrund, während der Killer so gut wie nie direkt in Erscheinung tritt. „Deliverance“ (1972) kommt einem beim Sichten mehrfach unweigerlich in den Sinn – was im Grunde keine üble Sache ist, sofern man sich nicht gerade nach einfallsloser, blutiger „Stalk&Slash“-Kost sehnt.

Keine der Charaktere erweckt einen sonderlich ausgeprägten Eindruck und/oder wächst einem im Rahmen des Fortgangs ans Herz – glücklicherweise nervt keiner von ihnen, was sicher mit daran liegt, dass sich törichte Entscheidungen in Grenzen halten sowie die betreffenden Figuren überwiegend gut verkörpert werden. Unter den männlichen Forsthütern ragt besonders John Friedrich („the Wanderers“/„Bittersweet Love“) heraus, der einen militaristischen, ständig angespannten Typen spielt, welcher an einem Punkt das Kommando an sich reißt, später jedoch, dank einiger „Magic Mushrooms“, kaum mehr im Kampf zu gebrauchen ist. Die Girls verbleiben (leider) meist klar im Schatten des anderen Geschlechts – obwohl Rachel Ward („the Thorn Birds“/„Against all Odds“) und Daryl Hannah („Blade Runner“/„Kill Bill“) nicht nur angesichts ihrer Schönheit herausstechen. In weiteren Rollen sind darüber hinaus noch Adrian Zhmed (TV´s „TJ Hooker“/„Grease 2“), Lewis Smith („Southern Comfort“/„Sin-Jin Smyth“) und Mark Metcalf („Animal House“/„Lone Hero“) zu sehen – doch es ist Joe Pantoliano („Matrix“/„Bad Boys“), der als Ekel Eggar köstliches Overacting betreibt und daher die bleibendste Impression hinterlässt, zumal sein Part im Endeffekt weniger eindimensional ist, als er auf den ersten Blick anmutet.

Dem Drehbuch aus der Feder von Jon George („Don´t talk to Strangers“), Neill D.Hicks („Dead Reckoning“) und Ronald Shusett („Alien“/„Total Recall“) gelingt es, zumindest in manchen Bereichen typische Klischees erfolgreich zu umschiffen – man nehme nur mal die Tatsache, dass die potentiellen Opfer relativ zügig als Gruppe zusammenzuarbeiten beginnen, also vereint die Initiative ergreifen, und damit nicht so lange gewartet wird, bis nur noch ein oder zwei von ihnen übrig sind. In anderen Momenten hingegen griffen die Autoren aber bedauerlicherweise auf genau solche abgewetzten Motive zurück: Außerehelicher Beischlaf führt prompt zum vorzeitigen Exitus, es gibt eine Irrenanstalt in der Nähe, die selbstverständlich mit den Begebenheiten in Verbindung steht, die Punchline einer Lagerfeuer-Erzählung unterstreicht jemand traditionell, indem er sich in Gestalt eines ach so unerwarteten „Boo!“-Lauts Schreck-einflößend bemerkbar macht (etc). Heutzutage lässt es sich ja kaum mehr vermeiden, sich beim Realisieren einer solchen Geschichte an speziellen cineastischen Vorbildern zu orientieren – bloß dürfte das 1981 noch nicht derart unausweichlich gewesen sein, weshalb man die an einigen Stellen auffälligen Ähnlichkeiten zu Hooper´s „TCM“ oder der genannten Boorman-Referenz schon unterm Strich berücksichtigen sollte.

Der vorhandene Bodycount ist, im Einklang mit der angesprochenen inhaltlichen Ausrichtung, überraschend gering ausgefallen: Die Morde finden gar überwiegend „off Screen“ statt, entsprechende Details lassen sich erst im Nachhinein goutieren. Dies störte mich persönlich keineswegs – angesichts der schwachen Charakterzeichnungen wäre es vermutlich nichtsdestotrotz sinniger gewesen, ein bis zwei zusätzliche „Abgänge“ zu arrangieren. Die Art, wie der Killer in Szene gesetzt wurde, gefiel mir besonders gut: Bis zum Finale hin bekommen wir keinen klaren Blick auf ihn gewährt, was herausragend funktioniert, denn bis dato taucht jener immer nur für ganz wenige Sekunden auf – etwas in der Richtung eines dreckigen, mit Moos und Pflanzen bestückten Tarnumhangs tragend, wie sie Special Forces Soldaten des Öfteren nutzen, um sich perfekt dem Terrain anzugleichen. Es gibt da einen grandiosen Augenblick im Film, als das Boot eine Uferböschung passiert, auf welcher der Feind (unentdeckt) hockt und sie beobachtet – man erkennt ihn erst im Nachhinein, nämlich als er sich von seiner Position erhebt (vgl. „Wilderness“, 2006). Der Showdown, bei dem übrigens eine wirkungsvolle Falle zum Einsatz kommt, welche die Macher von „Predator“ (1987) und „No Escape“ (1994) in beinahe identischer Form verwendeten, ist ein weiterer Fall für sich: Entgegen der aufgebauten Erwartungshaltung entfaltet er sich ungemein schnell, die Auflösung verzichtet auf einen prägenden Aha-Effekt. Binnen kürzester Zeit ist alles vorüber – simpel, konsequent und effektiv, keine Frage, auf der anderen Seite allerdings simultan leicht enttäuschend. Andrew Davis, welcher später zu einem waschechten Hollywood-Mainstream-Regisseur avancierte (vgl. „the Fugitive“, „Collateral Damage“, „the Guardian“ etc), inszenierte einige richtig gelungene Einstellungen und Set-Pieces, für die kein hohes Budget von Nöten war – wie ein nächtlicher Angriff auf den außer Funktion gesetzten Bus, in dem die (sich auf der Flucht befindliche) Gruppe Zuflucht gesucht hat, das provisorische Vernähen einer tiefen Halswunde oder mehrere Sequenzen in und um der stimmungsvollen Holzhütte. Nur der Verzicht auf eine umfassende Ausleuchtung der Aufnahmen in tiefster Nacht fand bei mir keinen Anklang, denn diese Entscheidung resultierte oftmals in schlichtweg zuviel Dunkelheit, in welcher sich kaum etwas erkennen lässt. Am Tage begeistert indessen die gesamte grandios eingefangene Naturkulisse, also die dicht bewaldete Landschaft mit dem Fluss in ihrem Zentrum, und trägt so ihren Teil zur vollwertigen Atmosphäre bei, welche der findig eingesteuerte Score außerdem einträglich unterstützt.

Fazit: Rundum vermochte mich dieser Backwoods-Survival-Thriller, unabhängig seines unheilschwangeren Grundgefühls, der netten Besetzung, einigen wohlplatzierten Schocks sowie des annehmbaren Spannungsgrads, nicht (vollends) zu überzeugen, was hauptsächlich an der Abwesenheit einer permanenten Intensität und diversen Verfehlungen seitens des Skripts liegt – dennoch sagte mir das Werk stärker zu als die Mehrheit vergleichbarer Produktionen aus jener Epoche, weshalb ich letzten Endes doch noch guten Gewissens knappe „6 von 10“ vergeben kann.

:liquid6:


In Deutschland ist bislang (noch immer) keine DVD-Version des Films veröffentlicht worden. Im TV läuft er grundsätzlich cut, es gibt jedoch ein ungeschnittenes VHS-Tape von "Karo". Wer gerne eine DVD des Titels besitzen möchte, der kann in den USA fündig werden...

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freeman
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Beitrag von freeman » 25.06.2007, 16:47

Ein Review zu nem Film, den ich mal kennen könnte, immerhin kam der ja schon häufiger im TV. Habs aber irgendwie nie geschafft. Beim nächsten Mal kreuze ich ihn mir mal rot an ... Danke fürs Review ...

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von StS » 25.06.2007, 17:08

freeman hat geschrieben:Danke fürs Review ...
Bitte, bitte! :wink:

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McClane
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Beitrag von McClane » 06.02.2018, 06:05

Anfang der 1980er wurde sich öfters emsig durch den Backwood geslasht, wobei im Falle von "The Final Terror" eher "Deliverance" als TCM oder "Freitag, der 13te" das Vorbild war. Denn hier ist es eine Gruppe, die sich vergleichsweise früh (also ca. zur Filmmitte) der Gefahr bewusst wird, schließlich kooperiert und so deutlich wehrhafter ist als kreischende Teens, die irgendwann auf ein kompetentes Final Girl reduziert werden. Natürlich baut auch Andrew Davis' Frühwerk diverse Slasherstandards ein: Die Vorneweg-Opfer in der Auftaktsequenz, die Lagerfeuergeschichte, die Irrenanstalt in der Nähe des Waldes, die dauernden Streiche der jungen Leute, denen der Sinn vor allem nach Drogen und Geschlechtsverkehr steht. Das Script bekleckert sich bei diesem Abarbeiten von Standards nicht mit Ruhm, sind die Figuren doch allesamt Pappkameraden - vor allem die Frauen sind nur Staffage, deren einziges Unterscheidungsmerkmal voneinander die Haarfarbe ist. Dafür inszeniert Davis das recht zackig und mit schicken Naturbildern, sodass hier brauchbares 08/15-Entertainment rumkommt. Dass der Film mit seinen wenigen Morden, die (wahrscheinlich budgetbedingt) eh kaum zu sehen sind, dann auf den Index wanderte, verwundert und ist wohl der früheren Horrorhysterie in der Republik geschuldet.

:liquid5:
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