Bad Boys Hong Kong

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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freeman
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Bad Boys Hong Kong

Beitrag von freeman » 27.03.2009, 08:36

Bad Boys Hong Kong

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(Copyright aller Bilder: Splendid Home Entertainment)

Originaltitel: Fa fa ying king
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Jingle Ma Chor-Sing
Darsteller: Shawn Yu, Kun Chen, Shaun Tam, Kayan Chung, Vincent Kok, Ella Koon, Danny Lee, Teddy Lin, Michelle Lai, Wong You-Nam u.a.

Michael Mak ist ein Playboy Cop. Soll heißen, er ködert die Verbrecher Hongkongs mit fetten Geldbündeln und zappeln die Verbrecher erst in den ausgelegten monetären Fallen, ist es für ihn ein Leichtes, die Lorbeeren einzufahren. Wirklich geachtet wird er für diese Art der Verbrechensbekämpfung aber nicht. Schon gar nicht von seiner Freundin Lisa, die, kaum ist jener in Hongkong angelangt, sofort dem Ex Cop und Festlandchinesen Lincoln Lin schöne Augen macht. Tja ja, so sind sie, die Frauen!

Und obwohl sich Michael und Lincoln nicht riechen können, finden sie irgendwann buddymäßig zusammen und versuchen aufzuklären, wieso denn Lincolns Bruder einst ins Gras beißen musste. Die Ermittlungen dahingehend gestalten sich leider nicht nur für die Cops äußerst zäh und als sie irgendwann nach 45 Minuten feststellen, dass sie wohl an der Nase herumgeführt wurden, hat der Zuschauer ein ähnliches Gefühl in Bezug auf den Film, der bis zu diesem Zeitpunkt wirklich noch nichts anderes präsentiert hat, als gelackte Hochglanzbilder von geschniegelten HK Jungstars in geilen Karren. Hier muss doch bald mal was passieren, oder?

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Macht es auch, leider nicht so, wie man sich das erhoffen konnte. Denn auf einmal erfahren wir – Drama Baby! – Lincoln ist ganz dolle krank und wird bald abnibbeln! Großartige Idee, dachte sich auch Regisseur Jingle Ma, der bei ähnlichen Hochglanzlamern namens Korean Job oder Tokyo Raiders noch deutlich mehr zu überzeugen wusste als hier, und tritt das damit verbundene Mitleidsgefasel elend breit. Als man es als Zuschauer nicht mehr ertragen kann (etwa 15 Minuten später) bekommt dann auch Michael seine dramatischen zehn Minuten, denn der beginnt aufgrund Lincolns Krankheit über die Vergänglichkeit und so (auf dem gleichen Niveau, wie mit dem „und so“ angedeutet) nachzudenken und merkt: Holy Shit, ich hab ja noch sooooooo viel Unerledigtes mit meinem Vater auszuräumen!

Tadaaaaaaa, Auftritt Danny Lee. Der Antagonist von uns Chow Yun Fat in The Killer bringt mit seinem zehnminütigen Auftritt nicht unbedingt Tempo, Spannung oder Witz, zumindest aber etwas Flair in die nunmehr 70 Minuten zähflüssigst vor sich hinmäandernde Chose, kann aber auch nichts mehr retten. Wie sollte das auch gehen?

Nun ja, greifen wir einfach mal zu der Verpackung der DVD. Da steht eigentlich, dass die beiden Cops eine Bande jagen sollen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, reiche Mitbürger zu überfallen und zu drangsalieren. Na also, das klingt doch gut. Und hey, wir haben ja noch 20 Minuten Film vor uns. Und *booooom* ... tatsächlich! Auf einmal überfallen ein paar Dödel eine Yacht, sorgen für ein paar blutige Durchschüsse und kidnappen die Besitzer. NATÜRLICH war auch Lisa an Bord, sonst müssten sich unsere Playboy Cops (so der Originaltitel der Bad Boys Hong Kong!) ja gar nicht mit dem Gewichse beschäftigen.

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Die platzen mitten ins Versteck des Gangsters. Wie und warum sie dahin kamen, weiß vermutlich nur der Drehbuchautor, der sämtliche Seiten mit Erklärungen sicherlich mal in einem Anfall von Diarrhöe verbraucht hat ... soll’s ja geben. Und hey, jetzt kann’s ja endlich losgehen! Action! Jetzt! LOS!

Aber wie das so ist, werden unsere Freunde festgesetzt und sind zur Untätigkeit verdammt. Viel mehr noch, sie sollen sich jetzt sogar gegenseitig hauen! Voll bruuuuudal. Schnell nochmal auf die DVD Verpackung geschaut ... Action ... zumindest wird sie uns da angedroht! Und dann passiert der meines Erachtens größte Fauxpas, der einem Actionregisseur passieren kann. Der ultimative Offenbarungseid. Die Feigheit vor einem echten Showdown. Der Genickschuss für JEDEN Actionfan! Der Antichrist des Actionfilmes! Genau, ihr ahnt es, der Oberbäddie killt SELBST seine ganzen Untergebenen! Ja sag mal, hat der Jingle Ma noch alle Latten am Zaun? Bisher gab’s keine Action, also schnell noch den letzten Hoffnungsschimmer ausradieren?! Setzen, Sechs!

Glücklicherweise kommen die Playboy Cops schnell frei, so dass man sich schon auf eine zünftige 2 gegen 1 Keilerei freut, doch so wirklich mitreißen kann auch die nicht mehr. Hier lief einfach alles falsch, was falsch laufen konnte, nur noch gekrönt von der peinlichsten und garantiert längsten Sterbeszene seit Matrix Revolutions. Ungelogen zehn Minuten lang darf hier ein Charakter sterben und dabei Witze reißen, Scheiße labern, heulen, bluten ... großes Kino.

Dann isses endlich durchgestanden und alles was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Chinesen nach wie vor geniale Hochglanzoptikbomben stemmen können, die Filme aber weder erzählerisch noch actiontechnisch mit diesem optischen Firlefanz mithalten können. Zudem muten die heranwachsenden Jungstars allesamt genauso blass und austauschbar an wie ein Orlando Bloom oder wie die Blassbacken aus Amigestaden alle heißen mögen.

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Natürlich ist der Streifen nicht gar so actionarm, wie sich dies nun gelesen haben mag. Aber gemessen an den Erwartungen, die man irgendwo schon noch an HK-Actionflicks hat, ist das hier sporadisch aufkommende, enorm unspektakuläre und sich seltsamerweise stark am Muay Thai orientierende Ellbogengeschlage und Kniegekicke ein echtes Armutszeugnis. Andere Formen von Action gibt es gleich mal gar nicht und das, wo einer der Charaktere mit einem Lamborghini unterwegs ist! Wie man da um eine Autoverfolgungsjagd drum herum schreiben kann, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.

Was bleibt ist ein Actionstreifen, der schlicht und ergreifend nie zu Potte kommt, sein Nichts an Geschichte ungelenk auf 95 Minuten Laufzeit streckt, jedweden Anflug von Spannung in pseudocoolen Dialogen und One Linerversuchen untergehen lässt und mit zwei Hauptdarstellern aufwartet, von denen der eine schlicht unsympathisch ist (Shawn Yue als Michael) und man dem anderen aufgrund seines penetrant dämlichen Lächelns nur die Fresse einschlagen will (Aloys Chen als Lincoln). Liebe Chinesen, das könnt ihr besser ... viel besser!
:liquid3:

Die deutsche DVD von Splendid kommt mit einer FSK 18 (warum auch immer) uncut daher und ist in Bild und Ton durchaus überzeugend, auch wenn die Synchro etwas authentischer hätte sein können.

In diesem Sinne:
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Beitrag von gelini71 » 27.03.2009, 11:23

Danke - Geld gespart. :D
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von kami » 27.03.2009, 13:57

So schlecht finde ich den Film nicht, er ist unterhaltsam, die Action nett, der Showdown unerwartet brutal, zudem gibt´s eine Handvoll gelungener Gags. Insgesamt natürlich deutlich zuviel "nett" und deutlich zuwenig "Wow!", Für knappe :liquid6: reicht´s aber.

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Beitrag von SFI » 27.03.2009, 14:40

THX, ich spar mir den auch lieber! Selbst die 6/10 sind mir das Geld nicht wert.
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Beitrag von freeman » 27.03.2009, 15:36

Der Film ist so übel belanglos, dass er eben - wie erwähnt - den ebenfalls schwer belanglosen Tokyo Raiders und Korean Job noch meilenweit unterlegen ist. Und irgendwie hab ich so gar keinen Bock mehr auf diesen egalen Quatsch. Ne :liquid6: würde ich da nie im Leben hinbekommen. Nichtmal mit allen zugekniffenen Augen wo gibt ...

Wer aber mal wieder die kreisende Kamerafahrt um zwei Darsteller herum sehen will, die schon in Bad Boys I und II für Gänsehaut sorgte, der ist hier richtig. Hier sieht man das mal in schlecht :lol: ;-)

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 27.03.2009, 15:57

freeman hat geschrieben: Wer aber mal wieder die kreisende Kamerafahrt um zwei Darsteller herum sehen will, die schon in Bad Boys I und II für Gänsehaut sorgte, der ist hier richtig. Hier sieht man das mal in schlecht :lol: ;-)
Ist das denn dann nun ne Parodie oder Anhängsel oder dergleichen zu Bad Boys USA, wie man dem Cover nach und dem Hinweis mit der Kamera urteilen könnte, oder ist das ne Erfindung der Marketingmänners? Wird in deiner (ausgesprochen amüsant zu lesenden) Kritik (die sich anhört, als hätte das HB-Männchen sie verfasst´;) ) nicht deutlich.

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Beitrag von freeman » 30.03.2009, 08:11

Der hat mit Bad Boys soviel zu tun, wie John Rambo mit einem Engagement für Unicef ... Da waren die Splendid Leutchens nur wieder sehr erfinderisch ... und für Lethal Weapon Hong Kong fehlte anscheinend nen Schwarzer :lol:

In diesem Sinne:
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Beitrag von kami » 30.03.2009, 10:38

Der englische Originaltitel ist PLAYBOY COPS. Wie schon bei anderen Interviews angedeutet, wäre es vielleicht nicht schlecht, bei den Credits zu asiatischen (aber auch anderen nicht englischsprachigen) Produktionen nicht nur den ohnehin meist unverständlichen OT, sondern auch den international verwendeteten Titel anzugeben, in diesem Fall eben PLAYBOY COPS.

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Beitrag von freeman » 30.03.2009, 10:48

Könnter gerne machen, ich hab ihn im Review selbst drin, das reicht mir ...

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Beitrag von Joker6686 » 01.04.2009, 08:14

Der Film klingt ja echt übel, eigentlich gefallen mir die Filme aus der Amazia Reihe meißtens recht gut, aber der hier scheint auch garnicht meinen Geschmack zu treffen. Danke fürs ausführliche Review.!

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Beitrag von Cinefreak » 05.11.2010, 10:54

klingt ja nach nem fiesen Absahner-Versuch HKs...hätte auch mehr erwartet, aber freemans Review sagt mir, dass das kein Film ist, der auch nur annähernd mit Michael Bays Bad Boys zu vergleichen wäre :roll: :lol:
Unser neuestes Projekt: https://open.spotify.com/show/35s3iDdkQ12ikEFT9hOoTP - Talk rund um Filme und Serien

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Beitrag von kami » 05.11.2010, 21:05

Cinefreak hat geschrieben:klingt ja nach nem fiesen Absahner-Versuch HKs...hätte auch mehr erwartet, aber freemans Review sagt mir, dass das kein Film ist, der auch nur annähernd mit Michael Bays Bad Boys zu vergleichen wäre :roll: :lol:
Das will er ja auch gar nicht, der Vergleich zu BAD BOYS ist rein auf dem Mist von SPLENDID gewachsen.

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