Siebte Zeichen, Das

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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Vince
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Siebte Zeichen, Das

Beitrag von Vince » 12.07.2007, 17:43

Das Siebte Zeichen

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Originaltitel: Seventh Sign, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1988
Regie: Carl Schultz
Darsteller: Demi Moore, Michael Biehn, Jürgen Prochnow, Peter Friedman, Manny Jacobs, John Taylor, Lee Garlington, Akosua Busia, Harry Basil, Arnold Johnson, John Walcutt, Michael Laskin

Für das verhältnismäßig einfach zu beherrschende Genre “Horror” ist die Unterkategorie für Okkultes eigentlich ein relativ schwer zu meisterndes Fach. Und es wird schwerer, je weiter unsere aufgeklärte, technisierte, verwissenschaftlichte Gesellschaft voranschreitet. Immer weniger Menschen nehmen es persönlich, was sich die Filmschaffenden so alles Gruseliges über religiöse Inhalte ausdenken. Solange es sich nicht um religiöse Sekten handelt, die in der tatsächlichen Realität durchdrehen, sondern um das phantastische Element der “Berührung Gottes” mit unserer Welt, kümmert das kein Schwein mehr. Es gibt ja schließlich keinen Gott, schmunzelt der Atheist.

Herausragende Werke aus diesem Subgenre, die ihren Gegenstand auch wirklich absolut ernst nehmen, gibt es deswegen meines Erachtens nur wenige: “Rosemaries Baby” und “Der Exorzist” mit Sicherheit, vielleicht noch “Das Omen”. Viele andere starke Genrefilme benutzen das Okkulte aber lediglich als Vorwand für einen abnormen Gruselspaß - oder sie scheitern, indem sie den Ungläubigen mit aller Kraft für ihre Mission zu gewinnen versuchen. Schließlich wird niemand gerne zu etwas gezwungen und es wimmelt da draußen vor lauter Okkult-Müll, der sich dem Zuschauer so penetrant anbiedert, dass selbst noch die wenigen Gläubigen verjagt werden.

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“Das Siebte Zeichen”, der eigentlich weniger Horror denn Thriller ist, pendelt irgendwo zwischen beiden Extremen. Sein Ton ist sehr besonnen und ernsthaft, durchaus vergleichbar mit den oben genannten Referenzen. Seine Aufmachung ist allerdings purstes Hollywood-Unterhaltungskino in Reinkultur. Soll heißen: man ist hier - Hand aufs Herz - schlichtweg zu faul, in missionarischer Berufung tätig zu sein, und das ist gut so. Die Geschichte treibt dahin, unterhält sehr sauber, ist durchweg spannend und es würde sich um ein sehr, sehr starkes Teil handeln, würde sich das Drehbuch nur nicht immer alles gerade so schön hinlegen, wie es gerade passt. Eine ganz übel an den Haaren herbeigezogene Konstruktion trübt das Vergnügen deutlich, kulminierend in Dutzenden von Klischee-Einstellungen, deren unzählige Varianten die Zeit mindestens ebenso lange überdauern werden, wie Hollywood Hollywood sein wird.

Fast zwanzig Jahre nach Entstehung bekommt man zunächst einmal feuchte Augen, wenn man Demi Moore in einer recht frühen Hauptrolle sieht. Die Erinnerung kehrt zurück, weshalb die Traumfabrik mal so sehr auf sie gesetzt hat. Moore legt hier eine wundervoll unschuldige und unverbrauchte Aura offen, die ihr so etwa mit “Enthüllung” (1994) für immer und ewig abhanden kam.
Michael Biehn fügt sich seiner blassen Rolle und macht ganz Gentleman Platz für die Lady. Jahr 4 nach “Terminator” und Jahr 2 nach “Aliens” nimmt sich der inzwischen sehr erfahrene B-Mime in seiner fast schon als dysfunktional zu bezeichnenden Rolle komplett zurück und dient nurmehr als Stichwortgeber für seine Filmgattin und den heimlichen Star: Jürgen Prochnow.
Dem gebührt bereits der Opener. Er geht durch eine Stadt und wird von allen Seiten angegafft. Er wandelt langsam zum Strand, steht im Wasser und bricht ein Siegel. Da liegt ein weißer Fisch. Ein Junge will ihn aufheben; er ist aber kochend heiß und als der Junge ins strandende Wasser schaut, entdeckt er Hunderte von toten Fischen. Die Nachricht muss freilich verkündet werden - und keine Angst, genug Menschen werden sie im Laufe der 90 Minuten noch vernehmen.

Ab hier breiten sich die Klischees aus. Der ominöse Untermieter ist einem aufgeweckten Gelegenheits-Gucker nicht ganz unbekannt, die biblischen Plagen als Vorboten der Apokalypse erfinden das Rad auch nicht gerade neu und überhaupt, ein Zusammenhang aller Ereignisse mit einem neugeborenen Kind ist ja überhaupt die Mutter jeden okkulten Horrors.

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Das alleine muss aber noch nichts bedeuten und aha, Carl Schultz verpackt das immerhin alles so selbstverständlich, als würde er sich ein Butterbrot schmieren. Die ziemlich erdige Atmosphäre, irgendwo zwischen “Rosemaries Baby” und “Die neun Pforten” mit ein klein wenig 80s-Flair, macht da auch schon einiges wett. Nur mündet jede zweite Szene in einen Moment à la “oh Gott, wie oft hab ich das jetzt schon vorgesetzt bekommen?” - und da fragt man irgendwann ganz automatisch: Chef, geht das nicht auch ein bissl unauffälliger?

“Unauffälligkeit” oder “Subtilität” sind aber Worte, die etwas beschreiben, das man hier nicht findet. Mit dem Charme eines Vorschlaghammers stürzt man sich mitten rein in die folgerichtigen Szenenabfolgen und ich bin sicher, wäre mehr Budget vorhanden gewesen, hätte man das auch entsprechend visualisiert. So bleibt gerade mal Platz für eine Hagel-Szene und einen “blutenden Mond” etwa der Marke Hochglanzfoto mit UV-Lampe angestrahlt.
Geklotzt wird aber vor allem in Sachen Konstruktion. Es ist anzunehmen, dass das ein ganz großes Ding werden sollte, so ein richtig unglaublicher Mindfuck mit Hinweisen über den ganzen Film verteilt und überhaupt soll sich am Ende so richtig heftig alles zusammensetzen wie ein biblisches Puzzle. Als Puzzlegehilfe wird später sogar extra noch ein junger Helfer eingebaut, der gerade noch so am Sidekick-Typus vorbeischrammt. Und tatsächlich, am Ende setzt sich alles zusammen. Das Problem ist, dass die Puzzleteile den ganzen Film über ziemlich beliebig und ohne logische Begründung eingeworfen werden, eben mit dem einen Zweck, dass sie am Ende ineinander greifen.

Dennoch, bei all den teils eklatanten Schwächen darf man eben den Unterhaltungswert nicht außer Acht lassen - den Aspekt, in dem Hollywood zweifellos Meister ist. Insbesondere für sein Gebiet ist “Das Siebte Zeichen” eben ziemlich spannend und das ganz ohne größere Schauwerte. Manche Charaktere, insbesondere Prochnows geheimnisvoller David Bannon, besitzen auch genug Überraschungen, um das Interesse auf sich zu verlagern. Das Drehbuch, so löchrig es ist, kann wenigstens Abwechslungsreichtum für sich beanspruchen und wie gesagt, atmosphärisch atmet man die Luft der glorreichen Achtziger, die rückblickend auch ein klein wenig für die Gabe des Publikums stehen, sich hemmungslos auf die Phantastik einzulassen. Etwas, das man heute im Zeitalter des Realismus zum Teil wieder verlernt zu haben scheint. Und so hat “Das Siebte Siegel” - dem Zeitgeist entgegenlaufend - über die Jahre möglicherweise nichts verloren, sondern sogar etwas gewonnen.
:liquid7:

Die DVD kommt von Columbia TriStar, uncut frei ab 16. Inzwischen auch in der "Best of Hollywood"-Collection in einem Paket zusammen mit "Tödliche Gedanken" und "Nicht schuldig" im Alphacase erhältlich.

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Beitrag von freeman » 12.07.2007, 20:07

Das einzige, was mir von dem in Erinnerung geblieben ist, ist die nackte, hochschwangere Demi Moore ... das wars dann auch schon ... komisch ... Kann mich ansonsten an gar nix mehr erinnern ... Muss ich mir mal wieder geben. Schönes Review Vincelino ... und endlich wieder Bilder zum Gucken ;-)

In diesem Sinne:
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Cyborg Cop
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Beitrag von Cyborg Cop » 12.07.2007, 20:50

Film ist ganz nett. Würde auch so 7/10 geben, allerdings ewig nicht mehr gesehen.

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Beitrag von StS » 13.07.2007, 09:35

Feine Kritik, Vince - in vielen Punkten stimme ich Dir, inklusive der 7/10er-Wertung, zu! :D

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