
Originaltitel: Terminator: the Sarah Connor Chronicles
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: David Nutter, Paul A. Edwards, Sergio Mimica-Gezzan, Matt Earl Beesley, Jeffrey G. Hunt, Charles Beeson, J. Miller Tobin, Mike Rohl
Darsteller: Lena Headey, Thomas Dekker, Summer Glau, Richard T. Jones, Brian Austin Green, Garret Dillahunt, Dean Winters, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/video/screenplay/vi1542062361/
Wenn sich irgendwelche Entscheidungs- und Verantwortungsträger in Hollywood (oder halt sonstwo auf der Welt) nach ausgiebigen Überlegungen, Abwägungen und Beratungen tatsächlich mal (wieder) dazu entschließen, einen in der Vergangenheit veröffentlichten Spielfilm in Form einer Fernseh-Serie zu adaptieren bzw fortzuführen, was dann ja allgemein der Bezeichnung „Spin-Off“ zugeordnet wird, handelt es sich bei der betreffenden Bestrebung stets um ein zweischneidiges Schwert: Einerseits sind verschiedene (zuträgliche) Grundvoraussetzungen bereits gegeben, wie dass das Publikum schon von Anfang an mit bestimmten Charakteren, Inhalten und Gegebenheiten vertraut ist sowie eventuell gar eine existente (etablierte) Fanbasis dem neuen Material erwartungsvoll entgegenfiebert – auf der anderen Seite besteht allerdings ebenso die (relativ große) Gefahr, gerade letztere zu enttäuschen oder vor den Kopf zu stoßen, zumal im Rahmen des gesamten Realisierungs-Prozesses eine ganze Reihe an Veränderungen unausweichlich sind, etwa hinsichtlich der zur Verfügung stehenden (nicht nur finanziellen) Ressourcen, der Einbettung in das neue (TV-) Format, der Cast&Crew-Zusammenstellung oder einer möglicherweise angestrebten neuen (inhaltlichen oder stilistischen) Ausrichtung der spätestens jetzt als Franchise angesehenen Materie bzw Angelegenheit. Und wenn ich so darüber nachdenke, kommen mir persönlich auch deutlich mehr mäßige als irgendwie positiv einzuordnende Beispiele eines solchen Vorgehens in den Sinn…
Im November 2005 wurde die Öffentlichkeit per Pressemitteilung darüber informiert, dass sich „C2 Pictures“ (u.a. vertreten durch die erfahrenen Produzenten Mario Kassar und Andrew G. Vanja) gerade dabei befand, in Zusammenarbeit mit „Warner Brothers Television“ und der „Fox Broadcasting Company“ eine auf den „Terminator“-Kinoerfolgen basierende TV-Serie zu entwickeln – aus diversen Gründen beim besten Willen keine leichte Aufgabe: Der Originalfilm, ein recht kleines und verhältnismäßig gradlinig gestricktes Projekt, das jedoch beileibe nicht unclever (u.a.) die zu jener Zeit vorherrschenden Ängste der Industriearbeiter vor dem Verlust ihrer Jobs angesichts einer immer umfangreicheren Automatisierung in die erzählte Geschichte mit einband, erschien im Jahre 1984, avancierte rasch zu einem (Kult-) Hit, der später gar als „moderner Klassiker“ Anerkennung fand, und markierte simultan die Initialzündung der herausragenden Werdegänge James Camerons und Arnold Schwarzeneggers. 1991 erhöhte das Sequel („Judgement Day“) die Messlatte in Sachen „Special Effects“ und „Action Blockbuster“ ein nicht unerhebliches Stück, erweiterte die Struktur der Gesamt-Story stärker und präsentierte Arnie erneut als Kampfmaschine aus der Zukunft – nur dass er dieses Mal auf Seiten der Guten stand, was sowohl als eine lahme Image-Entscheidung als auch nette Weiterführung des zuvor erwähnten Hintergrundgedankens zu sehen ist, nämlich dass die moderne Technik an dem Punkt inzwischen zu einem normalen und überwiegend positiv-hilfreichen Faktor im Alltag geworden war. 2003 wurde dann eine zweite Fortsetzung („Rise of the Machines“) nachgeschoben – ohne Mastermind Cameron kam dabei jedoch nichts weiter als ein oberflächliches und (teuer) aufgeblasenes B-Movie ohne Tiefen- oder Langzeitwirkung heraus, das seitens der Kritiker und des Publikums (gleichermaßen wie zurecht) vergleichsweise schwach angenommen wurde…
Wie nun also vorgehen und wo am besten ansetzen, um der Reihe auf diesem neuen, schwierigen sowie unweigerlich mit Einschränkungen verbundenen (Fernseh-) Parkett neues Leben einzuhauchen? Ärgerlich zudem in diesem Zusammenhang, dass der dritte Streifen selbst auf inhaltlicher Ebene so einiges an Schaden angerichtet hatte – man kann ihn ja schließlich nicht einfach ignorieren…oder? Aber klar doch – so lange man der von Cameron, Gale Anne Hurd und William Wisher geschaffenen „Mythologie“ treu bleibt! „Judgement Day“ bekräftigte bekanntermaßen die Botschaft, dass man sein Schicksal stets in die eigenen Hände nehmen und somit die Zukunft permanent verändern kann – dieser Kerngedanke, in Verbindung mit dem gegebenen Handlungs-Rahmengerüst, welches ja die Möglichkeit von Zeit-Reisen und (entsprechend auch) -Manipulationen zulässt, lieferte den Verantwortlichen die erhoffte, benötigte sowie bewusst ins Auge gefasste Ausgangsbasis, um mit diesem bzw ihrem Vorhaben gut durchzukommen, ohne dabei allzu umfangreiche Angriffsflächen für kritische Anfeindungen preiszugeben…
Der von Josh Friedman („the Black Dahlia“/„War of the Worlds“) konzipierte Pilotfilm knüpft, gemäß des gewählten sowie von mir beschriebenen Ansatzes, nahezu nahtlos an das Ende von „T2“ an – genau genommen knapp zwei Jahre nach jenen dort gebotenen Ereignissen: Ihrer Befreiung aus der Psychiatrie und der Zerstörung von „Skynet“ bzw Sprengung der „Cyberdyne Systems“-Zentrale folgend, wodurch der fatale Krieg zwischen den Menschen und Maschinen vorerst abgewendet scheint (bzw schien), befindet sich Sarah Connor (Lena Headey) mit ihrem Sohn John (Thomas Dekker) nichtsdestotrotz weiterhin auf der Flucht – und zwar in erster Linie vor den ihr das Ableben des Wissenschaftlers Miles Dyson zur Last legenden Behörden, hauptsächlich vertreten in Gestalt des FBI-Agenten James Ellison (Richard T. Jones). Unter dem angenommenen Nachnamen „Reese“ haben sie sich inzwischen zumindest die Grundlage einer neuen Existenz aufbauen können – und zwar an der Seite des Sanitäters Charley Dixon (Dean Winters), welcher Sarah herzlich liebt und für John wie ein Vater ist, seinerseits nur halt nichts von der „Vergangenheit“ der beiden weiß. Als er ihr eines Tages einen Heiratsantrag macht, wird der noch immer unter schrecklichen Albträumen, Befürchtungen und Paranoia-Attacken leidenden Sarah das alles aber schlichtweg zuviel – worauf sie einen erneuten Schlussstrich zieht, eilig ihre Habseligkeiten zusammenpackt und gemeinsam mit John in ein anderes unauffälliges Kaff zieht. Da der besorgte Charley sie allerdings bei den Cops als vermisst meldet, kommt der auf die Anzeige aufmerksam gewordene Ellison ihr auf diese Weise wiederum auf die (nun deutlich frischere) Spur – bloß leider nicht nur er, sondern ebenso ein aktiver Terminator, welcher auf die Tötung Johns ausgerichtet ist und sich wenig später als Aushilfslehrer „Mr.Cromartie“ (Owain Yeoman) an der neuen Schule seiner Zielperson einschleicht sowie umgehend das Feuer auf den Fünfzehnjährigen eröffnet, nachdem er ihn im Klassenraum eindeutig zu identifizieren vermochte. Zum Glück (für John) entpuppt sich seine süße Mitschülerin Cameron (Summer Glau) jedoch als eine aus der Zukunft zu seinem Schutz entsandte (re-programmierte) „Terminatrix“, welche ihn (und kurz darauf auch seine Mutter) rettet bzw aus dieser brenzligen Lage befreit. Ihre Mission ist es, John unter allen Umständen zu schützen – denn unabhängig der bislang erzielten Erfolge „ging“ der Supercomputer „Skynet“ 2011 dennoch in Betrieb und „leitete“ so den Anfang des Endes der Menschheit ein. Zu dritt reisen sie nun also zurück nach Los Angeles, wo sie erste diesbezügliche Nachforschungen anstellen – zum Beispiel indem sich Sarah mit Dyson´s Witwe Terissa (Charlayne Woodard) trifft. Cromartie ist ihnen aber weiterhin dicht auf den Versen: Irgendwann kann er sie gar innerhalb eines Bankgebäudes aufspüren – und zwar in genau dem Moment, in welchem Cameron eine vorbereitete Zeitmaschine in Betriebsbereitschaft bringt: Sarah gelingt es gerade noch, ihrem Angreifer einen effektiven Treffer zu verpassen – dann werden sie, John und seine Beschützerin ganze acht Jahre in die Zukunft befördert…
Gut möglich, dass einige Zuschauer dieses (im speziellen Kontext durchaus leicht befremdlich anmutende) „Gimmick“, welches im Übrigen die Pilotfolge ausklingen lässt, nicht gerade mit überschwänglicher Begeisterung zur Kenntnis nehmen werden – u.a. weil die Erläuterung der Konstruktion etwas holprig daherkommt sowie die Legitimation der Tatsache, dass der abgesprengte Kopf Cromarties mit teleportiert wird, selbständig erdacht werden muss (die Erklärung dafür ist aber absolut logisch). Der Hintergrund dieser Entscheidung ist allerdings zugleich zweckmäßiger wie cleverer Natur: Ein Ansiedeln der Handlung in der „Gegenwart“ (2007) erleichtert die Produktionsbedingungen (Sets, allgemeine Kosten etc), stellt der Story verschiedene („seit damals“) viel weiter entwickelte Technologien zur Verfügung, erhöht die Dringlichkeit der Bemühungen (in ihrem Kampf gegen die Inbetriebnahme „Skynets“ haben sie eine Menge Zeit verloren) – und umschifft gekonnt ein zentrales Detail, welches in „T3“ bekannt gegeben wurde sowie für nicht unerheblichen Unmut seitens der Fans sorgte, nämlich Sarah´s Tod als Folge eines Krebsleidens. Sie, die wohl interessanteste Figur der ersten zwei Filme, steht, gesund sowie mit gewohnt starker Persönlichkeit, im Mittelpunkt dieser Serie, welche sich fortan entlang einer alternativen Zeitachse bewegt und entsprechend der gewählten Ausrichtung ihren Namen trägt: „the Sarah Connor Chronicles“.
Der Einstieg, und somit der erste dem erwartungsvollen Publikum präsentierte Eindruck, ist wahrlich ein echter Kracher – besonders für „Made for TV“-Verhältnisse: Eröffnet wird in Gestalt einer überraschend furiosen sowie unweigerlich Beachtung sichernden Action- Schrägstrich Albtraum-Sequenz – gefolgt von einem mit Schießereien, Verfolgungsjagden, Kämpfen und Explosionen prall gefüllten weiteren Verlauf dieser temporeichen wie ansprechend kurzweiligen Start-Episode. Für die Inszenierung dieser verpflichtete man den äußerst erfahrenen TV-Regisseur David Nutter, der nicht nur etliche Folgen der „X-Files“ sowie den schwer unterschätzten Kinofilm „Disturbing Behavior“ (1998) realisierte, sondern innerhalb der Branche außerdem als ein echter Experte für „Pilots“ gilt, von denen er den Sendern bislang mehrere (teils sehr namhafte) ablieferte – wie etwa jene zu „Millennium“, „Roswell“, „Dark Angel“, „Smallville“, „Without a Trace“, „Supernatural“ oder „the Mentalist“. Seine Umsetzung ist kompetent und weiß zu gefallen. Friedman´s Teleplay indessen beschränkt sich im Wesentlichen darauf, inhaltlich den Stein anständig ins Rollen zu bringen: Im Prinzip erinnert vieles an den Aufbau von „T2“ – zügig wird die Prämisse etabliert, werden Verknüpfungen hergestellt sowie (fürs Verständnis bzw den Zusammenhang) notwendige Dinge erneut in Erinnerung gerufen, während der Plot gradlinig auf den Zeitsprung zusteuert, welcher dann den Ausgangspunkt für die restliche(n) Staffel(n) bildet. Die investierten Mühen haben sich gelohnt – die Rechnung ging auf: Als die Serie im Januar 2008 auf Sendung ging, schalteten rund 18,3 Millionen Zuschauer ein…
Eine auffällige Veränderung, die Friedman zwischen dem (vorab produzierten) Auftakt und der „ersten regulären Episode“ vornahm, welche übrigens den Titel „Gnothi Seauton“ trägt („Erkenne Dich selbst!“: eine im antiken griechischen Denken oftmals zitierte Forderung), ist dass Cameron nun plötzlich viel stärker wie ein Roboter wirkt (kalt/„hölzern“/effizient), was der bewusst ins Spiel gebrachte Spitzname „Tin Man“ zusätzlich unterstreicht – ein klarer Gegensatz zu ihrem sehr menschlich-angepassten Auftreten als John´s Klassenkameradin zu Beginn. Da hat man wohl auf Kritik aus irgendeiner (scheinbar nicht unerheblichen) Richtung reagiert – doch obgleich diese Diskrepanz in ihrem Verhalten im ersten Augenblick zu gewissen Irritationen führt bzw führen kann, stellt sich gerade diese Entscheidung im weiteren Fortschreiten der Handlung als herausragend ersprießlich für den Unterhaltungswert heraus (mehr dazu später). Ansonsten wird die Kontinuität allerdings gewahrt – und so finden sich Sarah, John und Cameron nun also im heutigen L.A. wieder: Dort bleiben sie jedoch nicht lange unbemerkt, denn drei nackte Personen, die mitten auf einer vielbefahrenen Straße einer Energiekugel entsteigen, erregen zwangsweise nicht unerhebliches Aufsehen – und da jeder zweite inzwischen technologische Möglichkeiten am Mann trägt, mit denen sich Videos erstellen lassen (Handys, Camcorder etc), landet ein solcher Clip auch flugs in den örtlichen Nachrichten, was Agent Ellison wiederum auf den Plan ruft, ebenso wie Charley, der inzwischen aber mit einer anderen Frau (Sonya Walger) verheiratet ist. Ihre alten Kontakte ausnutzend, beschafft ihnen Sarah umgehend neue Identitäten, worauf Cameron und John (als Geschwister „getarnt“) erst einmal eingeschult werden, um keinerlei Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – doch vornehmlich machen sie sich gemeinsam an Nachforschungen, die veränderten (und somit unbekannten) neuen Ursprünge von „Skynet“ aufzuspüren. Einer der Ansätze führt sie zu dem Programmierer Andy (Brendan Hines), der einen äußerst intelligenten Schach-Computer („the Turk“) erschaffen hat, welcher eventuell zum künftigen Gehirn des Systems werden könnte. Im Zuge dieser Bemühungen stellt sich allerdings rasch heraus, dass zudem verschiedene andere Männer und Maschinen aus der Zukunft in speziell diese Zeit zurückgeschickt wurden – beispielsweise ein kleines, von John´s Onkel Derek Reese (Brian Austin Green) angeführtes (Widerstandskämpfer-) Team sowie mindestens zwei weitere Terminatoren, die fortan neben Cromartie, welcher sich neu zusammengesetzt sowie ein anderes Erscheinungsbild (Garret Dillahunt) angenommen hat, in der Stadt ihren jeweiligen Missionen nachgehen. Schneller als es ihnen lieb ist, geht der Kampf ums eigene Überleben sowie Schicksal der Menschheit in die nächste Runde…
Nach dem Action- und Tempo-reichen Auftakt, der seinen Zweck zur vollsten Zufriedenheit erfüllt (Interesse wecken, potentielle Vorurteile oder Befürchtungen des Publikums entkräften sowie die neue Sendung aus dem Stand heraus geschmeidig ins Rollen bringen), lösen sich die Kapitel der „Sarah Connor Chronicles“ ohne Umschweife (aber sehr fließend) im erforderlichen Maße von den Strukturen der vorausgegangenen Kinofilme, welche ja jeweils primär dank ihrer atemlosen Verfolgungs- und Konfrontations-Szenarien sowie (zumindest im Falle der Sequels) extrem aufwändigen Machart auffielen bzw zu punkten vermochten. Ohne ansatzweise vergleichbare finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu haben, war von Anfang an klar, dass die Show einen anderen Pfad beschreiten musste – und da bot es sich natürlich (gleich aus mehreren Gründen heraus) an, der Franchise auf diesem Wege endlich mal eine reichhaltigere Story- und Charakter-Beschaffenheit zu verleihen. Eine weise Entscheidung, den Fokus der Serie quasi zu splitten: Neben der ständigen Flucht vor den Behörden, den regelmäßigen Auseinandersetzungen mit den verschiedenen entsandten Terminatoren sowie dem konstanten Bestreben, die drohende Apokalypse (binnen eines überschaubaren Zeitraums) doch noch abzuwenden, steht vor allem die Beziehung zwischen Sarah und John besonders prominent im Zentrum der Betrachtung – und genau diese sinnvolle wie ersprießliche Verteilung bzw Gewichtung ist es (unterm Strich) dann auch, welche die ergiebigsten Stärken der gesamten Produktion generiert.
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