Sugar Hill

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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Vince
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Sugar Hill

Beitrag von Vince » 15.08.2008, 23:40

Sugar Hill

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Originaltitel: Harlem
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1993
Regie: Leon Ichaso
Darsteller: Wesley Snipes, Khandi Alexander, Theresa Randle, DeVaughn Nixon, Marquise Wilson, O.L. Duke, Clarence Williams III, Abe Vigoda, Anthony Thomas, Michael Wright, John Pittman, Steve Harris, Michael Guess

Chips gehören zu einem gemütlichen Filmabend, ein kaltes Bier vielleicht, und dann noch das Wichtigste: Filme wie “Sugar Hill”.
Nicht, weil die vielleicht irgendwie leicht bekömmlich wären oder “Spaß” im Gute-Laune-Sinn verbreiten würden. Eher deswegen, weil sie gut gemacht sind, aber Bewährtes bieten; weil man mit Interesse bei der Sache ist, aber nicht mitdenken muss.

Gangstergeschichten, auch noch aus Harlem, auch noch mit einem Kindheitstrauma der Hauptfigur, das dem Film als Schwarzweiß-Prolog vorangestellt wird, und dann noch mit einer Liebesgeschichte, die wie der Dorn einer Rose aus dem Ghetto ragt, nicht zu vergessen ein Vater-Sohn-Konflikt, Probleme mit dem heißblütigen Bruder und der aus alldem entwachsende Wunsch, endlich aus der ganzen Scheiße rauszukommen - das kann man plottechnisch schon als Hollywood-Standardmuster bezeichnen, ohne dafür als mutwillig gelten zu müssen.

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Immerhin, Leon Ichaso spielt auf dem Regiestuhl eine gewisse Souveränität aus, wobei er weniger Harlem portraitiert als vielmehr dessen Bewohner. Die Scheinwerfer werden auf die Grenzzone zwischen Gangs und Normalbürgern geworfen. Auf der einen Seite streiten zwei Bosse um die Vorherrschaft (Wesley Snipes gegen Ernie Hudson), auf der anderen Seite tummeln sich naive Mädchen, die unwissend in den Strudel gezogen werden, und alte Menschen, denen die Entwicklung des Viertels gegen den Strich geht, die aber zu sehr mit ihrer Heimat verwurzelt sind, um fortzugehen.

Wie nach Lehrbuch grast das Skript sämtliche Schauplätze ab, die man sich als wichtig vorstellen würde: eine Disco, in der Snipes sein Traummädchen (Theresa Randle) trifft; die Straße, wo kleine dumme Jungs (Donald Faison, heute bekannt aus “Scrubs”) den Gangleadern nacheifern; das Heim mit dem von Selbstzweifeln geplagten Vater, der sich selbst die Schuld am frühen Drogentod seiner Frau (wird im Prolog verarbeitet) gibt; gegenseitige Besuche der Bosse in der Höhle des Löwen zu Verhandlungszwecken; und dies alles mit dem zu erwartenden Handlungsverlauf. Keine Überraschungen, keine über das Muster hinausgehende Aussage. Aber es schaut eben gut aus und bleibt gefällig.

Probleme machen sich breit, wenn Plotlines aufgegriffen und dann einfach fallengelassen werden. Ernie Hudson etwa, dessen Präsenz zu Beginn nicht gerade gering ist, der irgendwann aber einfach untertaucht. Die Mutter des anfangs noch so lebensfrohen Mädchens, die zuerst als mahnendes Stopschild etabliert wird, um dann keine Rolle mehr zu spielen. Oder der nur mühsam zu Ende gebrachte Leidensweg des Vaters, der in der Filmmitte mal schnell vergessen wird.

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Dafür hat Snipes Gelegenheit, sich als Schauspieler auszuzeichnen. Auch wenn er noch etwas zu jung wirkt, um dem Herrscher eines Viertels ein glaubwürdiges Gesicht zu geben, so überzeugt er doch vor allem in den dramatischen Momenten, mit denen nicht gerade gegeizt wird. Sein Charakter ist besonnen, und beinahe möchte man diese Qualität auf das gesamte Ensemble übertragen: Immerhin kommen nur die wenigsten Figuren dem Parental-Advisory-Abbild eines Gangsters nahe (Michael Wright, der Snipes’ Bruder spielt, kommt dem allerdings gefährlich nahe), vieles wirkt wenigstens schauspielerisch und dialogisch authentisch, wenn schon nicht im Handlungsverlauf.

Mit dem Epilog versucht “Sugar Hill” nochmal eine letzte Überraschung zu lancieren; nach zwei Stunden voller Routine kommt diese Bemühung aber zu spät. Der Eindruck eines gut gespielten, ansehnlichen, letztendlich aber durchaus verzichtbaren Gangster- und Ghettostreifens hat sich da schon längst durchgesetzt.
:liquid6:

Eine DVD kommt von VCL / CinePlus ungeschnitten ab 16. In der Juni 2008-Ausgabe der "SFT" erschien der Film zusammen mit "Scream and Run" auf einer DVD.

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freeman
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Beitrag von freeman » 18.08.2008, 09:26

Den fand ich irgendwie schwer enttäuschend, als ich ihn das erste Mal gesehen habe und seitdem hab ich mich nie wieder rangetraut. In irgendeiner Zeitschrift lag dann die DVD zum Film für billig Geld bei und dennoch hab ich mich net wieder an den rangetraut. Ich finde den seltsam verquast, unausgegoren, langweilig ... irgendwie ... seltsam ... keine Ahnung.
:liquid4:

In diesem Sinne:
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