Selbst ist die Braut

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Selbst ist die Braut

Beitrag von freeman » 04.08.2009, 13:41

Selbst ist die Braut

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Originaltitel: Proposal, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Anne Fletcher
Darsteller: Sandra Bullock, Ryan Reynolds, Mary Steenburgen, Craig T. Nelson, Betty White, Denis O'Hare, Malin Akerman, Oscar Nuñez, Michael Nouri u.a.

Margaret Tate ist eine typische Karrierefrau, die für ihren Job in der Marketingabteilung eines Verlagshauses und ihre Karriere alles aufgegeben hat. Freunde, Freizeit und Familie sind Begriffe, die sie sicher erst einmal googeln müsste. Alles in ihrem Leben ist auf den Job ausgerichtet und ihr Beliebtheitsgrad bei den Angestellten tendiert gegen Null. Insbesondere ihrem persönlichen Assistenten Andrew Paxton macht sie das Leben mehr als schwer. Als sie eines Tages zu einem Gespräch mit ihrem Chef geladen wird, unterbreitet ihr dieser, dass sie es vor lauter Arbeiten versäumt hat, ihre Aufenthaltsgenehmigung verlängern zu lassen, weshalb sie demnächst wieder nach Kanada abgeschoben werde. Margaret fällt aus allen Wolken, schaltet allerdings verdammt schnell und behauptet, sie werde in wenigen Wochen ihren "heißen" Assistenten Andrew heiraten. Als sie dem mehr als überrumpelten Angestellten eine Beförderung verspricht und eine stärkere Würdigung seiner Arbeit, willigt er sogar in den irren Plan ein.

Doch die Behörden riechen Lunte. Sie wollen die beiden "Verliebten" auf Herz und Nieren prüfen. Bestehen sie den Test nicht, landet Margaret in Kanada und Andrew im Knast. Alles was den beiden "Verlobten" bleibt, ist immerhin ein gemeinsames Wochenende, um sich näher kennen zu lernen. Dieses Wochenende verbringt man der Einfachheit halber in Alaska, der Heimat von Andrew, wo er den 90. Geburtstag seiner Großmutter begehen will und seiner Familie seine Verlobung unterbreiten kann. Zwar braucht Margaret ziemlich lange, um sich in der neuen Umgebung zu akklimatisieren, doch im Kreise von Andrews Lieben beginnt sie sich grundlegend zu verändern …

Jetzt mal ehrlich. Wir, die wir das hier lesen, wissen doch alle, wie Romantic Comedies (fortan Rom Coms) funktionieren. Eine Rom Com startet furios (Der unfreiwillige Heiratsantrag, das erste Zusammentreffen von Margaret mit Andrews Familie), mündet in einen moralisierenden und tempoverschleppenden Mittelteil (Ebenezer Scrooge äääh Margaret wird allmählich menschlich) und am Ende wird es noch einmal turbulent (Warum, sei an dieser Stelle nicht verraten, ihr sollt den Film ja selbst anschauen.). So laufen Rom Coms immer ab, so läuft nun auch "Selbst ist die Braut" ab und gebärdet sich ergo alles andere als innovativ.

Doch wenn man Rom Coms dieses Schema vorhalten würde, müsste man auch Pornos ächten, da in jenen immer nur geknattert wird, und Actionfilmen könnte man auch vorwerfen, dass es in jenen beständig knallt und Menschen sterben. Zudem würde es zeigen, dass man das Gesehene auch viel zu ernst nimmt. Apropos ernst. Ernst genommen ist "Selbst ist die Braut" nichts anderes als ein Remake des Sandra Bullock/Hugh Grant Streifens "Ein Chef zum Verlieben" unter minimal variierten Vorzeichen. War Sandra im "Chef zum Verlieben" noch die unterwürfige und menschliche Angestellte, ist sie nun in "Selbst ist die Braut" der lebensferne, tyrannische und arrogante Chef. Und Ryan Reynolds übernimmt den eigentlichen "Chef zum Verlieben" Part von Sandra Bullock, indem er den Charakter gibt, der den Chef aufbricht und "verwandelt". Also könnte man auch in diesem Punkt "Selbst ist die Braut" mangelnde Kreativität vorwerfen.

ABER: Worum geht es bei Rom Coms wirklich? Genau, um Funken! Zum einen muss die Storygrundidee Funken schlagen. Je abstruser, desto besser und das ist die Ausgangslage dieses Filmes garantiert. Obendrein müssen zwischen den Charakteren und den sie verkörpernden Schauspielern ebenso die Funken fliegen wie zwischen dem Film und seinem Publikum. Und das schafft dieser Film definitiv.

Das liegt samt und sonders an dem großartigen Hauptdarstellergespann Ryan Reynolds (zuletzt in Wolverine) und Sandra Bullock (Speed). Beiden nimmt man gerne ab, dass sie angeblich schon seit Jahren befreundet sind, sprühen zwischen den beiden doch nur so die Funken und stimmt vor allem das komödiantische Timing auf den Punkt. Gerade die trockenen Reaktionen von Reynolds auf die Bullockschen Irrsinnsanfälle sind echte Höhepunkte im Film und geraten mit zunehmender Laufzeit immer köstlicher. Hier stimmt einfach die Chemie.

Das eigentliche Highlight an "Selbst ist die Braut" ist allerdings Sandra Bullock. Ihre Gestik und ihre unbedarfte Mimik im Angesicht von "menschelnden Menschen" sind grandios. Auch ihre Chefattitüden sind auf eine seltsam niedliche Art sehr komisch, auch wenn sie freilich recht unwirsch herüberkommt. Richtig aufdrehen darf die Schauspielerin in einigen grandios konzipierten und ausgekosteten Slapstickeinlagen, die einem die Lachtränen in die Augen treiben. Stichpunktartig seien die Schlagworte Welpe gegen Adler und der zum Hip Hopvideo ausartende indianische Fruchtbarkeitstanz erwähnt. Richtig mutig ist ihre rasend komische Nacktszene, in der die sexy Mittvierzigerin nur mit einem winzigen Waschlappen vor der "wichtigsten" Stelle körperlichen Slapstick vom Allerfeinsten abbrennt und ein Gag auf den anderen folgt. Grandios. Und auch im eigentlichen darstellerischen Sinne schlägt sie sich wie ihr Co-Star Ryan Reynolds toll.

Gegen diese omnipräsenten, alles überstrahlenden Hauptdarsteller kommen die Nebenfiguren – sonst immer das eigentliche Salz in der Rom Com Suppe – bis auf eine Ausnahme zu keinem Zeitpunkt an. Die Ausnahme kommt in Gestalt des Ex-Golden Girls Betty White daher, die mit viel Verve und schrägem Witz und Charme einige Showstealermomente abbekommen hat und diese auch grandios auskostet. Dagegen bleiben die süße Malin Akerman (Watchmen), Mary Steenburgen (Die himmlische Joan) und Craig T. Nelson (Action Jackson) allesamt ziemlich blass, werden aber auch vom Drehbuch ziemlich alleine gelassen.

Die ganze Chose ist solide inszeniert und kommt in gediegenen Bildern daher. Leider versteht es die Regisseurin Anne Fletcher (27 Dresses) zu keinem Zeitpunkt, das reizvolle Setting Alaska in Form von schönen Landschaftsbildern einzubinden. Auch soundtracktechnisch bleibt der Film hinter seinen Möglichkeiten zurück und will weder in den hochtourigen Abschnitten noch in den Herzschmerzmomenten zünden.

Was bleibt ist eine 0815 Rom Com, die wie gewohnt stark beginnt, um dann ebenso stark nachzulassen. Die grandios aufspielenden und hervorragend interagierenden Hauptdarsteller heben den Film allerdings weit über den Durchschnitt und lancieren einige grandiose, wirklich witzige Momente, die dem Zuschauer einige Lacher abringen. Zudem stellt man sich irgendwann wirklich die Frage, wie weit man selbst wohl für Job und Karriere gehen würde. Ein witziger Nebeneffekt, der weit über das Filmende hinaus noch für Diskussionsstoff sorgt …
:liquid7:

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Beitrag von SFI » 04.08.2009, 14:27

Die Bullock mag ich net und in RomComs geht die mir gegen den Strich.
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Beitrag von gelini71 » 04.08.2009, 15:17

SFI hat geschrieben:Die Bullock mag ich net und in RomComs geht die mir gegen den Strich.
Zwei Lügen in einem Satz - Timo , so wird das nix mit dem ewigen Leben im Himmelreich :lol:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von freeman » 04.08.2009, 15:23

Ich mag sie btw. auch net, aber hier ... eine echt heiße MILF :lol:

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Beitrag von deBohli » 04.08.2009, 15:32

freeman hat geschrieben:Ich mag sie btw. auch net, aber hier ... eine echt heiße MILF :lol:
Das kann ich mir jetzt echt nicht vorstellen. :?
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Beitrag von freeman » 05.08.2009, 08:56

Fülm guggen! ;-)

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Beitrag von Dr Dolph » 05.08.2009, 17:41

Schaut ja mal net übel aus, den Ryan Reynolds mag ich sowieso ganz gern und die Bullock ist auch nicht ohne. Mal schauen....

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Beitrag von Ed Hunter » 06.08.2009, 11:38

Den schau ich als Bullock-Fan sicher beizeiten mal an...
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Beitrag von LadyC » 10.09.2009, 12:06

was isn eine MILF?

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Beitrag von deBohli » 10.09.2009, 12:09

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Beitrag von LadyC » 10.09.2009, 12:35

thx :lol:

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Beitrag von Alrik » 19.09.2009, 23:24

Sie reift halt wie ein guter Wein. *g*
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Beitrag von Vince » 20.04.2011, 11:23

Ätzend verkrampftes Komödchen, das schon an einer witzlosen Grundidee zu knabbern hat und dann auch noch allerhand auf Kult konstruierte Figuren installieren möchte. Bullocks schwerst unsympathische Figur - anfangs gewollt, später ungewollt - geht extrem auf den Senkel und welche Motivation Reynolds' Figur hat, bei dem Spiel mitzuspielen, ist auch nicht so ganz klar. Alles nur der Karriere wegen?
:liquid3:

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Beitrag von LadyC » 21.04.2011, 10:10

Vince hat geschrieben:Ätzend verkrampftes Komödchen, das schon an einer witzlosen Grundidee zu knabbern hat und dann auch noch allerhand auf Kult konstruierte Figuren installieren möchte. Bullocks schwerst unsympathische Figur - anfangs gewollt, später ungewollt - geht extrem auf den Senkel und welche Motivation Reynolds' Figur hat, bei dem Spiel mitzuspielen, ist auch nicht so ganz klar. Alles nur der Karriere wegen?
:liquid3:
:lol: der vince ey...hihihihihi

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Beitrag von Vince » 22.04.2011, 11:19

Ja is doch wahr! ;)

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Beitrag von McClane » 20.09.2012, 10:02

Ich schließe mich dem freeman an. Echt nix neues, aber dank der beiden Hauptdarsteller und der (vor allem im ersten Drittel) wirklich spritzigen Dialoge und Wortgefechte ein sehr amüsanter Vertreter seines Genres. Gegen Ende wird zwar ganz dick die Kitschkeule rausgeholt, aber das trübt den Spaß nur etwas. Da ich außerdem das Chef-Bashing der Anfangsminuten gut verstehen kann (hab schon ähnliche Dinge erlebt), hatte der Film sowieso nen Stein bei mir im Brett. Nice.

:liquid7:
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Beitrag von SFI » 20.09.2012, 18:33

Ganz nette RomCom rund um die üblichen Klischees samt vorhersehbarem Ausgang, aber kurzweilig und unterhaltsam. Mit dem Drehort Alaska schafft man zudem ein abwechslungsreiches Setting.

:liquid6: +
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