The Butcher

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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freeman
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The Butcher

Beitrag von freeman » 25.08.2009, 11:55

The Butcher

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Originaltitel: Butcher, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Jesse V. Johnson
Darsteller: Eric Roberts, Irina Björklund, Robert Davi, Vernon Wells, Geoffrey Lewis, Bokeem Woodbine, Paul Dillon, Roslyn Cohn, Guillermo Díaz, Julie Carmen u.a.

Merle Hench ist ein Killer und hat seine beste Zeit bereits längst hinter sich. Kleine Fehler fallen nun seinem Auftraggeber, dem Unterweltboss Murdoch, noch negativer auf, als ohnehin schon und er empfiehlt Merle, sich vom Killerhandwerk zurückzuziehen. Vorher soll er noch einmal Schutzgeld von einem Stripschuppenbesitzer kassieren. Doch vor Ort kommen Merle große Zweifel und er hat die Ahnung, dass er verladen werden soll. Und wirklich, auf einmal stürmt ein Killerkommando Murdochs den Schuppen und greift 4,5 Millionen Dollar ab, fungierte der Stripschuppen doch als Geldwäschelokalität. Der Besitzer des Ladens glaubt Merle, der bei dem Überfall einem der Gangster brachial das Hirn rausbläst, dass er nichts von dem Überfall wusste und lässt ihn ziehen. Dieser konnte sich bei dem allgemeinen Tohuwabohu eine Tasche voll Geld unter den Nagel reißen und denkt nun daran, mit seiner neuen Liebe, der Bardame Jackie, einen angenehmen Lebensabend zu verbringen. Doch schnell muss er bemerken, dass ihn Murdoch wohl nie in Ruhe lassen wird und hey, warum sollte er den zwielichtigen Boss die restlichen Millionen kampflos überlassen? Merle zieht in den Kampf und macht seinem Spitznamen, The Butcher, alle Ehre ...

Jesse V. Johnsons Filme hatten bisher eher weniger den Anspruch, die Action der Story unterzuordnen, bzw. überhaupt Sorgfalt auf ein funktionierendes Storygerüst zu legen. Zweckmäßigerweise sollte die Story die Action zusammenhalten, mehr auch nicht. The Butcher macht da nun eine echte Ausnahme, denn obwohl es dreimal richtig amtlich scheppert, liegt das Hauptaugenmerk Johnsons diesmal auf der Story, die er mit leichter Hand, sehr souverän inszeniert und sich dabei zunächst voll und ganz auf seinen megacoolen Hauptdarsteller Eric Roberts verlässt, um sich im weiteren Verlauf sehr stark auf die fraglos vorhandene Chemie zwischen Merle und seiner Flamme Jackie zu stützen. Eine Liebesgeschichte, die wunderbar fragil daherkommt, niemals in den Vordergrund drängt und dennoch für einen seltsam entrückten Ton im Mittelteil des Filmes sorgt. Der herrlich melancholische und bisher wertigste Soundtrack eines Johnsons Filmes tut hierbei dann sein Übriges und unterstützt den erstaunlich relaxten, smoothen Handlungsverlauf, der, obwohl sehr langsam und bedächtig erzählt, niemals langweilt. Zwar bleiben dabei kleine Kitscheinlagen ebenso wenig aus, wie das Bemühen diverser Gangsterstoryklischees, im Großen und Ganzen kann man Jesse V Johnson, der auch das Drehbuch verfasste, hier aber nur auf die Schulter klopfen.

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Dabei ist Eric Roberts wahrlich Johnsons größter Trumpf, denn dieser spielt hier mit einer ungeahnten Spielfreude auf, hat einen herrlich larmoyanten Spruch nach dem anderen auf den Lippen, ist unglaublich cool und macht auch in der Action eine verdammt gute Figur. Hier muss er vor allem Ballern, darf aber auch das eine oder andere Mal Kauleisten knicken und Knochen verbiegen. Flankiert wird er von der herrlich natürlich aufspielenden Irina Björklund, die Merle immer mal wieder aufbrechen darf und sein Handwerk hinterfragt. Gleichzeitig ist sie kein naives Püppchen, das sich herumschubsen lässt, sondern Jackie hat definitiv auch ihren eigenen Kopf. In den Szenen zwischen ihr und Roberts sprüht dann die Leinwand förmlich Funken. Toll! In den Nebenrollen gibt es mit Robert Davi als herrlich schmierigen, am liebsten im Trainingsanzug herum springenden Oberbäddie, Michael Ironside in einem Cameo und Geoffrey Lewis als Waffenhändler echte B-Film Charakterfressen, die die Story um die Halb- und Unterwelt Amerikas mit viel Flair versehen. Zudem geben sich auch die Johnson Regulars Keith David, Bookeem Woodbine und Dominic Vandenberg die Ehre und runden den Cast trefflich ab.

Der Film selber wird von drei wuchtig brachialen Actioneinlagen abgerundet. In allen dreien kommt Johnsons Anspruch, die verheerende Wirkung großkalibriger Waffen auf Menschen und Umgebung aufzuzeigen, überdeutlich zum Tragen. Auch hier geht man actionfilmtypisch hinter Holztüren und Sofas in Deckung, doch bei The Butcher gehen da die Kugeln durch. Selbst Betonmauern werden durchschlagen und die deutlich weicheren Menschen dahinter müssen ordentlich leiden. So fliegen in den großen Shoot Outs auch sprichwörtlich die Fetzen, fliegen Arme ab, werden Beine zerschossen, platzen die Bloodpacks und wird sogar ein ganzer Kopf weggesplattert. Dabei ist vor allem der Showdown ein Fest für jeden Actionfan, denn hier inszeniert Johnson auf deutlich höherem Niveau als in den vorhergehenden Actionszenen, bei denen es immer wieder mal schwach choreographierte Momente zu bestaunen gibt. Allerdings dürften da auch die Production Values mit hineinspielen, denn wie ich bei Johnson Filmen immer wieder gerne erwähne, braucht der Mann für seine Actionszenen immer mindestens noch eine Kamera mehr, die für seinen Cutter noch mehr Perspektivmöglichkeiten liefern könnte. So steht Eric Roberts immer mal recht ungeschützt in der Gegend herum und 10 Mann treffen ihn nicht, obwohl sie gut 100 Schuss pro Minute raushauen. Hier leidet dann ab und an die Glaubwürdigkeit. Aber im Showdown hat man diese Momente nicht ... und liefert so ein bretthartes Ende ab, das in einem lakonischen Rededuell zwischen Roberts und Davis verdammt stilvoll ausklingt und in Konzeption und Umsetzung stark an die Pubballerei in Im Vorhof der Hölle erinnert.

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Kurzum: Johnson beweist wieder einmal eindrücklich, dass er B-Filmtechnisch eine der größeren Hoffnungen ist, der, wenn das Drehbuch stimmt, sogar richtig nette Filme inszenieren kann, die sich nicht nur über ihre Action definieren. Natürlich ist er kein Ritchie oder Tarantino, weshalb manche Dialoge ein wenig zu gewollt cool wirken und letztlich deutlich steifer rüberkommen als intendiert und auch das Gangsterthrillerrad erfindet er definitiv nicht neu. Doch mit dem rotzencoolen Eric Roberts, der netten Liebesgeschichte zwischen Merle und Jackie, der brettharten, mit zunehmender Laufzeit immer brachialer und besser werdender Action und der gediegenen und stilvollen optischen Umsetzung hat Johnson hier einige echte Asse im Ärmel – die zudem eindrücklich stechen!
:liquid7:

Die deutsche DVD von Mr. Banker / Sunfilm ist nur mit einer Spio / JK Freigabe gänzlich uncut, hat dann aber die hohe Freigabe auch mehr als verdient.

In diesem Sinne:
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Beitrag von Joker6686 » 25.08.2009, 14:49

Na endlich haben wa nen Review ;)

Sehr fein geschrieben und trifft es ziemlich genau, The Butcher bietet ordentliche Darsteller, nen schönen Soundtrack und am allerwichtigsten ordentlich rockende Ballereien, die teils recht splattrig ausgefallen sind. Schwächen seh ich bei dem Film vorallem, bei der Wahl der Location und dem Schnitt, da könnte der Jesse noch nen bisschen mehr rausholen, wobei wie schonmal von freeman erwähnt, es auf grund einer weiteren fehlenden Kamera in den Actionszenen etwas undynamisch zugeht.

:liquid7:

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Beitrag von McClane » 26.08.2009, 09:41

Ich stimme in den Kanon mal mit ein, sehe den ähnlich. Ein erfreulich reifer Actionthriller, der mich eher an "Carlito's Way" denn an "Scarface" erinnert hat (eine MG-Szene ist da die einzige Parallele), denn "The Butcher" ist ein eher ruhiger Vertreter seiner Zunft und nimmt sich Zeit seinen Helden zu charakterisieren. Das hat mich zudem etwas an Michael Mann erinnert, ebenso die sehr lauten Schussgeräusche in den Actionszenen, die zwar von geringer Zahl, aber dafür sehr wuchtig sind. Es wird zwar nur dreimal ausgiebig geballert, aber wenn dann richtig. Eric Roberts spielt das Ganze super, ählich gut der Nebencast. Schwachpunkte sind die altbackene Geschichte vom altgedienten Gangster mit Killerinstinkt, der abserviert werden soll, und mit mehr Budget würd das Teil stellenweise auch etwas besser ausschauen, aber das stört nur teilweise.

:liquid7:
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Beitrag von StS » 22.09.2009, 07:35

"the Butcher": Das ist im Grunde genommen nichts weiter als eine richtige starke One-Man-Show von Eric Roberts ... was allerdings zwischen ihm und einem guten Film steht, das ist Regisseur und Drehbuchautor Jesse V. Johnson, der hinter der Kamera teilweise derart unbeholfen zu Werke ging, dass man des Öfteren mit den Augen rollen, den Schultern zucken und/oder sich die selbstkritische Frage stellen muss: "Hey, der Mann ist hauptberuflicher Stuntman - was hab ich eigentlich erwartet?" Das Skript ist "08/15" und bietet keinerlei Innovationen - ist aberhin im "soliden B-Film-Mittelmaß" (bewertend) zu verorten. Das Problem ist die Inszenierung: Etliche Einstellungen sind okay und gar nicht mal verkehrt arrangiert, so manche indessen irgendwie ungelenk, was dem allgemeinen "Flow" entgegenwirkt bzw. eine holprige Note verleiht. Und nein, ich spreche hier nicht einmal von den 4-5 "Ich stehe ohne Deckung mitten im Raum unter Beschuss aus automatischen Waffen, werde aber nie getroffen"-Szenen - auch nicht von einem ungeschickt eingefügten Gewaltakt gleich zu Beginn, der wohl als Punchline für Michael Ironside´s Cameo Wirkung zeigen sollte, das Ziel aber nicht sonderlich ersprießlich erreicht. Dazu kommen die verwendeten "Stilmittel": Flashbacks in grobkörniger Optik sind ja absolut in Ordnung - aber ein Boxkampf in Schwarzweiß passt in dem betreffenden Moment einfach nicht, ebenso wenig wie die Notwendigkeit, den Hintergrund einer "noch warmen" Zigarre in einem Aschenbecher per Rückblende (!) aufzeigen zu müssen (schön, dass das Publikum für total unintelligent gehalten wird). Die Gewaltszenen sind hart, direkt und überraschend spärlich in ihrer Zahl, was ihre Wucht verstärkt - sowie von ihrer Qualität her weitestgehend gelungen, obgleich Jesse im Rahmen des Showdowns (übrigens eine Art "dreckig-billige "State of Grace"-Variante") auch da den Bogen mit einem aufgesetzt anmutenden Headshot unnötig überspannt. Schade. Was bleibt ist ein passables B-Movie mit einem tollen E-Rob. Mit einem besseren Drehbuch, einem fähigeren Regisseur und einem etwas höheren Budget hätte durchaus eine kleine Genre-Perle dabei herauskommen können - so dagegen reicht es nur für...

:liquid4: - mit einer gewissen Tendenz zur :liquid5:


@ Freeman: "Auch hier geht man actionfilmtypisch hinter Holztüren und Sofas in Deckung, doch bei The Butcher gehen da die Kugeln durch." ... aber "leider" nur die von Eric, während ihm hinter der Bar am Ende scheinbar nur Gefahr von herabfallendem Glas droht, da die Geschosse der Baddies (immerhin Schrotflinten und automatischen Waffen) die Holzverkleidung (a) nicht durchschlagen und die Schützen (b) eh scheinbar ohnehin weitestgehend nur auf die Flaschen in den Regalen darüber "zielen" bzw. feuern... :wink:

Übrigens: Die deutsche BluRay ist qualitativ nicht zu empfehlen, da bestenfalls auf mäßigem DVD-Niveau (liegt aber hauptsächlich an dem Augangsmaterial des Films an sich)...

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Beitrag von freeman » 22.09.2009, 08:21

aber "leider" nur die von Eric, während ihm hinter der Bar am Ende scheinbar nur Gefahr von herabfallendem Glas droht,
Stahlgrundgerüst, Holzvertäfelung ... Als Harrison Ford Fan kenn ich mich mit dem Schreinern von großen "Möbeln" aus ;-) ... Glücklicherweise hat der Eric genau die Stelle in der Bar gefunden, wo geschlampft wurde, durch die er dann ja auch zweimal ballert ... Er ist halt Gott, der E-Rob :lol: ;-)

In diesem Sinne:
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Beitrag von StS » 22.09.2009, 09:04

Jip, der E-Rob rockt! 8-)

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Beitrag von Dr Dolph » 31.10.2009, 15:03

Heute gekommen und sofort gesichtet.
Der Film rockt derbe, Eric ist die coolste Sau weit und breit, seine One-Liner sinds stellenweise auch, die Action haut rein und ist gut inszeniert.
Die Story ist zwar alt, aber doch gut, ich steh sowieso auf solche Storys und auch der Rest des Casts ist sehr überzeugend.
Lediglich die Action hätte etwas mehr sein können, ich bin zwar auch so schon vollends zufrieden, aber mehr Action geht immmer, vor Allem wenn sie so gut inszeniert ist.
Von mir gibts pralle :liquid8:

Gast

Beitrag von Gast » 07.07.2010, 23:02

Fängt betulich an & steigert sich in ungeahnte blutige shootouts die über die uncut freigabe erstaunen lassen!
da wirdn Kopf weggeschossen,n paar finger,ein bein........
Und der deutsche zusatz- The New Scarface stammt wahrscheinlich aus einer szene in der Roberts mitn Dickes MG ein club auseinander nimmt!
Darstellerisch machen es alle gut- Roberts als "Aufräumer" hat mich beeindruckt!
Die Athmo ist gut,die optik auf hohem niveau ( fürn b-movie top!) , das einzige manko is mal wieder die deutsche synchro- einfach nur schlecht!

minus der depperten synchro, noch sehr gute 8/10

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