Deutschland 1985
Regie: Wolfgang Büld
Drehbuch: Wolfgang Büld , Rochus Hahn , Peter Zemann
Darsteller: Sissy Kelling („Tina“) , Frank Meyer-Brockmann („Stevie“) , Ingolf Lück („Ingolf Lück“)
Laufzeit: 97 Minuten
FSK: ab 6 Jahren
Handlung
Automechanikerin Tina hat einen Traum – Sie will unbedingt Sängerin werden. Dumm nur das es 1985 weder Popstars noch DSDS gibt – ihre einzige Chance sieht sie daher sich bei der angesagten Popshow Formel Eins zu bewerben. Dort will zwar keiner etwas von ihrem Demotape wissen stattdessen bekommt sie den Job als Betreuerin für die Stars die in der Sendung zu Gast sind. Dort verliebt sie sich in den Handlanger Stevie – und wie es so bei der Liebe ist fangen hier die Probleme erst mal so richtig an...
Hintergrund
Wer in den 80igern sowohl jung als auch Musikfan war hatte es schon schwer immer auf dem laufenden zu sein – bis 1983 die Musiksendung Formel Eins auftauchte. Dort wurde einmal Wöchentlich (!) 45 Minuten lang (!!!) alle Neueinsteiger in den Deutschen Charts , die Top 10 aus UK . USA & Deutschland sowie diverse Neuheiten vorgestellt. Natürlich war diese Sendung aus heutiger Sicht eine Frechheit – die Clips wurden nur 2 Minuten angespielt & die Sendung in den 3.Programmen der ARD zu recht seltsamen Zeiten ausgestrahlt. Dennoch wurde die Sendung (produziert in den Münchnern Bavaria Studios) schnell Kult , war sie doch die erste Sendung , die sich den neu aufgekommenen Videoclips widmete & auch weil sie eben für Junge Leute & deren Lieblingsmusik gemacht wurde. Formel Eins machte Hits & hat entscheidend die Musiklandschaft von Deutschland in den 80igern geprägt. Anfang der 90iger war dann alles zu Ende – das Formel Eins Konzept war nicht mehr zeitgemäß , Privatsender & reine Musikprogramme wie MTV haben diese Sendung überflüssig gemacht.
Kritik
Aus was für komischen Ideen wurden schon mal Filme gemacht ? Aus Sammelbildern von Kaugummis , aus Konsolen- & PC Spielen oder auch aus Kinderspielzeug – aber die Idee aus einer Wöchentlichen aktuellen Musik-Charts Sendung einen Kinofilm zu machen ist doch reichlich Schwachsinnig. Aber es wurde dennoch gemacht – mit entsprechenden Ergebnis.
Hauptproblem ist das unausgegorene Drehbuch bei dem 3 Personen unabhängig voneinander gearbeitet haben. Wolfgang Büld gibt im Interview auf der DVD sogar zu das dass Drehbuch zusammengestückelt („..zerschnitten & wieder zusammengeklebt..“) war & rein gar nix mit dem zu tun hatte was er sich vorgestellt hatte. Ein enger Zeitplan & diverse andere Interessen von diversen Produzenten gaben dem ganzen dem Rest.
Die Highlights sind dann auch entsprechend dünn & meist nur in dem Ironischen Spiel diversen damals angesagter Pop & Rockstars zu finden , die teilweise sichtlich richtig Spaß daran hatten gegen (oder auch mit) diversen Klischees zu spielen. Höhepunkt ist sicherlich Falco der eine Wunderbare Mischung aus Wiener Schmäh & unglaublicher Arroganz an den Tag legt (böse Zungen behaupten ja , Falco wäre wirklich so gewesen) & der sich auch nicht zu schade ist , sich selber vom Thron zu stoßen. Auch die Toten Hosen (noch mit ihrem alten Schlagzeuger Trini) sind für einige gute Lacher gut – damals waren die 5 noch nicht eine der größten Deutschen Rockbands & hatten somit nix zu verlieren. Mittlerweile sehen die Hosen das ganze etwas kritischer (Zitat von der Bandwebseite):
Bei den beiden Hauptdarstellern Sissy Kelling & Frank Meyer-Brockmann haben die Macher aber dann so richtig ins Klo gegriffen. Was die 2 an schlechter Schauspielkunst bieten ist einfach unbeschreiblich – dagegen sind Conny Dachs & Tyra Misoux Oscaranwärter & diese beiden hätten die Sache sicherlich besser gemacht. Vor allen Kelling versucht mangelndes Talent durch dicke rote Lippen & so-etwas-ähnlichem-wie-Erotisch-kucken zu kaschieren während Meyer-Brockmann einfach nur unsympathisch ist. Wer auf das Aussehen von Kelling abfährt hat in den ersten 5 Minuten den Genuss , die Dame nackt beim Duschen zu beobachten – und das die Dame am Ende auch noch singen tut ist ebenfalls nicht überraschend. Das die beiden bereits in den 80igern in der Versenkung verschwanden ist durchaus nachzuvollziehen.Um die notorische Leere in der Bandkasse zu überbrücken, nahmen die Toten Hosen das Angebot von Filmemacher Wolfgang Büld ("Punk in London") an, in dessen nächstem Streifen mitzuspielen. Dieser hieß "Formel-Eins-Film" und man huschte als Mexikaner-Quintett, Heavy-Metal-Band und Zulu-Rapper überaus penetrant durch das Bild. Bald stellte sich allerdings heraus, dass der Regisseur wohl in einem Formtief steckte, genau wie seine Düsseldorfer Nebendarsteller. Trotzdem veröffentlichten diese ihren musikalischen Beitrag zum Film als EP. "Battle of the Bands" war für die einen "eine apokalyptische Vision von musikalischer Freiheit" - und für die anderen nicht mehr als "ein schlechter Witz".
Was man sich bei der Handlung gedacht hat ist ebenfalls nicht nachzuvollziehen – ein Stück- & Flickwerk & im Grunde nur eine Nummernrevue aus diversen nicht im Zusammenhang stehenden Szenen. Was hätte man aus dem Stoff machen können ? Zum Beispiel eine Satire auf das Musikbusiness. Aber stattdessen wird eine typische 08/15 O-Bein Love Story erzählt , die zudem unglaublich unglaubwürdig wirkt , dank der unfähigen Darsteller.
Das man am Ende noch mal sämtliche Kulissen der Bavaria Studios zeigen musste ist wohl auf Druck eines der Produzenten zu verdanken. Das manche Musikbeiträge deplaziert wirken ist eigentlich kaum der Erwähnung wert. Lustig dagegen die penetrante Schleichwerbung für Lord Zigaretten & Superdickmanns „Negerküsse“ (diese mittlerweile politisch unkorrekte Bezeichnung fällt tatsächlich im Film)
Fazit
Ultratrashiger Megapeinlicher Deutscher 80iger Film mit Darsteller im besten Porno Niveau , ultrapeinlichen Dialogen & ebensolcher O-Beine Story. Einzig die Szenen mit den Toten Hosen , Falco sowie mit Ingolf Lück sind brauchbar , der Rest ist für die Tonne. Für eine Satire auf das Musikbusiness viel zu brav , in seiner Machart sogar unfreiwillig komisch. Leute über 30 Jahre können sich das ansehen – müssen es aber auch nicht.
Filmwertung:
Trashfaktor:
Die DVD
Menü
Starre Tafeln mit Musikuntermalung – sicher nicht ultracool , erfüllt aber seinen Zweck.
Bild
Ich habe mit dem schlimmsten gerechnet – und wurde positiv überrascht ! Das Bild ist richtig gut – satte Farben , sehr gute Schärfe , kaum Rauschen & so gut wie kein Schmutz. So gut sah der Film damals nicht aus. Allerdings wirkt das Bild auf mich aufgezoomt was man sehr deutlich an den abgeschnittenen Namen im Vorspann & an abgesägten Köpfen während des Films sehen kann.
Ton
Ein Musikfilm in Mono ? Tja – auch so was gibt es. Die Musik klingt etwas stumpf , die Dialoge sind aber gut verständlich – dennoch erscheint der Hinweis am Anfang , diesen Film laut abzuspielen eher wie ein schlechter Witz. Der 5.1 Upmix verteilt den Monoton auf alle 5 Lautsprecher – kann man sich schenken. Die Englische Tonspur sehe ich eher als Zusatzgag an.
Extras
Holla die Waldfee – hier geht es Extramäßig für einen Trashfilm aber ab: Neben einem Grußwort von Ingolf Lück , Trailern & jede Menge Informativer Texttafeln zur Musiksendung Formel Eins gibt es sehr ehrliche neue & auch lange Interviews mit Ingolf Lück & Wolfgang Büld , die kaum ein gutes Haar an dieser Produktion lassen (vor allen Lück nicht). Als Gag kann man sich noch den alten Taurus Videovorspann ansehen (Nostalgie pur). Die Interviews sind übrigens auch recht Trashig gedreht (unscharf & mit Grauenhafter Kameraführung).
Die DVD von Marketing ist uncut & bereits für circa 2,00 € im amazon Marketplace zu bekommen.